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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Druck auf seinen Schultern verstärkte sich und sie wich so überhastet zurück, dass sie beinahe von seinem Schoß gefallen wäre. Nur sein schnelles Zugreifen bewahrte sie vor einem Sturz. Große, flehende grausam entsetzte blaue Augen suchten seine, auch wenn in ihrer Stimme die kaum unterdrückte Leidenschaft mitschwang, formte sie jene Worte, die absolut nicht hierher passten. »Bitte nicht!« »Stevie ...«
    »Nein! Ich kann nicht! Bitte!«
    Keine Chance, nicht heute und nicht jetzt. Michaels Miene wurde eisig. Mit einem viel zu heftigen Ruck befreite er sich aus ihrem Griff und schob sie von sich.
    »Geh!« Angesichts ihres unsicheren Blicks begriff er trotz des unbändigen Zorns, der soeben seinen Verstand flutete, wie missverständlich seine letzte Bemerkung war. »... verlasse diesen Raum!«, fügte er mühsam beherrscht hinzu.
    Die Wärme ihres Körpers verschwand und ließ ihn in gefühlter Eiseskälte zurück.
    An der Tür blieb sie noch einmal stehen und wandte sich zu ihm um. »Michael, es tut mir ...«
    »Geh!« Er hütete sich, aufzusehen, es wäre bereits zu viel gewesen.
    Und endlich ging sie.
    * * *
    A n diesem Freitag wartete Stevie vergeblich auf jener Parkbank, die früher ihnen gehörte. Auch an allen Folgenden.
    Bis sie es schließlich aufgab.
    * * *

ie wertvolle Münzsammlung vermache ich meinem lieben Schwager Peter Duncan. Peter, ich weiß, du warst schon immer sehr von ihr angetan ...«
    Die leiernde Stimme des alternden Notars, Dr. Birch, stellte gleichzeitig das einzige Geräusch im Raum dar. Nur gelegentlich ertönte ein verhaltenes Räuspern. Die Anspannung hatte sich bereits seit einer halben Stunde spürbar gelockert. Während der Verteilung des Hauptvermögens hatte Victor Rogers auf spektakuläre posthume Abrechnungen mit verhassten Verwandten verzichtet. Mehr als zwei Stunden saßen sie jetzt im Ballsaal der Familie Rogers und zum fünftausendsten Mal fragte sich Stevie, zunehmend gereizt, was sie hier überhaupt suchte.
    Inzwischen war nahezu jeder der Anwesenden namentlich erwähnt und begünstigt worden: Alicia, Michael, Diana, Aaron Mitchel, Renata, Schwestern und Brüder, diverse Cousins und Cousinen, Neffen und Nichten, Schwager und Schwägerinnen, selbst Dr. Burn und Mrs. Smith, die Haushälterin.
    Mr. Folks, Michaels Mandant, der damals Coopers Wutausbruch beiwohnen durfte, saß in einer Ecke und war vor ungefähr zwanzig Minuten von Victor mit einem edlen Schachspiel beglückt worden. Übrigens beriet Michael ihn noch immer in allen Rechtsfragen, den peinlichen Vorfall hatte der ältere Herr nie wieder erwähnt.
    Ausschließlich Marcel und Stevie befanden sich bisher so ziemlich grundlos hier. Ihr rascher Seitenblick entging dem nicht, denn er grinste schief und eindeutig ratlos zurück. Offensichtlich fühlte er sich ebenso fehl am Platz wie sie.
    Derzeit kam Stevie sich wie ein Eindringling vor. Irgendein mieser Erbschleicher, der sich kurz vor Ableben des reichen Gentlemans in dessen krankes und einsames Herz geschlichen hatte und nun sabbernd vor freudiger Erwartung hier saß, um vielleicht auch ein Stück von dem großen Kuchen zu ergattern.
    Der Kuchen erwies sich übrigens sogar als verdammt groß.
    Bisher hatte Stevie nicht einmal geahnt, dass die Rogers ein derartiges Vermögen besaßen. Der Vater war Anwalt und dessen Sohn in seine Fußstapfen getreten, ja. Doch dies kam wohl eher einer Art Freizeitbeschäftigung gleich, dem Versuch, ihrem Leben einen Sinn zu geben oder etwas in dieser Art. Nötig hätten es beide nicht gehabt. Die Familie verfügte über so viel Geld, dass auch deren Kindeskinder nur von den monatlichen Zinsen leben können würden. Und das keineswegs schlecht.
    »... komme ich nun zu meiner Privatstiftung, die ich seit einigen Jahren gemeinsam mit meiner Tochter Diana ...«
    Abrupt hob Stevie den Kopf. Erst in diesem Moment ging ihr auf, dass es ja auch hier Veränderungen geben würde. Bestimmt! Diana konnte die Aufgaben für die Wohltätigkeitsarbeit in der Zukunft garantiert nicht allein bewältigen. Mrs. Rogers trug eher die Verantwortung für die Ausrichtung gesellschaftlicher Events. Wie zum Beispiel traditionelle Weihnachtsbälle. Aus allem anderen hatte sie sich bisher immer herausgehalten.
    »... will ich sicherstellen, dass diese erfolgreiche und wichtige Arbeit in meinem Sinne fortgesetzt wird. Zunächst danke ich dir, meine liebe Alicia, für dein langjähriges und unermüdliches Engagement im Aufsichtsrat ...«
    Alle Köpfe

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