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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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Altbauleitungen, und dann noch im obersten Stock, das ist garantiert nicht deine Schuld.«
    Wie nett, dachte ich, und gut aussehen tut er auch irgendwie in seiner dunkelblauen Latzhose nur mit einem weißen Feinrippunterhemd drunter, und er schimpft gar nicht. Ich hatte, wie immer, wenn etwas zu Hause kaputt ging, Tadel erwartet. Eine Macke, die mir mein Vater mit ins Leben gegeben hatte.
    »Du bist schwanger, nicht wahr? Herzlichen Glückwunsch! Was wird es denn?«, fragte er mich jetzt, schon halb in dem Schrank unter der Spüle verschwunden.
    Diese Anteilnahme war mir jetzt ein bisschen unangenehm, aber warum sollte mich ein fremder Typ nicht darauf ansprechen? Schließlich kannte ich ihn ja praktisch über Marie. Allerdings wusste er dann sicher auch, dass es den zum Bauch passenden Papa leider nicht gab. Nicht mehr jedenfalls.
    »Hm, ein Junge vielleicht, aber eigentlich ist es dafür noch zu früh.«
    »Alles Gute jedenfalls, und pass auf dich auf! Geht Marie für dich einkaufen? Du bekommst dein Essen aus der AKÜ ? Gut! Aber wenn es Probleme gibt, nicht aufregen, am besten sofort bei mir anrufen! Ich lass dir meine Nummer da! Versprochen?«
    »Okay«, sagte ich verdutzt, von diesem Cola-Light-Model ließ ich mir gern die Handynummer geben.
    »Du kommst klar? Ich krieg nämlich gerade ein wichtiges Gespräch rein!«, zeigte ich auf den schnarrenden Schwan, da war heute einer besonders früh dran.
    »Aber ja«, sagte Friedrich und schloss leise und gut erzogen die Wohnzimmertür hinter sich, bevor er wieder vor meiner Spüle in die Knie ging.
    Ich wartete, bis ich das Klimpern von Werkzeug aus der Küche hörte, und hob ab. Nichts.
    »Hallo? Hallo!«, fragte ich, bemüht, nicht zu ungeduldig zu klingen. Ein leises Rascheln in der Leitung, sonst nichts. Ich zuckte die Schultern und legte auf. Es gab sicher viele, die anriefen und die dann der Mut verließ – aber da kam sowieso schon der nächste Anruf.
    »Hier ist Bella. Ich kann nicht laut sprechen, denn ich habe die Handwerker im Haus.«
    »Die Handwerker?«, kam es erfreut zurück.
    Der hatte wohl sofort die klassische Männerphantasie vom Gasmann, dem die gelangweilte Ehefrau im Negligé die Tür öffnet. Ich hatte aber vor meinem ersten Kaffee keine Lust, solche Klischees zu bedienen, selbst wenn sie geschäftsfördernd sein würden, und raunte trocken: »Ja, mein Abfluss ist verstopft.«
    »Aaaah …«, machte mein erster Kunde des Tages.
    Herrgott, ihr seid doch alle krank, dachte ich, aber während ich flüsternd eine Rohrreinigung in allen Einzelheiten beschrieb, wusste ich, dass ich es eines Tages vermissen würde, für so etwas Geld zu bekommen.
    Ich hatte Charlotte meinen Hausschlüssel gegeben, damit ich nicht mehr als nötig aufstehen musste, und sie kam nicht einfach so herein, sie wogte, die Rüschen am Blusenausschnitt wehten ihr wie Taubenflügel ins Gesicht. Sie sah wunderschön aus heute, das musste ich neidvoll zugeben. Aber ich hätte wissen müssen, dass eine Charlotte vorher natürlich nicht anklopfen würde. Blitzschnell warf ich den Hörer zurück auf den Plastikvogel und hielt mir die »Gala« vors Gesicht.
    Aber Charlotte starrte sowieso Friedrich an, der mit einem blauen Plastiksack in der einen und Felix’ vergammeltem Wok in der anderen aus der Küche kam, beides weit weg von sich hielt und damit im Treppenhaus verschwand.
    »Wer ist das?«, flüsterte sie.
    Ich ließ die »Gala« sinken und folgte ihrem Blick.
    »Das ist Friedrich, Maries Exmann. Quatsch. Nicht Ex mann, einfach nur Ex, was weiß denn ich, jedenfalls Gustavs Vater. Friedrich hat meinen Abfluss repariert, der kann so was«, antwortete ich leise und versuchte mit dem Fuß das Kabel des Schwans zu erreichen, um es zu mir zu ziehen. Ich musste das Telefon sofort unschädlich machen.
    »Und warum kruschtelt so ein Klempner in deinem Abfall herum? Ist das nicht ein bisschen anmaßend?«
    »Er bringt mir den Müll runter, weil er ein netter junger Mann ist und nicht wollte, dass ich aufstehen muss. Außerdem war er sowieso fertig.«
    »Aha. Und was ist das? Das lag unten auf den Treppenstufen, offensichtlich ist dein Briefkasten komplett voll«, wedelte sie ihre Ärmelrüschen zurück, um mir ein großes Kuvert zu geben, italienische Briefmarken darauf.
    »Darauf habe ich schon gewartet, das ist von Cesare«, sagte ich und wich dem Geflatter von Charlottes Bluse aus, das wie ein Schwarm weißer Tauben überall zu sein schien. »Der erste Vertragsentwurf für die

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