Erste Male
und entspannt wie möglich wirken wollte.
»Du fragst dich bestimmt irgendwie, wieso ich dich reingeholt habe«, sagte sie.
»Ja, schon«, sagte ich.
»Weißt du noch, dein erster Leitartikel? ›Miss Hyacinth Anastasia Wallace: eine Falschspielerin wie wir alle‹?«
»Hey – wie könnte ich den Artikel vergessen, der den berüchtigten Cheerleader-Zickenkampf ausgelöst hat?«
Sie kicherte nervös. »Ach ja.«
Dann stand sie auf und schaltete das Radio an. Die jüngste (und lausigste) Casting-Boygroup aus Florida jaulte irgendwas von einem tollen Mädchen, »2 Good 2 B 4 Me«. Ich nippte an meiner Cola light. Schmeckte furchtbar, mussten mindestens noch drei Päckchen Zucker rein.
»Ich habe schon beim ersten Lesen absolut verstanden, was du sagen wolltest«, sagte sie. »Ich hab’s dir nur nicht sagen können, weil plötzlich alles in die Luft ging.«
»Ah so.«
»Ich hab die Zeitung jedenfalls heute beim Aufräumen gefunden und wollte sie schon wegschmeißen, aber dann habe ich den Artikel noch mal gelesen.«
»Aha.«
»Und dabei ist mir klar geworden: Mann! Wie bescheuert ist das eigentlich, dass ich auf dich sauer bin?«
»Echt?«
»Ich habe dich doch nie gefragt, was eigentlich bei Burke so gelaufen ist«, sagte sie. »Ich habe irgendwie total das Gegenteil gemacht. Ich habe alles getan, damit du es mir nicht erzählst. Ich wollte die Wahrheit gar nicht hören, weil es nämlich genau so ist, wie du schreibst – es ist viel einfacher, Lügen zu erzählen, die die anderen hören wollen. Bloß dass ich mich in diesem Fall irgendwie selbst belogen habe. Verstehst du?«
Konnte ich eigentlich nicht behaupten.
»Na ja, ich drücke mich vielleicht nicht so klar aus«, sagtesie. Sie hielt sich den Pferdeschwanz unter die Nase wie einen Schnauzbart. Dann packte sie aus.
»Weißt du den wahren Grund, wieso ich im Sommer nach L. A. gegangen bin?«
»Äh … um Schauspielerin zu werden?«
»Irgendwie schon«, sagte sie. »Aber du hast es ja vorher selbst gesagt: Ich bin keine Schauspielerin«, hier holte sie aus und zeigte auf die Ikonen an den Wänden, »jedenfalls noch nicht.« Sie streckte ihrem Spiegelbild die Zunge raus.
»Ach.« Ich hatte keine Ahnung, wo das hinführen sollte.
»Das war irgendwie bloß ein Vorwand. Sonst hätte Mom niemals Ja gesagt.«
»Aha.« Ich kapierte immer noch nichts.
»Der eigentlich Grund war: Ich dachte, wenn Burke mich vermisste, würde er mich mehr zu schätzen wissen, wenn ich wiederkomme«, sagte sie. »Oh Mann, was für ein Blödsinn.«
»Das heißt, zwischen dir und Burke lief es vorher schon nicht gut?«
Bridget schüttelte den Kopf.
»Was war denn los?«
»Das will ich jetzt echt nicht vertiefen«, sagte sie. »Es war nichts Schlimmes. Es war bloß irgendwie langweilig. Wir waren drei Jahre zusammen, und alles war ein bisschen lahm geworden.«
Ich weiß gar nicht, wieso mich das überraschte. Burke war echt langweilig. Ich hatte bloß immer angenommen, Bridget auch, und deshalb war es ihr egal. So ähnlich wie bei Bethany und G-Money.
»Ich hätte einfach mit ihm Schluss machen sollen.«
»Und warum hast du nicht?«
Sie holte tief Luft und hielt sie ein paar Sekunden an, bevor sie antwortete.
»Weil ich Angst vorm Alleinsein hatte.«
Die Worte hallten in mir nach wie ein Lieblingssong. Weil ich Angst vorm Alleinsein hatte.
»Aber du hattest doch Manda und Sara …«
Sie seufzte. »Ich weiß, du warst sehr damit beschäftigt, Hope hinterherzutrauern, deshalb hast du auch gar nicht gemerkt, dass ich außerhalb der Schule ungefähr genauso viel mit ihnen gemacht habe wie du.«
»Was?« Wie konnte das sein?
»Ehrlich«, sagte sie. »Die haben mich genauso oft außen vor gelassen wie dich.«
Dann zählte sie mir ein paar Beispiele auf, die ich verdrängt oder nicht bemerkt hatte: Bridget war in den Frühjahrsferien nicht als Sextouristin mit nach Mexiko geflogen. Bridget war nicht mit auf Shoppingtour in New York City. Bridget war nicht bei der Party nach der Prom Night gewesen. Während der heißen Hy-Phase war Bridget zur unbeteiligten Zuschauerin geworden. Aber weil sie nicht Hope war, hatte ich sie einfach mit Manda und Sara in einen Topf geworfen.
»Und je mehr sie zusammengluckten, desto verzweifelter habe ich mich an Burke geklammert.«
Mir fiel ein, dass ich kurz davor gewesen war, wieder mit Scotty zu gehen, bloß um was mit meiner freien Zeit anzufangen. Ich konnte Bridget echt keinen Vorwurf machen. Kein bisschen.
»Aber ich
Weitere Kostenlose Bücher