Erste Male
und seine pädophile Prom-Partnerin hatten mich schon entdeckt.
»Ach, hey, Jess«, rief Scotty durchs Fliegengitter der Veranda. »Du kennst doch Kelsey Barney, oder?«
Ich sagte »Ja« und lächelte, sie sagte »Hi« und lächelte, wir drei lächelten uns an und alles war toll.
»Sie hat mich heute vom Frühtraining nach Hause gefahren«, erklärte er.
»Liegt auf meinem Heimweg«, sagte sie.
»Scheiße«, sagte ich.
»Hm?«
»Frühtraining ist scheiße … weil so früh Aufstehen beschissen ist.«
»Ah.«
So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ganz und gar nicht. Mein erster Schritt ins normale Teenagerdasein ließ mich gleich in ein metertiefes Fettnäpfchen plumpsen, wie den Kojoten bei Bugs Bunny von der Klippe.
»Willst du reinkommen?«, fragte Scotty.
Ich stand immer noch vorm Fliegengitter.
»Äh, klar«, sagte ich.
»Ich wollte sowieso grad gehen«, sagte Kelsey.
Scotty stand auf und öffnete die Tür. Er ließ sie hinaus und mich herein.
»Bis dann«, sagte Kelsey.
»Bis dann«, sagte Scotty.
»Wiedersehen«, sagte ich.
Scotty und ich sagten erst mal nichts, bis Kelsey den Wagen angelassen hatte, aus der Einfahrt gekurvt und hupendund winkend abgefahren war. Dann setzte er sich neben mich auf die Verandaschaukel.
»Also, was ist?«
»Geht ihr beide miteinander oder was?«
Er wirkte geschockt. »Wer, Kelsey und ich? Nein. Auf keinen Fall!«, sagte er, als ob ihm der Gedanke noch gar nicht gekommen wäre. »Wir sind bloß befreundet.«
»So sieht sie das aber nicht.«
»Jetzt sei doch nicht so ein A-Loch ! Auf keinen Fall.«
Typen sind so dämlich.
»Scotty, sie will dich.«
»Aber ich sie nicht«, sagte er nüchtern.
»Na gut.«
»Na gut.«
Ich gab der Schaukel mit dem Fuß Schwung.
»Also, warum bist du hergekommen?«, fragte er.
Warum bin ich eigentlich hergekommen? Ach ja.
»Bist du ganz sicher, dass ihr beiden nicht miteinander geht?«, fragte ich zurück.
Er lachte. »Ich glaube, das wüsste ich.«
Das ließ sich nicht leugnen. Ich holte tief Luft. »Na ja, du weißt doch, dass Bethany heiratet, oder?«
»Ist es endlich so weit?«
»Ja. Und die Sache ist die, ich brauche einen Tischherrn, weil ich nämlich Brautjungfer bin. Wenn ich bei der Hochzeit allein bin, sieht es ›verdächtig‹ aus, sagen Mom und Bethany, obwohl ich keine Ahnung habe, was das bedeuten soll. Ich habe mir also überlegt …«
»Willst du mich fragen, ob ich bei der Hochzeit deiner Schwester deinen Typen abgeben kann?«
»Doch nicht meinen Typen«, sagte ich mit gespieltem Grundschulekel. »Bloß den Typen, mit dem ich hingehe.«
»Na, wenn du mich so fragst, wie kann ich da widerstehen?«
»Du weißt schon, wie ich es meine.«
Er hielt die Schaukel an. »Ist also im Grunde wie eine Prom. Bloß dass man umsonst saufen kann.«
»Genau. Und dass ich ein echt hässliches gelbes Kleid tragen muss.«
»Oooooh, jetzt machst du mich aber scharf.«
Ich finde es gut, dass ich mit Scotty solche Witzchen machen kann. Scotty ist der einzige Junge, mit dem meine Eltern mich in meinem Zimmer allein lassen. Bei geschlossener Tür. Nicht, dass ich das schon mit vielen anderen Jungs getestet hätte. Aber einmal kam P. J. vorbei, um ein naturwissenschaftliches Projekt mit mir vorzubereiten, und meine Eltern bestanden darauf, dass er in der Küche blieb. Es kommt einem fast so vor, als ob meine Eltern wollten , dass Scotty und ich Sex haben, damit sie mich mal für einen normalen Teenie-Fehltritt bestrafen könnten und nicht immer für mein irgendwie miesepetriges Verhalten.
»Klar gehe ich mit dir.«
Dann nahmen wir uns den Arm. Ich war glücklich. Ich war immer noch glücklich, als ich meine Schwester anrief, um ihr die frohe Kunde zu überbringen. Sie war so nett wie noch nie, und das, obwohl ich sie bei unserem letzten Gespräch Zicke genannt hatte. Und als ich es meiner Mutter erzählte, platzte sie vor Begeisterung beinahe aus dem Kostüm.
Alles wird gut. Normal.
EINUNDZWANZIGSTER
Es überraschte mich nicht, dass meine Frage an Scotty den Club der Ahnungslosen in höchste Erregung versetzte.
»Ohmeingott! Du musst mir alles erzählen!«, sagte Sara.
»Das gefällt mir: Die Frau nimmt die Sache in die Hand!«, sagte Manda.
»Dann können wir ja als Doppelpärchen gehen!«, sagte Bridget.
»¡Viva la revolución!«, scherzte Hy, was den Club der Ahnungslosen in allgemeine Verwirrung stürzte.
Ein paar Tage lang hatte ich das Gefühl, dazuzugehören. Und deshalb hat es mich auch so
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