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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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wütend.«
    »Vielleicht hat er etwas gesucht, das er nicht finden konnte.«
    »Aber was? Geld?«
    »Wenn es Geld gewesen wäre, hätte er im Schlafzimmer gesucht. Unter den Sesselkissen. Im Kamin.« Ihr gelang ein schwaches Lächeln. »Ich weiß noch, wie in die Wohnung meiner Schwester eingebrochen wurde. Damals haben sie es so gemacht. Nein. Es war etwas hier, was er wollte. Etwas ganz Bestimmtes.«
    »Der Halsreif?«
    »Aber wie hätte er wissen können, daß er hier war?«
    Sie sahen sich an.
    Marcus.
    Das Wort war nicht ausgesprochen worden, aber es war da, hing in der Luft. Kate schüttelte den Kopf. Marcus als Person war eine Erfindung, eine Erfindung, die sie und Greg und Alison sich auf seltsam spontane Weise ausgedacht hatten, geschaffen von einem fruchtbaren Kopf, ihrem Kopf, und genährt durch die Einflüsterungen zweier verschlagener Souffleure, Greg und Alison.
    »Wer wußte noch davon?« fragte Greg leise. »Sie haben an jemanden gedacht, gerade eben.«
    »Nur an Marcus«, sagte sie.

XXI
    Die Polizei verbrachte viel Zeit damit, den Abstellraum im Cottage zu durchsuchen, und es war schon nach vier, als die müden Männer in ihr Auto stiegen und den holprigen Weg zurück zur Redall-Farm fuhren, gefolgt vom Land Rover der Lindseys. Kate stand einen Moment lang da und beobachtete die Rücklichter des Polizeiautos, wie sie im Wald verschwanden. Dann folgte sie den anderen ins Haus. In ihrem Kopf drehte sich alles, sie war erschöpft. Ihr wurde klar, daß sie Redall Cottage in der kurzen Zeit, die sie jetzt hier war, lieben gelernt hatte, trotz ihrer gelegentlichen Nervosität, und plötzlich war das Zutrauen, das sie zu dem Ort gehabt hatte, zerstört worden. Es war, als habe ein neuer Freund sich wie aus heiterem Himmel umgedreht und ihr ins Gesicht geschlagen.
    Diana war in der Diele stehengeblieben, um auf sie zu warten. »Sie können in Gregs Zimmer schlafen, Kate. Er ist schon nach oben gegangen, um das Bett frisch zu beziehen.«
    »Und wo schläft er?« Kate folgte ihr in das wohlbekannte Wohnzimmer. Das Feuer war zu Asche geworden, trotzdem war es immer noch gemütlich warm. Und es duftete nach Kaffee und Wein und einem leichten Anflug von Oregano und Knoblauch von dem Essen vor so vielen Stunden.
    »Da machen Sie sich mal keine Gedanken«, meinte Roger streng. »Er hat mein Arbeitszimmer da drüben als Studio beschlagnahmt.« Er zeigte auf ein Zimmer gegenüber der Diele, das sie bis jetzt noch nicht gesehen hatte. »Da drin kann er seine Zelte aufschlagen. Sie sehen ganz erschöpft aus, liebe Kate. Ich schlage vor, Sie gehen direkt nach oben und legen sich schlafen. Morgen früh besprechen wir dann alles.«
    Trotz ihrer Müdigkeit musterte Kate Gregs Schlafzimmer, als sie sich auf das Bett setzte. Ein Schlüssel zu seiner Persönlichkeit ließ sich hier nicht finden. Der Raum war das Gästezimmer des Hauses gewesen, und so sah er auch immer noch aus. Die Einrichtung, obwohl hübsch und bequem, verbreitete jene eigenartige, Gästezimmern eigene Atmosphäre, niemand Bestimmtem zu gehören. Der Stil war zu feminin für Greg, zu maskulin für das Zimmer einer Frau.
    Sie betrachtete seine Sachen auf dem Tisch am Fenster. Vor dem kleinen, viereckigen Ankleidespiegel lagen verschiedene Gegenstände. Neben der obligatorischen Bürste und einem Kamm lagen dort auch Manschettenknöpfe œ also trug er Gesellschaftskleidung, wenn es sein mußte. Irgendwie konnte sie sich das nicht richtig vorstellen. Außerdem gab es da noch einen offenbar unbenutzten Pinsel, mehrere Bleistifte verschiedener Stärke, einen Haufen Kleingeld, eine zerknüllte Zugfahrkarte, ausgestellt an der Liverpool Street, eine Reihe von Büroklammern, ein paar Stück Polo Pfefferminz in den zerknitterten Überresten von Silberpapier, und eine wunderschön emaillierte Schnupftabakdose. Sie hob letztere auf und besah sie sich genau, verzaubert, dann ließ sie ihren Blick weiter durch das Zimmer wandern. Die Wände waren mit einer hübschen, geblümten Tapete bedeckt und durch die Balken mit einem Kreuzmuster versehen; die Decke war niedrig, die Möbel hauptsächlich viktorianisch. Es war klein, gemütlich und sicher.
    Sie brauchte nur zwei Minuten, um sich auszuziehen, das Baumwollnachthemd überzustreifen, das sie zusammen mit ihrer Zahnbürste in die Umhängetasche gestopft hatte, und dankbar ins Bett zu schlüpfen.
    Kate zog das Federbett über den Kopf und schloß die Augen. Minuten später öffnete sie sie wieder. Sie war zu müde, zu

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