Erste Male
Glückspillen und Cheeseburger hält, hatte er sich für die aufgedunsene Koteletten-Version im weißen, strassbesetzten Einteiler entschieden, die als Motiv für die Gedenkbriefmarke leider durchgefallen ist.
Das Publikum drehte total durch.
Ich lachte, klatschte und johlte mit allen anderen, während The Black Elvis sich durch »Suspicious Minds« knödelte. Erst als er die monströse Sonnenbrille abnahm und sich mit einem roten Riesentuch die Stirn abtupfte, erkannte ich geschockt die Identität des Imitators. Beinahe wäre ich an Ort und Stelle in Ohnmacht gesunken – wäre ein hübsch dramatisches Ausrufezeichen gewesen.
»Du meine Scheiße!«, kreischte ich. »Den kenne ich!«
»Wer ist das denn?«, rief Hy.
»Pepe das Stinktier!«
»Wer?«
»Pepe. Pierre. So ein Junge aus meinem Französischkurs, der auf mich steht.«
Pepe musste sich mindestens ein Dutzend Kissen in den Anzug gestopft haben. Aber abgesehen vom falschen Fett war er hundertprozentig der King. Bis zu den bescheuerten Handkantenschlägen. Er hatte sogar zwei stämmige Leibwächter, die am Ende auf die Bühne kamen und ihm ein Cape überwarfen. Und der perfekte Schlusspunkt? Die Lautsprecherdurchsage Elvis has just left the building .
Ich war so stolz auf ihn, als er gewann.
Ich weiß gar nicht, wieso ich ihn nicht gleich erkannt habe. Es gibt zwar ein paar Hundert Wiggaz, die sich aufführen wie Boyz and Girlz in da Hood , aber bloß fünfundzwanzig echte schwarze Schüler an der PHS. Und bloß einen schwarzen Jungen in meinem Französischkurs, der auf mich steht, meine Güte. Vielleicht habe ich ihn deswegen nicht erkannt, weil er so ein talentiertes Chamäleon ist. In letzter Zeit habe ich ihn ein bisschen beobachtet: Er ist einer der wenigen Schüler an der Pineville High, die sich nicht in eine Schublade stecken lassen. Gewinnt den Talentwettbewerb und Ringerturniere. Spricht Englisch, Französisch und schwarzen Slang. Hängt mit Double A’s und Wiggaz, mit 404ern und dem Ausschuss, mit Sportidioten und IQs rum. Ich wünschte, ich würde mich auch nur in einer Gruppe so zu Hause fühlen wie er anscheinend in allen.
SIEBZEHNTER
Langsam wird es wirklich abgedreht.
Gestern Abend wurde Greg Mahoney bei einer Saufparty angeschossen. Greg ist eine Mischung aus Ausschuss und Prolet, ein Kiffer, aus dessen mit Südstaatenflagge dekoriertem Pick-up immer Country-Musik dröhnt. Hinten verkündet ein Aufkleber: I’M A PINEY FROM MY HEAD DOWN TO MY HEINIE. (Übersetzung: Ich bin stolz drauf, an einem Feldweg irgendwo im Wald zu hausen.) Der Zwischenfall war aber kein tragischer Gewaltexzess unter Teenagern. Kein Mensch hatte eine Waffe dabei. Greg hatte in seinem gebrauchten Truck ein paar Gewehrpatronen gefunden, die er aus unerfindlichen Gründen ins Lagerfeuer warf. Sie gingen hoch und zischten ihm in den Hintern.
Ich erfuhr es in der ersten Stunde von Sara, die solchen Tratsch nur zu gern verbreitet.
»Ohmeingott! Was muss man für ein Vollidiot sein, um mit so was Zitat ein verficktes Feuerwerk Zitat Ende zu veranstalten?«
»Darum hat er es gemacht?«
»Habe ich jedenfalls gehört.«
»Ich wette, er hat sich überhaupt nichts dabei gedacht «, sagte ich. »Greg hat das getan, weil der Ausschuss eben so was tut. Das ist sein gesellschaftlicher Beitrag.«
Da hörte ich eine Stimme: »Entschuldigen Sie, Fräulein Besserwisserin …«
Ich musste gar nicht aufblicken, um zu wissen, wer das war. Als ich es doch tat und er aus zwei Tischreihen Entfernung zu mir herübersah, bestätigte sich mein Verdacht.
»Was ist denn dein gesellschaftlicher Beitrag?«, fragte Marcus.
Ich kicherte. Oh Mann, nervt dieses Gekicher.
»Ohmeingott! Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß«, sagte Sara.
»Und warum kümmerst du dich nicht um deinen eigenen Scheiß?«, konterte Marcus. »Du warst doch gar nicht auf der Party, oder?«
An dieser Stelle mischte sich unser Klassenlehrer Rico Suave ein.
»Ihr kennt meine Regeln zu Schimpfworten im Klassenzimmer.«
»Wenn Sie mich bestrafen, müssen Sie Sara auch bestrafen«, sagte Marcus. »Sie hat zuerst Scheiß gesagt.«
Noch bevor Sara protestieren konnte, sagte Rico Suave: »Sie habe ich aber nicht gehört. Sondern nur dich. Raus.«
»Sie machen wohl Witze«, lachte Marcus.
»Raus!«
Das war nicht fair. Absolut nicht fair.
Marcus ließ mich nicht aus den Augen, während er seine Sachen einpackte und sich auf den Weg zum Direktor machte. Da erst ging mir auf, dass Sara und ich uns gar nicht
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