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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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heißen?«, fragte ich und klappte Charlottes Ersatztelefon auf und wieder zu, weil ich den An-Knopf nicht entdecken konnte.
    »Das ist meine Abkürzung für Multifunktionsmutter. Eines dieser armen Wesen, die vierundzwanzig Stunden am Tag nur im Dienste ihrer Kleinen unterwegs sind und die zu Staub zerfallen, wenn ihre Kinder flügge werden. Abgekürzt MuFuMu. Aber waren es nicht vier Teilnehmer?«
    »Ja«, sagte ich und drückte nervös auf Charlottes Telefon herum, weil auf dem Display die Info »Notruf jetzt gestartet« erschienen war, »die Cordula war auch noch da. Die Cordula sitzt im AirWest-Vorstand und hat ein Imageproblem, weil sie in der Firma als karrieregeile Rabenmutter gilt. Sie macht mit, weil sie den Betriebsrat auf ihre Seite kriegen will. Die Reporterin irgendeines Managermagazins kommt in der letzten Stunde dazu und schreibt über sie, damit auch alle erfahren, dass sie in ihrer kargen Freizeit mit ihrem Sohn zusammen in einen Bastelkurs geht. Origami für Manager war an der Volkshochschule ausgebucht, da hat sie sich eben für meinen Strickkurs entschieden.«
    »Managermagazin? Nicht schlecht, ist ja auch Werbung für dich«, sagte Charlotte und nahm mir das Handy aus der Hand, um mit einem schnellen Griff den Akku zu entfernen, »und sie hatte ihr Kind nicht dabei? Das macht sie ja schon fast wieder sympathisch.«
    »Ja, sie zahlt die Nanny sowieso für achtzig Stunden in der Woche, sagt sie. Wenn die Reporterin kommt, ist der Julius dann selbstverständlich mit dabei. Sie wollte erst eine Laptophülle stricken, aber ich habe sie dann überzeugt, dass ein Ballnetz für Julius die bessere Wahl ist«, erzählte ich und fuhr meinen Computer hoch, um zu gucken, ob inzwischen wenigstens eine E -Mail von Felix angekommen war.
    »Aha, eine Chefmama also«, ordnete Charlotte Cordula ebenfalls ein, »fehlt dir nur noch eine Promimama.«
    »Hab ich. Brischitt ist eine Mischform aus Designmama und Promimama«, erklärte ich und nahm das angeschaltete Telefon aus Charlottes Hand, immer noch schlecht gelaunt. Sonst liebte ich unser Spiel, wer eine Wunderland-Kundin am schnellsten in eine entsprechende Kategorie einordnen konnte. Aber heute …
    »Erreichst du ihn immer noch nicht?«, fragte Charlotte deshalb jetzt mitfühlend. »Das verstehe ich nicht. Dein Felix ist doch immer für dich da! Was sagen denn seine Mitarbeiter im Restaurant?«
    Charlotte saß auf meinem Stillsessel (ein Service für Kundinnen, kein Eigenbedarf, Charlotte machte keinen Hehl daraus, dass sie nie gebären und also auch niemals stillen würde) und band sich die honigfarbenen Loreleyhaare zu einem ordentlichen Pferdeschwanz. Sie würde in einer Stunde in ein Schaumstoffkostüm schlüpfen und in einem Werbespot eine Kugel Vanilleeis spielen dürfen und hatte ganz andere Probleme, als sich darüber zu wundern, dass ich seit einer Woche keine Gelegenheit gehabt hatte, meine Geschäftsidee mit Felix zu diskutieren. Ich machte mir inzwischen ziemliche Sorgen.
    »Im Restaurant haben sie auch keine Ahnung. Er hat sich noch bei Mizzi gemeldet wegen der Wochenpläne, da muss ich gerade im Flieger von Bozen nach München gesessen haben, aber seitdem – nichts!«
    Ich zog die Schublade des weiß lackierten Tischchens auf, auf dem Kasse und Laptop standen. Hatte ich darin nicht gerade das winzige Edelhandy verstaut, das mir Charlotte geliehen hatte, um wieder besser erreichbar zu sein? Ich klopfte mir die Hosentaschen nach einer Ausbuchtung ab, vergeblich, und war plötzlich unglaublich genervt. Immer dasselbe, ständig verlegte ich irgendetwas! Und warum meldete sich Felix nicht bei mir? Warum?
    »Hast du es denn schon bei seiner Mutter versucht? Oder bei seiner Großmutter?«, fragte Charlotte abwesend, während sie im Spiegel der Umkleide den Sitz ihrer Haare prüfte. Sie nahm meine Sorgen nicht besonders ernst. Was sollte denn auch sein, bei Felix und mir war doch seit Jahren alles in Butter!
    »Bei seiner Oma geht niemand ans Telefon, und diese Münchner Societyschnepfe anzurufen, das ist wirklich der allerletzte Ausweg, mir ist sowieso schon zum Heulen zumute …«, schüttelte ich den Kopf. Ich hatte gewusst, dass ich wenig Kontakt mit Felix haben würde, er war in München geblieben und ich ohne Handy von Bozen nach Berlin unterwegs gewesen. Aber gleich so wenig, nämlich gar keinen? Vor allem jetzt, wo ich wieder in Berlin war – und erreichbar auf allen möglichen Festnetzleitungen? Ich hasste diesen Zustand, und eigentlich

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