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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Diele hinaus, wo sie von vier Männern im Anzug und Mantel erwartet wurde, die Hüte in den Händen hielten. Snoody sagte gerade etwas zu ihnen.
    »Ich bin Ruby Flagg«, sagte sie zu den Männern. Plötzlich machte sie sich Sorgen wegen der Seilfasern auf der Klinge des Messers, das sie in der Küche zurückgelassen hatte. »Sie wollten mich sprechen?«
    Ein dunkelhaariger Mann trat vor. Er zückte eine Dienstmarke der Dublin Garda. »Ist Mr. Neil Hockaday ebenfalls in der Nähe?«
    »Er hat am frühen Morgen das Haus verlassen.«
    »Verlassen mit welchem Ziel, Miss?«
    »Dublin.«
    Worüber der Polizist nicht sonderlich glücklich schien. Er drehte sich um und beriet sich mit den anderen, dann sah er wieder Ruby an. »In Ordnung, Sie müssen uns jetzt begleiten, Miss.«
    »Warum?«
    »Weil Sie verhaftet sind, darum.«

35

    Der Taxifahrer ging sogar noch einen Schritt weiter und schüttelte den braunen Wagen ganz ab. Er erreichte das, indem er sich geschickt durch den dichten Verkehr schlängelte, der in südlicher Richtung auf der North Road unterwegs war, und dann durch ein Labyrinth kleiner Seitenstraße losflitzte.
    »Haben Sie gesehen, wer in dem Wagen gesessen hat?« fragte ich.
    Ich selbst hatte nur den vagen Umriß eines Mannes hinter dem Steuer gesehen. Es könnte ein zweiter Mann dabeigewesen sein, sicher war ich allerdings nicht.
    »Tut mir leid, Chef, ich hab nur den Wagen gesehen.«
    Wir fuhren weiter durch die Seitenstraßen und Gegenden, die sich nicht sehr von der unterschieden, die wir gerade erst verlassen hatten.
    »Wie lange hat er schon gewartet, ich meine, vorhin in der Goff Street?«
    »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.«
    Schließlich hielt er an einer Straßenbahnhaltestelle. »Wenn ich Sie wäre«, sagte er, »dann würde ich jetzt aussteigen, nur um ganz sicherzugehen. Wenn Sie wollen, warte ich hier, bis die Bahn kommt.«
    »Sie trauen der Garda nicht, was?«
    »Nein, Chef.«
    »Wieso vertrauen Sie mir?«
    »Ihre fünf Mäuse in meiner Tasche sind eine schöne Anzahlung auf Vertrauen. Perfekt können Sie die Sache machen, wenn Sie jetzt noch den anderen Fünfer rausrücken, von dem Sie vorhin gesprochen haben. Dann ist da natürlich noch der normale Fahrpreis. Das macht zwei Pfund vier.«
    Ich gab ihm zwei weitere Fünfer und sagte, das Wechselgeld könne er behalten.
    »Gott segne Amerika«, sagte er.
    »Da hab ich auf der Goff Street aber was ganz anderes gehört.«
    »Da oben leben lauter Hitzköpfe, so einer bin ich nicht. Ich persönlich habe vor, alt zu werden, nicht mutig.«
    »Gut möglich, daß Sie der liebenswürdigste Mann sind, den ich heute treffe.«
    »Aye, und nicht ausgeschlossen auch der älteste, wie ich schon sagte. Und diesen guten Rat kriegen Sie umsonst, mein amerikanischer Freund: Passen Sie gut auf sich auf.«
    Die Straßenbahn hielt scheppernd und quietschend an.
    »Komme ich mit dieser Linie zum Trinity College?« fragte ich.
    »Aye, sagen Sie dem Schaffner, er soll Ihnen an der Haltestelle University Bescheid geben.«
    Ich stieg aus dem Taxi und verabschiedete mich von meinem freundlichen Fahrer, fügte auf Gälisch noch hinzu: »Ní cheolfad a thuille go bhfuighfidh mé deoch.«
    »Und was soll das heißen, Chef?«
    »Das ist das einzige Irisch, das ich kenne. Ich hab’s in einem feinen New Yorker Etablissement namens Nugent’s Bar von Davy Mogaill, einem Freund, gelernt. Übersetzt heißt das: Ich singe nicht mehr, bevor ich nicht einen Drink kriege.«
    Der Fahrer lachte.
    »Gott segne Eire«, sagte ich.
    Dreißig Minuten später saß ich im Ould Plaid Shawl, las erneut Gunstons Artikel, stellte in meinem Notizbuch Zusammenhänge zwischen verschiedenen Dingen her und gönnte mir einen schönen, großen Drink, während ich auf meine Verabredung zum Mittagessen wartete.

    Dermot Brennan war ein fünfzigjähriger Professor und sah aus wie ein riesiger Paddington-Bär. Knopfschwarze Augen lagen in einem runden Gesicht, das von krausen braunen Haaren und dem dazu passenden Bart umrahmt wurde. Er trug einen marineblauen Blazer mit dem alten Wappen des Trinity, ein rot-weiß kariertes Hemd und eine gelbe Fliege. Er besaß sogar eine Paddington-Aktentasche, eine dieser Mappen mit dreieckigen Klappen wie bei einem Briefumschlag, die zugebunden statt zugeschnallt wurden. Professor Brennans Kleidung und äußere Erscheinung war so heiter wie seine akademische Liebe mißmutig.
    »Die politische Geschichte Irlands«, erläuterte er, als wäre unser Tisch im Pub

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