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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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seinem Blick dreißig Sekunden lang stand. »Nicht völlig. Nein.«
    »Das ist ein bißchen mehrdeutig, wenn ich das sagen darf. Ist das so zu verstehen, daß Sie mich immer noch verdächtigen?« »Es gibt einen Ausdruck, der es, wie ich finde, ganz gut trifft.
    Wenn Ihnen der Schuh paßt.«
    »Offensichtlich glauben Sie es.«
    Mit einem Schulterzucken ging sie zur Tür. »Es fällt mir schwer, mir darüber klar zu werden, Greg. Sagen wir es so.
    Wenn Sie es nicht sind, dann glaube ich, sollten wir uns zusammen mit Allie große Sorgen machen.«
    »Ich möchte Ihnen etwas zeigen, bevor Sie gehen, um Ihren Kaffee zu trinken.« Greg stand auf. Er ging hinüber zum Schreibtisch und suchte in der untersten Schublade unter einem Stapel von Notizbüchern seines Vaters, nahm eine Phototasche heraus und legte sie auf den Schreibtisch. »Ich habe Ihre Bilder entwickeln lassen.«
    Sie sah ihm ins Gesicht, dann zog sie aus der Tasche ihrer Jeans ihre Brille. Sie griff nach der Tüte, schlug sie auf und nahm die Photos heraus. Alles war still im Zimmer, während sie die Bilder studierte. Als sie wieder zu ihm aufsah, war ihr Gesicht noch bleicher als zuvor. »Sie könnten sie gefälscht haben.«
    »Ach, kommen Sie. Das wäre ein bißchen zu viel der Mühe.« »Haben Sie sie Allie gezeigt?«
    »Natürlich nicht.«
    Sie sah wieder auf die Photos. Sie waren gut geworden, trotz des schlechten Lichts. Jedes Sandkorn war zu sehen, jede Schichtlinie, jede Spur von Seetang und jede Muschel. Auf dreien der Photos war, gut sichtbar, noch etwas anderes, etwas, das sie nicht bemerkt hatte, als sie die Photos gemacht hatte. »Was, glauben Sie, ist das?«
    Greg hatte sich neben ihr über den Schreibtisch gebeugt. »Es sieht aus wie etwas, das sich schnell dreht; ein Staubteufel; ein Wirbelwind vielleicht. Wie sah es aus, als Sie die Photos gemacht haben?«
    Sie schüttelte sprachlos den Kopf. »Ich habe es nicht gesehen.
    Ich habe überhaupt nichts Ungewöhnliches gesehen.«
    Unwillkürlich lief ein Zittern durch ihren Körper. »Das Licht war nicht besonders gut. Ehrlich gesagt, ich habe nicht geglaubt, daß sie was werden würden.« Sein Kopf war sehr nah neben dem ihren, als sie sich über den Schreibtisch beugten. Sie war überrascht, daß sie ein seltsames Kribbeln, etwas wie Erregung spürte, als seine Schulter die ihre streifte. Verärgert über sich selbst, stand sie abrupt auf, nahm eines der Photos und ging damit zu der Lampe, bei der sie gesessen hatte. Der ganze Rand des Bildes war scharf und klar, aber ungefähr am Ende des oberen Drittels, etwas links von der Mitte war eine seltsame, sich drehende, helle Masse zu sehen. »Glauben Sie, daß meine Kamera irgendwie Licht reingelassen hat?« fragte sie langsam.
    Sie hielt das Photo näher an die Lampe.
    »Das glaube ich nicht. Dann wäre das ganze Bild nichts geworden. Wenn Sie sich die Ränder anschauen, können Sie alles völlig klar sehen. Hier. Versuchen Sie‘s damit.« Er nahm ein Vergrößerungsglas, das auf dem Schreibtisch gelegen hatte.
    »Sie sehen, das Ding, was immer das ist, hebt sich deutlich von dem Hintergrund ab. Es war davor, hat ihn verdeckt.« Sie nahm das Glas und sah hindurch. »Haben Sie eine Theorie?«
    »Ich glaube, es ist ein Energiefeld.«
    »Und woher, glauben Sie, kommt die Energie?« Ihre Frage war vorsichtig.
    »Meiner Ansicht nach gibt es drei Möglichkeiten. Die erste ist eine menschliche Quelle. Sie.« Er sah sie an. »Könnten Sie eine Art Kraftfeld freigesetzt haben? Unterdrückte Wut vielleicht?
    Entrüstung? Frustration?« Er grinste. »Ich nehme mal an, Ihnen sind alle drei Stimmungen vertraut, seit Sie im Cottage eingezogen sind.«
    »Wahrscheinlich«, erwiderte sie scharf. »Aber nicht in ausreichenden Mengen, glaube ich, um einen Wirbelwind zu erzeugen.« Er stand wieder dicht neben ihr und starrte auf das Bild in ihrer Hand. Dieses Mal blieb sie stehen. »Wie lauten Ihre anderen beiden Erklärungen?« fragte sie.
    »Daß es genau das war, ein Wirbelwind, und daß Sie ihn übersehen haben. Oder die Energie kam aus der Erde.« »Die erste Möglichkeit kommt nicht in Frage.« Sie hoffte, daß
    er das plötzliche Beben in ihrer Stimme nicht gehört hatte. »Und die andere?«
    »Erdenergie? Wie Kornkreise, meinen Sie?«
    »Das, oder vielleicht irgendeine andere Quelle im Boden.« Es folgte ein langes Schweigen. »Greg. Was wollen Sie damit sagen?« Als sie zu ihm aufsah, war sein Gesicht sehr nah an ihrem. Sie bemerkte erst jetzt, daß er

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