Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
Vom Netzwerk:
ihn nach unserer Unterhaltung in den Frühjahrsferien von mir geklaut. Dann kam mir ein Gedanke: Und wenn sie nun diese ganze Unterhaltung aufgeschrieben hat? Wenn sie auch über mich schreibt? Wenn ich mit den Lollipop-Lolitas in einen Topf geschmissen werde?
    Bridget las meine Gedanken. »Kann sie das bringen? Darf sie über uns schreiben? Wird sie echt über uns schreiben? «
    Ich konnte nicht antworten. Ich war sprachlos.
    Kaum eine halbe Stunde später waren Manda und Sara da. Zum ersten Mal seit Ende des Schuljahrs waren wir vier in einem Zimmer. Nur dass jetzt außer uns noch etwas im Raum stand: Manda und Burke haben den ganzen Sommer gepoppt. Wir jedoch regten uns bloß fürchterlich über Miss Hyacinth Anastasia Wallace auf. Ungefähr so:
    Sara: Ohmeingott! Ich hätte es mir denken können. Ich hatte so eine Ahnung, dass sie auch aus reichem Hause kommt.
    Manda: Ich hätte es mir denken können. Die und Jungfrau? Also bitte .
    Bridget: Ich hätte es mir denken können. Also irgendwie hatte ich sozusagen das Gefühl, dass wir benutzt werden, irgendwie.
    Ich: Ich hätte es mir denken können. Ihr Straßenslang klang nie so ganz echt.
    Nach stundenlanger Hy-sterie kam der Höhepunkt: ein total lachhafter Dialog über Freundschaft und Moral. Ungefähr so:
    Sara: Ohmeingott! Wie konnte Hy uns so anlügen? Sie war doch unsere Freundin. Freundinnen belügen sich nicht.
    Manda: Grrrrrr … ich kann Lügnerinnen nicht ausstehen! Die sind echt das Allerletzte!
    Bridget: Ich würde immer lieber die schreckliche Wahrheit hören als eine Lüge. Dann weiß man irgendwie wenigstens, wo man steht.
    Manda und Sara: Ganz genau!
    So was könnte ich mir nicht mal ausdenken. Unfassbar. Das Schuljahr fängt also wirklich mit einem großen Knall an. So einer Art Schuss in den Hinterkopf.
    FÜNFTER
    Ich habe mir Marcus Flutie an allen möglichen Orten vorgestellt.
    Ich habe mir vorgestellt, dass er sich ranschleicht, wenn ich von der Schule nach Hause komme.
    Dass er im Regen auf der Route 9 steht und trampt.
    Dass er mir in ein paar Jahren in einer Bar ein Bier auf die alten Zeiten ausgibt.
    Nie hätte ich mir vorgestellt, dass er heute Morgen auf seinem zugewiesenen Platz in meiner Leistungsstufe sitzen könnte.
    Oder direkt hinter mir in Geschichte.
    Oder in Englisch.
    Oder in Physik.
    Aber da saß er. Immer und immer und immer wieder. Und da wird er auch weiter sitzen – weil er nämlich wieder da ist.
    Wenn es einer schaffen konnte, den Skandal um Miss Hyacinth Anastasia Wallace zu toppen, dann Marcus. Den ganzen Morgen fragten sich alle: Was zum Teufel macht der größte Drogenfreak der Schule in unserer Leistungsstufe? Wieso sitzt Krispy Kreme nicht beim Ausschuss, wo er hingehört? Und wieso trägt er Sakko und Krawatte?
    Natürlich kriegte keiner die Zähne auseinander und fragte ihn. Und die Lehrer halfen auch nicht weiter. Nachdem sie seine Anwesenheit überprüft hatten ( Sara D’Abruzzi … Jessica Darling … Marcus Flutie … ), ignorierten sie ihn fortan komplett. Marcus seinerseits saß bloß stumm und geheimnisvoll an seinem Platz. Er wusste, je länger er den Mund hielt, desto größer wurde der Mythos um seine jetzt schon legendäre Rückkehr. Ich konnte ihn kaum ansehen, geschweige denn ansprechen. Mir war klar, wenn ich ihn anschaute, würde ich nervös zu zucken anfangen wie eine Epileptikerin.
    Das alphabetische Schicksal setzte ihn in jeder Stunde genau hinter mich, und ich spürte den ganzen Tag, wie sich sein Blick in meinen Hinterkopf bohrte. So heftig, dass ich überzeugt war, er wollte mir seine Geschichte telepathisch übermitteln: Ich bin wieder da, Cuz. Ich hab doch gesagt, ich würde dich nicht verpfeifen. Aber ich reagierte nicht auf die Signale. Nach unserer dritten gemeinsam schweigsamen Stunde war klar, Marcus würde kein Wort mit mir sprechen. Ich wusste seine Zurückhaltung zu schätzen und war sicher, er wollte mich nur schützen. Aber dass Marcus bloß zwanzig Zentimeter und gleichzeitig eine Milliarde Meilen von mirweg saß, war schlimmere Folter als Bambussplitter unter den Fingernägeln. Vor allem, weil er die ganze Zeit mit den Füßen an meinem Stuhl wackelte. Der vibrierte den ganzen Tag, ununterbrochen.
    Sara war total angepisst, weil sie nicht bloß einen, sondern gleich zwei der größten Skandale der gesamten PHS-Geschichte verpasst hatte. Und da die New York Times ihr bei Miss Hyacinth Anastasia Wallace zuvorgekommen war, gelobte sie, bis zur Mittagspause alles über

Weitere Kostenlose Bücher