Erste Male
sie und köpfte einen Salat. ZACK!
»Auf mich wütend zu sein, macht dir ja auch nichts aus«, sagte ich.
»Weil du mich absichtlich provozierst«, sagte sie und riss dem Salat alle Glieder einzeln aus.
»Ich provoziere dich doch nicht!«, rief ich empört. »Wie provoziere ich dich denn?« Wenn überhaupt, war es umgekehrt.
»Indem du solche Fragen stellst. ›Wie provoziere ich dich denn?‹ Und jetzt hör bitte auf, mich zu provozieren, und lass mich in Frieden.«
Wie Ihr wünscht, Blonde Herrscherin.
Ach übrigens, Hope rief dann tatsächlich auch noch an und fand meine CD ganz toll. Das ist natürlich Balsam für meine Psyche. Aber wenn man in diesem Haus leben muss, reichen Anrufe von Hope manchmal nicht aus, um einen von seinem selbst verschuldeten Elend abzulenken.
NEUNUNDZWANZIGSTER
Der Tag von Bridgets Rückkehr kam, aber ich hörte nichts von ihr.
Auch am nächsten Tag noch nicht.
Oder am übernächsten.
Heute hat sie endlich angerufen. Inzwischen hatte ich von Sara schon erfahren, dass alle Talent-Scouts in Hollywood Bridgets Äußeres »zu amerikanisch brav« oder »nicht eigenwillig genug« fanden und dass ihr Agent ihr den Namen Bridget Milhokovich ausreden wollte, zu Gunsten eines eingängigeren Künstlernamens wie »Bridge Milhouse«, »Gette Miller« oder »Bebe« (ohne Nachnamen, einfach Bebe). Aber ich war zu sauer, um darüber richtig lachen zu können.Offenbar stand Burkes sommerliche Treue doch nicht so weit oben auf ihrer Prioritätenliste, und mein Nägelkauen war ganz umsonst gewesen.
»Hey! Ich bin wieder da.«
»Hab ich schon gehört.«
»Tut mir leid, dass ich noch nicht angerufen habe, aber ich hatte irgendwie so viel zu tun, Auspacken und so«, sagte sie.
»Mm-hm.«
»Und ich musste mich auch erst mal wieder an die Ostküstenzeit gewöhnen, irgendwie.«
»Mm-hm.«
Ich wartete, dass die Ausreden aufhörten und das wichtige Thema auf den Tisch kam: Hat Burke diesen Sommer irgendwen gepoppt?
»Und weißt du, Burke und ich brauchten auch ein bisschen Zeit«, fuhr sie fort. »Um Wiedersehen zu feiern, sozusagen.«
Jetzt kommt’s, dachte ich. Ich bereitete mich vor, ihr die Wahrheit zu sagen: Die einzigen Mädchen, mit denen Burke den ganzen Sommer zusammen war, sind Manda, Sara und ich. Okay, das war vielleicht nicht die ganze Wahrheit, aber wenn Bridget mich so lange warten lässt, hat sie ihre Chance auf vollständige Info vertan. Soll sie die hässliche Wahrheit doch selbst rausfinden. Und mich aus dem Spiel lassen.
Aber der schmale Grat zwischen Lüge und ungesagter Wahrheit erwies sich als völlig uninteressant. Bridget wollte die Wahrheit nicht hören: Sie fragte gar nicht danach. Warum sollte sie auch, wenn der imaginäre Burke ihr alles bietet, was sie von einer Beziehung erwartet, und noch mehr?
Burke war die ganze Zeit so süß! Irgendwie habe ich gleich gemerkt, dass er mich den ganzen Sommer vermisst hat! Ichglaube, er hatte Angst, dass ich mit Brad Pitt durchbrenne oder so! Er hat mich mit einem Dutzend Rosen und einer Großpackung meiner Lieblingspralinen vom Flughafen abgeholt! Wir wären am liebsten irgendwie gleich da auf dem Teppich übereinander hergefallen, wenn meine Eltern nicht dabei gewesen wären! Der Sommer war ganz schön hart, aber soooo gut für uns beide! Jetzt wissen wir einander erst richtig zu schätzen. Und noch mehr kitschigschmalzigsüßes Gesülze!
Ich kann gar nicht glauben, dass ich mir tatsächlich Sorgen gemacht habe, wie die Trennung der beiden würde.
Sie verdienen einander. Und ich finde zwar die Aussicht ganz amüsant, dass die Ahnungslosen sich das ganze Jahr gegenseitig anlügen müssen, aber letztlich wird es auf megafiese Zickenkriege hinauslaufen, und das mindert die Vorfreude aufs Junior-Dasein ungemein.
1. SEPTEMBER
Hope,
heute vor zwanzig Jahren ist Matthew Michael Darling gestorben. Unsere Lage ist zwar sehr unterschiedlich, aber ich weiß, Du verstehst mich.
Meine Trauer um ihn nimmt seltsame Formen an: Ich habe meine Schulanfangsklamotten anprobiert.
Und zwar zu Hause in meinem Zimmer, um zu sehen, ob ich immer noch wie ich aussehe, wenn ich sie außerhalb der Umkleidekabine trage. Die Preisschilder habe ich reingesteckt: Abschneiden hieße eine Entscheidung treffen. Und das wollte ich eigentlich nicht, weil ich das Gefühl hatte, ich würde sie nie außerhalb meines Zimmers tragen. Als ob das immer fremde Kleidungsstücke ohne dranhängende Erinnerungen bleiben würden.
Was würde meine Mutter wohl mit
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