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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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Mom.«
    »Ich dachte schon, du würdest nie aufstehen!«, sagte sie. »Ich wollte dich schon wecken, aber du weißt ja selbst, was du dann für eine Laune kriegst!«
    Sie hat Geburtstag, sagte ich mir. Sei nicht zickig.
    »Schon halb elf!«, rief sie und zeigte auf ihre Uhr. »Wir müssen los, wenn wir noch irgendwas finden wollen! Die Läden sind bestimmt schon alle völlig geplündert!«
    Sie hat Geburtstag. Sie hat Geburtstag. Sie hat Geburtstag. Sei nicht zickig. Sei nicht zickig. Sei nicht zickig.
    Ich schob mir eine trockene Handvoll Cap’n Crunch in den Mund und rannte wieder nach oben, um mich anzuziehen. Fünf Minuten stand ich in Unterwäsche vor dem Kleiderschrank und überlegte, welches Outfit wohl am wenigsten Anstoß erregen würde. Ich entschied mich für eine hellbraune Cordhose und ein sandfarbenes Hoodie. Neutrale Farben. Neutralität. Frieden.
    Ich putzte mir die Zähne, wusch mir das Gesicht, steckte mir eine Spange ins Haar, schmierte mir Labello auf die Lippen. Nach sieben Minuten war ich wieder unten in der Küche.
    »Na los.«
    Meine Mutter fuhr überrascht aus dem Sitz hoch. »Schon?«
    »Besser wird’s nicht, Mom.«
    »Weißt du was«, sagte sie und griff nach ihrem Kamelhaarmantel, »das ist der Vorteil, wenn ich statt mit Bethany mit dir losgehe. Auf dich muss ich nicht stundenlang warten.«
    Na, da war ich aber froh, dass es immerhin einen Vorteil gab. Einer mehr, als ich gedacht hatte.
    In der Shoppingmall wird die Weihnachts-Deko noch vor Thanksgiving aufgehängt. Die grün-rote Jingle-Bells-Atmosphäre hätte mich also in Festtagslaune versetzen können, wenn ich gewusst hätte, für welchen Festtag.
    »Ist das nicht ein großer Spaß?«, sagte Mom, und ihr begeisterter Griff nach meinem Arm schnürte mir den Blutkreislauf ab.
    Ich lächelte und zeigte alle Zähne.
    Mom wollte, dass wir uns erst mal eine Stunde trennen, damit wir Weihnachtsgeschenke kaufen konnten, ohne die Überraschung zu verderben. War mir recht. Ich hatte schon Geschenke für alle. Das Thema dieses Jahr war Zeitschriften, und ich hatte für die ganze Familie Abos bestellt. (Für Mom Martha und House Beautiful . Für Dad PC World und Cycling . Für Bethany Cosmopolitan und People . Für G-Money irgendwelche stinklangweiligen Wirtschaftsmagazine.) Und für Hope hatte ich ein gefälschtes Teenie-Magazin-Cover gebastelt. Ich wollte auch mal was machen, das sie sich an die Wand hängen konnte. Dazu brauchte es kein künstlerisches Talent, bloß einen Computer. Ich hatte ein Foto von ihr eingescannt und Titelzeilen darübergeschrieben:
    HOPE WEAVER PACKT AUS: »AUCH ALS TEEN QUEEN HAT MAN’S NICHT LEICHT«
    WIE MAN AUF DER MÄDCHENSCHULE AN TYPEN KOMMT (OBWOHL KEINE DA SIND UND MAN SCHON DEN HAUSMEISTER KNACKIG FINDET)
    KOMPLETT KARIERT: 101 TOLLE TIPPS FÜR DIE SCHICKE SCHULUNIFORM
    SIND JERSEY GIRLS DIE TOLLSTEN DER WELT? UNSER QUIZ VERRÄT’S!!!
    Ich finde es jedenfalls todkomisch.
    Mom verriet ich natürlich nicht, dass ich schon alles geregelt hatte. Das hätte ihr das schon angeknackste Herz gebrochen. Also saß ich eine Stunde im Innenhof und tankte mit Zimtbrötchen und Cola auf, weil ich ja wusste, gleich würde unsere Suche nach dem Anti-Homecoming-Kleid losgehen, und dafür brauchte ich enorme Zuckerreserven.
    Ich weiß natürlich, als echt amerikanisches Mädchen müsste ich total happy sein, weil meine Mutter findet, ein Kleid für mich zu kaufen ist ein schöneres Geschenk als der Mini-Flakon Chanel No. 5, den Dad und ich ihr besorgt hatten. Aber es war trotzdem eine Quälerei.
    »Ooooooh«, gurrte sie, stellte ihre Einkaufstaschen ab und nahm ein Stück dunkelroten Samt zwischen die Finger. »Darin würdest du wunderhübsch aussehen.«
    »Mom, du hast wohl nicht ganz verstanden«, sagte ich. »Es soll ein Anti -Homecoming-Kleid werden. Das heißt eins, das ich niemals zum Homecoming-Ball anziehen würde.«
    »Ach so«, sagte sie, ihre Stimme so flach wie meine Brust. »Also was für eins?«
    »Jedenfalls bestimmt keins aus der Abteilung Junge Mitternachtsträume bei Macy’s .«
    Ich schleifte sie zu Delia’s , wo die Sachen zwar manchmal ein bisschen zu trendy sind, finde ich, aber wo ich meist irgendwas für meinen jämmerlichen spindeldürren Leib finde. Nachdem ich ungefähr ein Dutzend sehr mädchenhafte Vorschläge meiner Mutter abgelehnt hatte, zog sie schließlich einen Bügel vom Ständer, den ich akzeptieren konnte: ein Hemdkleid aus blaugrauem Cord mit Reißverschluss vorn. Süß, aber

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