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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Stevies veränderten. Jetzt klang sie ruhig, entspannt, sogar gelöst. Ohne Hemmungen berichtete sie ihm von ihrem Leben. Sie hielt sich gern in seiner Nähe auf, daran gab es nichts zu deuteln. In Michaels Nähe – nicht Mr. Rogers, Anwalt und Frauenheld, der sie mit einem Scheck und einem Appartement in sein Bett locken wollte. Der Unterschied war ihm auch nicht verborgen geblieben.
    Diana konnte echt stolz mit ihm zein!
    Was er bis vor wenigen Stunden für unmöglich, ja, utopisch, gehalten hätte, schien plötzlich fast natürlich. Als würden sie sich seit Jahren kennen und wären ... Freunde.
    Im Grunde erzählte sie ihm eine eher simple Story:
    Nachdem die Wohnung angemietet war, holte sie ihre Mom zu sich nach Portland. Allerdings begannen Stevies Probleme damit erst. Mrs. Grace in der Stadt zu haben, gewährleistete nämlich noch immer nicht, dass sie auch tagsüber, wenn Stevie arbeitete, versorgt war. Jetzt verstand Michael, warum seine Assistentin mit einem Mal so großen Wert auf einen pünktlichen Feierabend legte. War sie abwesend, musste sich jemand um ihre Mutter kümmern. Eine ältere Frau in der Nachbarschaft hatte diese Aufgabe übernommen. Wofür sie sich mit sieben Dollar die Stunde entlohnen ließ, was sich am Monatsende in der Summe recht üppig ausmachte. Hinzu kamen die teuren Medikamente, das Geld, das ihre Schwester benötigte, um am College zu überleben, Miete für das Appartement. All die Ausgaben, über die Michael nie wirklich jemals nachgedacht hatte.
    »Es funktioniert«, versicherte sie ihm. »Aber ich habe eben keine Zeit.« Mit in den Nacken gelehntem Kopf betrachtete sie den Himmel. »Du kostest mich übrigens gerade vierzehn Dollar«, bemerkte sie unvermutet. Bevor er etwas erwidern konnte, fügte sie grimmig hinzu. »Untersteh dich!«
    »Mit dir ist es nett!«, grinste er. »Ich würde auch mehr als das bezahlen, um mit dir zusammen sein zu können.« Kaum gesagt stöhnte er auf und biss sich auf die Unterlippe. Aber sie lachte.
    »Ich bin nicht das Sensibelchen, für das du mich hältst, und erkenne durchaus einen Scherz, wenn er mir über den Weg läuft.«
    Doch er sah gerade noch, wie sich ihre Miene verdüsterte, bevor sie den Blick von ihm abwandte. Auch Michael blickte zur Häuserzeile, mit den unzähligen erleuchteten Fenstern. Einschließlich der Geschäfte im Erdgeschoss. »Es war das Dämlichste, was ich jemals in meinem Leben ...«
    Eine kleine Hand legte sich auf seinen Mund. »Lass es! Bitte! Kein Wort davon! Bitte?«
    Erst nachdem er genickt hatte, senkte sie den Arm. »Danke.«
    »Stevie ...«, hob er erneut an, sobald es möglich war.
    Ihr Blick fuhr zu ihm herum. »Du hast es versprochen!«
    »Du kannst überhaupt nicht wissen, was ich sagen will!«
    Entnervt verzog sie das Gesicht. »Wenn du schon so anfängst, ist es garantiert nichts, was ich hören möchte.«
    »Das kannst du nicht wissen!«, beharrte er.
    Resigniert wandte sie ihren Blick wieder den Häusern und Geschäften zu. »Warum akzeptierst du nicht einfach, dass ich nicht will?«, bemerkte sie nach einer ganzen Weile. »Ich werde mich nie mit dir einlassen. Außerdem denke ich nicht, dass dich das auch nur annähernd so belastet, wie du möglicherweise im Moment glaubst.«
    »Woher willst du wissen, dass es mich belastet?« Aufmerksam betrachtete er ein besonders hell erleuchtetes Fenster und fragte sich, was sich wohl dahinter verbarg. Das Wohnzimmer einer Familie, in dem soeben das gemeinsame Dinner eingenommen wurde? Oder vielleicht ein Schlafzimmer?
    Zum ersten Mal wirkte Stevie verlegen. »Es ist natürlich bloß eine Vermutung.«
    Derzeit bewegte er sich auf äußerst dünnem Eis. Michael wollte überhaupt nicht darüber nachdenken, was er tun würde, wenn es schief ging. Dennoch entschied er sich nach kurzem Zögern für ein gewagtes Experiment.
    »Du irrst dich«, begann er langsam.
    Rasch musterte sie ihn von der Seite und blickte erneut zu den beleuchteten Fenstern. Auch Stevie schien plötzlich ungemein an der Klärung der Frage interessiert zu sein, was sich hinter den vielen kleinen, erhellten Rechtecken wohl abspielte.
    »Den Gedanken daran habe ich längst aufgegeben«, fuhr er fort. »Ich erkenne, wann ich verloren habe. Du willst mich nicht, damit kann ich problemlos umgehen.« Seine Augen verengten sich. »Aber ich mag dich nun einmal, halte mich gern in deiner Gesellschaft auf. Was ist daran so verwerflich?« Und endlich sah er sie an. »Kein Sex. Ich würde nur gern hin und

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