Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
als er anfing zu zwicken, und schüttelte resigniert den Kopf.
»Ich glaube nicht. Felix kann froh sein, wenn ich ihm eine Geburtsanzeige in seine Surferabsteige schicke. Der hat verschissen.«
Ich seufzte und hatte plötzlich keine Lust mehr, über gescheiterte Beziehungen zu reden.
»Passt du auch auf, dass nichts geklaut wird? Und vergiss nicht – du musst die Kinder loben, dann lieben dich die Mütter und kaufen was!«, gab ich Marie lieber noch den Businesstipp des Tages mit auf den Weg. Marie küsste mich auf die Wangen und zog sanft die Haustür hinter sich zu. Ich fummelte den Stecker meines Sofabüros in die Telefonbuchse − und prompt meldete sich der Schwan, als hätte er nur darauf gewartet. Ich formte mit den Lippen noch ein überdeutliches Danke an Axel, der gerade Teller und Besteck vor mich hinstellte und nicht mit der Wimper gezuckt hatte, als das Telefon neben ihm Alarm schlug. Wie praktisch, dass der nichts hörte.
Ich hob einfach mal ab, Axel war sowieso schon auf dem Weg nach draußen, und hörte die Stimme eines Mannes: »Hier ist der Willi.«
»Hallo, Willi«, entgegnete ich, erstaunt, weil er seinen Namen gar so forsch nannte. Die meisten Kunden stellten sich überhaupt nicht vor oder nuschelten etwas von Arnold oder Jean-Claude, um ein »Meiner ist einen halben Meter lang«-Image von sich aufzubauen, das der Realität garantiert nicht standhalten konnte. Machte aber nix, genau dafür war ich ja da. Aber der Willi hatte so wenig herumgedruckst, dass ich annahm, dass er wirklich so hieß. Und bekannt kam er mir auch vor. O Gott, schrillte ein innerer Alarm, hoffentlich kein alter Schulfreund, vor meinem inneren Auge ratterten Männergesichter vorbei wie Diastreifen, Willi, Willi?
»Haben wir schon mal miteinander telefoniert?«
»Jo, Puppe, das haben wir.«
Oje. Diese verschleimte Kneipenstimme klang so sehr nach Sankt Pauli, das mir etwas dämmerte. Das war Willi, der Manager mit dem Bildungskomplex!
»Tag, Willi«, sagte ich eisig und so akademisch wie möglich. »Was gibt’s?«
»Ich muss ein Problem mit dir besprechen, so was wie du hat püschologisch sicher ne Menge aufm Kasten«, knarzte Willi und qualsterte ein paar Schleimklumpen nach oben, die er – fupp – Gott weiß wohin spotzte, bevor er weiterredete.
»Passma auf. Stell dir vor, du bist Schäfer, nä, und du hast ne hübsche Herde Schafe, und auf die gibst du derbe acht, damit die auch genug zu fressen kriegen. Und du auch. Und dann kommt plötzlich so ne doofe Ziege …«, wenn Willi Ziege sagte, dann klang das wie Ziegeeh, und ich konnte mir fast vorstellen, dass er mich damit meinte, »… und die frisst deinen Schafen immer die Glockenblumen weg. Und ausgerechnet Glockenblumen sind das Lieblingsgemüse von deinen Schäfchen, nä, da werden die richtig schön satt von. Und jetzt frag ich dich, was mach ich als Schäfer jetzt mit dieser Ziege?«
»Mensch, Willi, Glockenblumen, du bist ja richtig poetisch!«, lobte ich. Ich hatte den leisen Verdacht, dass sich Willi unter Glockenblumen so etwas wie Gerbera mit Titten dran vorstellte. »Und mir fallen auch gleich zwei tolle Lösungen ein: Entweder die Schafe probieren mal Gänseblümchen, die schmecken nämlich auch richtig super, oder du führst sie auf eine Glockenblumenwiese, auf der genug Platz für alle ist.«
»Nä! Das mach ich nich. Ich sach dir, was ich mach: Ich mach die Ziege platt. So einfach ist das.«
Aha. Willi wollte mich also plattmachen? Ich war eher von Neugierde als von Angst gebeutelt. Ich meine: Kann jemand gleichzeitig einen Schlagring in der Hand halten und von Glockenblumen sprechen? Nein! Also fragte ich leicht amüsiert: »Und damit du sie am Leben lässt, die arme Ziege, was kann sie da tun?«
»Sie soll mal lieber zum Schäfer gehen und sich anhören, was der gute Mann zu sagen hat.«
»Und dann?«
»Dann soll sie sich das überlegen, und wenn sie schlau ist, dann sagt sie ja.«
»Ist gut, Willi«, sagte ich, »ich habe verstanden. Du willst mir also ein Angebot machen. Und weil dich das Telefonat ja eine Menge kostet, dann kommst du jetzt am besten auf den Punkt und sagst mir, wie das aussehen soll.«
»Achtzig für mich, zwanzig für dich, und dafür beschütze ich dich.«
Das Gespräch wurde immer amüsanter.
»Beschützen? Vor wem denn?«
»Vor mir.«
Ich lachte. Das war doch alles nur heiße Luft, der konnte mir doch nicht wirklich was, oder? Nachdem ich mir sicher war, dass Willi mitbekommen hatte, dass ich ihn und
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