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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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Tage, um die Finanzierung festzuklopfen.«
    Größenwahnsinnig war ich jetzt geworden, aber dann würde eben Charlotte herhalten müssen, sollte sie doch ihren Zockel anpumpen! Ich konnte gut auf Felix verzichten, dann suchte ich mir eben einen neuen Businesspartner, pah! Und heute Abend würde ich anfangen, Felix’ Sachen in Kisten zu packen. Wer mich so behandelte, hatte auch kein Recht, mir in meiner eigenen Wohnung die Aussicht zu verschandeln!
    Anscheinend hatte meine Stimme wieder einen völlig überzeugenden Klang, jedenfalls lenkte Cesare sofort ein und meinte väterlich: »Ein, zwei Wochen? Sehr gut. Buono. Meine Mutter fragt, wie es dir sonst geht? Sollen wir dir aus der Schweiz Ovomaltine-Riegel schicken, die liebst du doch?«
    »Hör mir auf, nur keine Schokolade«, lehnte ich ab, »eigentlich schmeckt im Moment alles nach Knoblauch!«
    »Schokolade? Nach Knoblauch? Um Gottes willen!«, sagte Cesare. »Moment!« Und plötzlich hatte ich Mama Claudia am Telefon, die sich persönlich nach meinen Geschmacksverirrungen erkundigte: »Come, piccolina, aglio? Auch süße Sache?«
    Und dann ging ich mir warme Strümpfe anziehen, die ich eigentlich schon in die Winterkiste gepackt hatte, vielleicht würde das gegen meine ziehenden Nierenschmerzen helfen, und ließ den Teppich Teppich sein. Ich schnappte mir eine Riesenpackung Chips Western Style aus der kleinen Kommode an Felix’ Bettseite. Wenn ich sie alle aufaß, konnten sie mich wenigstens nicht mehr an ihn erinnern. Ich stopfte auf dem Weg nach unten so viel von dem überwürzten Kartoffelzeugs in mich hinein, dass mir die Lippen brannten, und riss im Laden Fenster und Türen weit auf, ließ Sonne und Luft herein und stellte die kleinen Bänke und die Bauklotzkiste raus auf den Hof, damit der sich ab morgen wieder mit Kindern füllen konnte. Drinnen sah ich mich einmal mehr um – das Mobiliar, alles Einzelstücke vom Trödel oder vom Flohmarkt, war weiß gestrichen, die farbenfrohen Pullis hoben sich davon noch leuchtender ab. Ich ruckte an ein paar Kleiderbügeln, obwohl die kleinen Jacken bereits in perfektem Abstand zueinander hingen, und stellte Stühle und Sessel bereit für Bille, Rainer, Cordula und Brischitt. Und Marie, die Frau mit der Flohmarktjacke, die heute in den Strickkurs mit einsteigen würde. Einen bezaubernden Laden hatte ich mir hier aufgebaut! Was hatte mich nur so abgelenkt? Ich musste jetzt nach vorne schauen, und wenn der Herr Schweiger keine Lust mehr hatte, mit einer so erfolgreichen Geschäftsfrau wie mir zusammen zu sein, weil sein fragiles Ego meine starke Gegenwart nicht mehr ertragen konnte, bitte!
    Und weil ich mich gerade so unverwundbar fühlte, rief ich auch gleich noch Herrn Schwittke an, seines Zeichens Kaufhausdetektiv im Kaufhaus des Westens.
    »Schwittke!«
    Am Telefon klang er fast noch unsympathischer als in natura. Ich riss mich zusammen und sagte mit meiner nettesten Telefonstimme: »Guten Tag, Herr Schwittke, hier ist Heidi Hanssen, wir haben uns vor einigen Wochen kennengelernt, als ich, öhm, nun, den Fehler gemacht habe, eine einzige dieser Jelly Belly Beans an Ort und Stelle zu probieren und sie dann nicht zu bezahlen.«
    »Was rufen Sie mich denn deswegen an? Die Anzeige ist längst raus! Moment!«
    Warteschleife. James Blunt jaulte sein »You’re beautiful«, und ich war schockiert: Wie, die Anzeige war längst raus? Der hatte das tatsächlich der Polizei übergeben! Wegen eins einunddreißig! Den kauf ich mir!, dachte ich, und als Herr Schwittke aus der Warteschleife wieder auftauchte, rutschte meine Stimme eine Tonlage tiefer.
    »Halloho, sind Sie wieder dran? Haben Sie sich die Akte geholt?«, gurrte ich. »Hier ist immer noch die böse Heidi!«
    »Und?«, blaffte Herr Schwittke.
    »Ich wollte mal fragen, Herr Schwittke …«, ich lugte aufs KaDeWe-Schreiben mit dem Hausverbot, das mir ins Haus geflattert war (Hausverbot im KaDeWe – das ging gar nicht, ich musste hier wirklich alles geben!), »… lieber Werner, ich habe nur das Bedürfnis, noch einmal mit Ihnen zu sprechen, denn ich glaube, Sie sind gar nicht so ein Böser, der arme Frauen verhaften lässt, gell? Sie müssen das tun, weil Ihr Arbeitgeber das verlangt! Wissen Sie, was viel schlimmer ist als die Anzeige? Das Hausverbot! Denn ich dachte, wir könnten uns noch einmal darüber unterhalten, wie das so ist für Sie, wenn immer alle Angst vor Ihnen haben …«
    »Soweit ich mich erinnern kann, hatten Sie nicht gerade besonders viel

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