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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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kann nur vermuten, wie mein Artikel mit dem Ende seiner Beziehung zusammenhängt. Vielleicht war er bloß mit ihr zusammen, weil er den gleichen Pärchendruck gespürt hatte wie ich letztes Frühjahr, als ich ernsthaft überlegte, wieder mit Scotty zu gehen. Vielleicht brauchte er eine Freundin, um zu beweisen, wie toll und männlich sein neuer Körper war. Und vielleicht konnte er sich von seinen verschiedenen Identitäten – Percy Floyd, Pierre, Pepe das Stinktier, The Black Elvis, der Trottel – ausgerechnet mit Pubertäts-Pepe am wenigsten identifizieren. Vielleicht fühlte er sich aber auch in allen unwohl, und er wechselte deshalb dauernd von einer Maske zur anderen, weil er auf der Suche nach der richtigen war. Und vielleicht war es genau diese Erkenntnis, die ihn damals als Jahrmarkts-Trottel so deprimiert hatte. Vielleicht war das unerhörte Selbstbewusstsein, das ich an Pepe immer so bewundert hatte, nichts weiter als gut verborgene Unsicherheit.
    Spielt aber eigentlich keine Rolle. Weil Pepe ganz offensichtlich froh über seine Entscheidung ist. Und ich habe ihm womöglich geholfen, sie zu treffen! Cool. Vielleicht können meine Leitartikel doch was bewirken.
    Aber meine neu gewonnene Berühmtheit ändert nichts daran, dass sich meine beschissenen sogenannten Freundinnen von mir abgewandt haben und ich mich in der Schulmensa zu niemandem setzen kann. Ich verbringe also die Mittagspause mit Reha-Übungen beim Leichtathletiktrainer. Mein Vater und Trainer Kiley sind total beeindruckt von meinem Siegeswillen . Ha! In Wahrheit ist der fiese Schmerz der fünfzehnten und letzten Wiederholung an der Beinpresse immer noch besser als ein Mittagessen mit einer neuen Runde von Pseudofreundinnen.
    Ich weiß, eigentlich sollte ich mich wie verrückt über meinen Erfolg freuen. ¡Viva la revolución!, wie Hy zu sagen pflegte, als sie noch Hy war. Aber ich muss die ganze Zeit an den einen Menschen denken, der den Artikel anscheinend nicht gelesen hat. Bei dem ich überhaupt nichts bewirkt habe. Und der mich doch überhaupt erst dazu gebracht hat, ihn so zu schreiben.
    DREISSIGSTER
    Ein riesiger 70er-Jahre-Cadillac bremste neben mir ab und hielt dann direkt vor mir auf dem Bordstein, als ich nach der Schule nach Hause humpelte. Der Besitzer hatte eine Kunstblume an der Antenne befestigt, um den Wagen auf Supermarktparkplätzen schneller wiederzufinden. Aufkleber hinten: WER SEINE ENKEL LIEBT, BITTE HUPEN und SEXY GRANDPA. Fünf nie getragene Baseballcaps lagen aufgereiht auf der Hutablage, wie in einem Schaufenster. Die Scheiben reflektierten das grelle Sonnenlicht, und ich konnte drinnen nichts erkennen, aber ich erwartete, dass gleich eine graublau getönte Dauerwelle herausschaute und nach dem Weg zum nächsten Veteranenclub fragte. Es kam natürlich anders.
    »Hey, Cuz. Soll ich dich mitnehmen?«
    !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    »Ob ich dich mitnehmen soll!«
    !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Ich dachte, Marcus würde weiterfahren. Aber er blieb einfach stehen, Kopf aus dem Fenster, und wartete auf meine Antwort.
    »Ähhh … ich wohne bloß fünfhundert Meter weiter. Forest Drive Nummer zwölf.«
    Schweigen.
    »Also musst du mich nicht mitnehmen …«
    Schweigen.
    »Aber soll ich?«, fragte er schließlich.
    Oh Mann, und wie.
    Und das wusste er auch. Er machte die Beifahrertür auf. »Komm, ich will mit dir reden«, sagte er. »Wenn es sein muss, fahre ich auch im Kreis.« GlückGlückFreude FreudeGlückGlück FreudeFreudeGlückGlückFreude FreudeGlückGlückFreude FreudeGlückGlück!
    Marcus’ Zimmer werde ich nie von innen sehen, darum hier das Charakterbild, das sich vom Inneren seines Autos ablesen lässt.
    Marcus’ Auto: Echtlederrücksitz, darauf verstreut leere Marlboro-Schachteln, zerknüllte Heftseiten und nicht weniger als vier zerdrückte Super-Maxi-Milchshake-Becher vom 7-Eleven . Reste des Getränks in total zerkauten und zerquetschten Strohhalmen. Auf dem Vordersitz noch mehr zerknülltes Papier, dazwischen deutlich sichtbar ein winziges Stück Verpackung mit den Buchstaben ROJA, klar erkennbar als die Kondommarke TROJAN.
    Schlussfolgerung: !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Er schob den Müll weg. Falls er die Kondomhülle sah, ließ er sich nichts anmerken.
    Ich hatte keine Problem, einzusteigen: Die Beinfreiheit war enorm. Ich stellte den Rucksack zwischen uns auf die Sitzbank und knallte die Tür zu, wobei eine gelbe Duftpalme am Rückspiegel ins

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