Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
werdet ihr schön anfangen, mit mir zusammenzuarbeiten. Und wenn ihr das nicht macht, dann kommt der Willi persönlich vorbei. Und schneidet euch die Zungen raus. Ich bin euch auf der Spur. Vergesst das nicht. Willi sieht alles.«
Aufgelegt. Charlotte sah mich mit großen, empörten Augen an: »Wer war das denn? Der hat ja überhaupt keine Manieren!«
Ich erklärte es ihr, so gut ich konnte. Und Charlotte bildete sich schnell eine Meinung: »Niemals! Niemals werden wir uns von einem so ungehobelten Kerl kontrollieren lassen! Da kann ich ja gleich wieder zum Film gehen!«
Ich nickte nachdenklich. »Ich glaube, für einen dieser Zuhälter zu arbeiten würde aus der ganzen Geschichte eine ernste Sache machen, keinen Spaziergang im Park, der in kurzer Zeit viel Geld bringen kann.«
»Das ist für dich aber auch jetzt kein Spaß«, sagte Charlotte, »schau dich doch mal an. Du siehst gerade ein bisschen fertig aus.«
»Geht schon, ich habe nur gerade einen kleinen Durchhänger«, biss ich mir auf die Lippen. »Telefonsex ist eben harte Arbeit, kein Vergnügen.«
»Soll ich für dich antworten?«, deutete Charlotte auf das rote Licht, das ungeduldig blinkte und blinkte. Sie warf tatsächlich den Kopf nach hinten und schüttelte die Haare aus dem Gesicht, um die Ohren frei zu machen für die Kopfhörer. Aber Charlotte konnte unmöglich an meine Leitung gehen. Wie sollte sie sich denn melden? Am Ende mit »hier Lilli Himmel, Apparat Bella Bunny«?
Was, wenn sie meine Stammkunden damit so erschrecken würde, dass sie nie wieder anriefen? Oder sie am Ende so gut bedienen würde, dass sie nicht mehr länger meine Stammkunden waren? Nein, da verstand ich keinen Spaß, das war mir eindeutig zu übergriffig. Ich riss Charlotte das Headset aus der Hand und mich zusammen, drückte auf das blinkende rote Licht und sagte so schwungvoll wie möglich in das kleine Mikrofon vor meinen Lippen: »Hallo, hier ist Bella, wie schön, dass du anrufst. Was kann ich für dich tun?«
Charlotte war es zufrieden und schon wieder auf dem Weg in ihre Hälfte, sie wusste, dass ich es nicht mochte, wenn sie mir zuhörte.
»Pengpeng!«, kam es aus dem Headset.
»Die Wildnis ruft!«, rief ich zurück.
Wie nett, dass der Safarimann auch mal unter der Woche anrief.
30
Der Safarimann war ein verkappter Großwildjäger. Und alles, was ich bei diesem Stammkunden machen musste, war, ihm auf die Fährte zu helfen, und wenn er dann seinen Löwen oder seine Giraffe erlegt hatte, löste sich bei ihm mehr als ein Schuss aus seinem Spielzeuggewehr. Ich konnte meistens nebenher stricken oder lesen, der Safarimann war oft mehrere Minuten selbstständig im Busch seines Wohnzimmers unterwegs. Und deshalb drückte ich ganz entspannt den Knopf für die L 2 , als meine private Leitung blinkte.
»Mausl!«
»Mama!«
Sie wusste es.
Ich hörte es der Stimme meiner Mutter an, dass sie Bescheid wusste. Dass ich ein Kind bekam. Und dass mit Felix nichts mehr, aber auch gar nichts mehr in Ordnung war. Und so war ich fast froh, als sie tatsächlich sagte: »Felix’ Mutter, die Kriemhild, hat so was angedeutet, aber bei der weiß man ja immer nicht so genau, gell … und dann habe ich lieber deinen Vater hochgeschickt, um nach dem Rechten zu sehen! Und Horst macht sich tatsächlich Sorgen, weil du so dick geworden bist! Wenn deinem Vater so was schon auffällt! Ich habe seit unserer Hochzeit achtunddreißig Kilo zugenommen, und er hat noch nie ein Wort darüber verloren! Weißt du, warum ihm das bei dir so seltsam vorgekommen ist: Du hast nicht einfach nur zugenommen, gell? Du bekommst wirklich ein Baby, oder? Und du hast es mir nicht erzählt, weil du nicht mehr mit dem Felix zusammen bist! Und nicht wolltest, dass ich mir Sorgen mache! Stimmt’s oder hab ich recht, Mausl?«
»Ja, hast du!«, piepste ich.
Dass es mich so kalt erwischen und ich mir so sehr wünschen würde, sofort mit lauwarmem Marillenstrudel und Mutterliebe versorgt zu werden, hätte ich nicht gedacht. Aber das konnte ich jetzt nicht brauchen! Ich hatte eine Mission zu erfüllen – und die hieß: bis zur Geburt so viel Geld ranzuschaffen, dass ich mich danach erst mal ausruhen konnte – und zwar auf den Lorbeeren einer erfolgreichen Firmenübernahme. Mann, wie bekam ich meine Mutter jetzt wieder aus der Leitung und mich wieder in den Arbeitsmodus zurück?
»Mama, lieb, dass du dir Sorgen machst, aber es ist alles in Ordnung, mir geht es gut, ja, dem Baby auch, ja, ich esse genug, jaja,
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