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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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Respekt, Sie haben sich schließlich geweigert, die Kopfpauschale zu zahlen!«
    »Nun, aber finden Sie fünfzig Euro Pauschale für eine einzige Jelly Bean nicht auch zu viel? Da gibt das KaDeWe damit an, einhundertdreißig Sorten davon zu haben, aber was nützt das, wenn sie alle nach faulen Eiern schmecken? Genauso wie dieses Büffel-Wasabi-Zeugs! Haben Sie denn diesen Käse mal probiert? Der ist sicher auch ungenießbar! «
    »Hab ich nicht, den Fraß kann ich mir nicht leisten!«
    Ups! Aha!
    »Aber, Sheriff, äh, Werner«, flötete ich jetzt, »sind Sie vielleicht deshalb so böse auf mich, weil Sie so frustriert sind, dass Sie in einem Feinkosttempel arbeiten, dessen Fraß Sie sich nicht leisten können, und sich keiner für Ihre getane Arbeit bedankt, mit einem Fresskorb zum Beispiel? Stattdessen müssen Sie kleptomanische Weiber verhaften, die sich dann auch noch weigern, die Kopfpauschale zu zahlen, und sie um ihren verdienten Lohn bringen?«
    »Genau, genau!«
    »Ah, Werner, Sheriff, Herr Schwittke«, schmachtete ich jetzt, »ich bin aber anders als alle anderen. Ich will nicht im Unfrieden mit Ihnen auseinandergehen … ich war nur so schockiert wegen meiner Verhaftung!«
    »Ich habe Sie nicht verhaftet, das darf ich gar nicht!«
    »Oh, das dürfen Sie nicht? Das darf nur die Polizei? Wie ungerecht!«
    »Ja, kann man wohl sagen«, polterte Herr Schwittke los, »ich habe noch nicht mal eine Waffe!«
    Den krieg ich! Nicht aufgeben!, feuerte ich mich an, rief mir Marilyn Monroes »I wanna be loved by you« ins Gedächtnis und versuchte, meiner Stimme das gleiche verruchte Beben zu verpassen.
    »Aber Sheriff, die brauchen Sie doch auch gar nicht! Weil Sie sooo stark sind! Auch ohne Uniform!«, legte ich meine geballte Weiblichkeit in meine Telefonstimme.
    »…«
    »Herr Schwittke? Hallo?«
    »…«
    »Herr Schwittke, sind Sie noch dran?«
    »Können Sie noch mal Sheriff zu mir sagen?«
    Und als fünf Minuten später meine Ladentür zwitscherte, weil Billes Lucca mit seinem Rad, das eindeutig noch zu groß für ihn war, einfach in den Laden fuhr (seine kleinen Hände bekamen die Bremse nicht richtig zu fassen), hatte Herr Schwittke nicht nur die Anzeige zurückgezogen, er hatte auch das Hausverbot rückgängig gemacht. Ich war stolz auf mich. Ich hatte noch nie jemanden am Telefon so dermaßen um den Finger gewickelt.

12
     
    Und so traf eine schwungvolle Charlotte, deren Absätze über die Steine des Hofes klapperten, als wäre sie die Königin von Saba (sie trug niemals Turnschuhe!), auf eine genauso schwungvolle Heidi.
    Ich brachte gerade Rainer und die Mädels zur Tür, eine (zu neunzig Prozent von mir und von zehn Prozent von Lucca) leer gegessene Packung Pringles Sourcream & Onion in der Hand, und sah zu, wie Cordula auf ihren auf dem Bürgersteig parkenden knallroten Porsche Carrera zustürzte.
    »Oh, nee, ein Ticket! Oder was ist das?«, zeterte sie.
    »›Parke nicht auf unseren Wegen‹ steht da!«, baute sich Rainer neben der Chefmama auf.
    »Ich habe dir den Zettel selbst ans Auto geklemmt! Wir sind eine Elternvereinigung, die gegen Bonzenschleudern vorgehen, die unsere Gehwege zuparken! Heißt schließlich nicht umsonst Bürgersteig und nicht Oberschichtensteig! Wieso fährst du überhaupt so einen zweisitzigen Sportwagen? Ich denke, du hast ein Kind?«
    »Ja«, deaktivierte Cordula mit einem Fiepton die Alarmanlage, »deswegen habe ich unserer Nanny auch einen Golf gekauft. Aber damit kann ich mich bei uns in der Richard-Wagner-Chaussee nicht sehen lassen.«
    Das war bei Charlotte um die Ecke, aber ich hielt besser den Mund und sah schweigend zu, wie Bille ihren mit Einkaufstüten beladenen Fahrradanhänger aus dem Hinterhof schob und wieder ankoppelte, um ihre Tageseinkäufe, die Tasche mit den Tennisschlägern und den müden Lucca samt Fahrrad darin unterzubringen.
    »Tut mir leid, ich hab’s eilig«, schnaufte sie, »ich muss noch für die Elternini vorkochen, ich habe diese Woche Essensdienst.«
    »Alles Gute«, rief ich gegen das Dröhnen von Cordulas Porsche an, »ruf mich jederzeit an, wenn du mit dem Patentmuster nicht klarkommst! Du auch, Rainer, viel Glück mit dem kleinen Zeh!«
    Die Wimpel an Billes Anhänger flatterten noch einmal, dann war sie um die Ecke gebogen.
    »Das sieht doch schon sehr schön aus«, ermutigte ich Marie, die Mutter in der blausamtenen Jacke, die heute spontan dazugekommen war. Ihr Sohn hatte sich von seinem Trotzanfall neulich erholt und ließ mit

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