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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Ungefrohrn
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Lisa spitz und voller Eifersucht.
    Ich hob meinen Kopf und sah zu ihr hinüber. „Ich hatte gehofft, dass dein Neid vergeht, wenn du den Mann bekommst, den du dir sehnlichst wünschst, Woodrow. Da habe ich mich wohl geirrt, nicht wahr?“
    Lisa schwieg und wurde puterrot unter ihrer Kapuze, doch das kümmerte mich nicht. Ich wendete mich wieder Nathaniel zu und sprach:
      „Möge es dir weniger eine Pflicht denn mehr eine Freude sein, mich zu beschützen, Nathaniel.“ Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und zog seinen Kopf zu mir, so dass unsere Gesichter nah, viel zu nah waren. Ich hob meinen Mund an seine Stirn und küsste sie mit bebenden, leicht geöffneten Lippen. Sein Atem stieß gegen meine Haut, als ich hauchte:
      „Gott segne und beschütze dich, mein Vasall!“
    Dann trat ich gegen den Willen meines Körpers einen Schritt zurück und fixierte einen imaginären Punkt auf seiner Brust.
    Nathaniel ging vor mir auf die Knie. „Gott segne dich, Carys Olwyn!“
      „Danke, Nathaniel“, bemerkte Patricia amüsiert. „Du darfst dich erheben!“
    Ich zog mich in die Menge des Zirkels zurück und betrachtete das Geschehen, als stünde ich neben mir.
    Patricia rief Lisa und Nathaniel zu sich und sprach beiden ihren Segen aus, bevor diese sich entblätterten und nackt voreinander standen und sich ihre Treuschwüre aufsagten.
    Ich spürte eine zarte Hand in meiner, doch der Griff war fest, so dass ich meinen Blick von den Nackten losriss und auf meine Nachbarin lenkte.
    Ceridwen lächelte mich spitzbübisch an und zwinkerte mit einem Auge, ehe sie sich zu mir beugte und hauchte:
      „Ich bin so glücklich und so aufgeregt, Carys! Endlich bist du wirklich und wahrhaftig eine von uns, ein unauslöschlicher Teil Rosewood Halls!“
    Wir kicherten, und seltsamerweise war ich ebenfalls glücklich. Da stand sie, meine Freundin seit der Kinderzeit, und hielt meine Hand. Ihre Freundschaft und ihre Freude ließen mich geradezu überschäumen vor Glück und nahmen mir den Schmerz, den ich bei der Tatsache, dass Nathaniel Hartscombe nun einer anderen Frau gehörte und nicht mir, hätte empfinden müssen.
    Es war meine große Liebe zu Rosewood Hall, die mich in diesem Augenblick erfüllte.
    Ceridwen und ich wandten uns der Zeremonie zu und ließen einander nicht los, während wir Zeuge wurden, wie Nathaniel Lisa grob packte und sich ihren Körper und ihr Blut Untertan machte.
    Fühlte ich mich zu ihm hingezogen, so stieß mich dieses Ritual von ihm ab. Es war, als würde ihr Blut in seinem Körper ihn für mich vergiften und meine Gefühle gegenüber dieser Kreatur abtöten.
    Nathaniel trank gierig, doch plötzlich riss er sich von ihr los und stieß sie angewidert von sich. Hass und Ekel standen in seinem Gesicht geschrieben, als er aufbrüllte:
      „Was zum Henker –!“ Er spuckte das Blut vor Lisas nackte Füße. „Dieses Blut schmeckt wie ein Tümpel!“ Nathaniels Gesicht, welches mir vor wenigen Minuten noch so schön erschienen war, hatte sich zu einer Fratze verzerrt und wirkte gemein.
    Dies war das wahre Wesen jenes Hellprints.
    Lisa schlug ihre Hände vor das Gesicht und schluchzte herzzerreißend auf, während einige zu den beiden eilten, um sie anzukleiden und herauszufinden, was genau geschehen war.
    Patricia sah über die Menge hinweg in mein Gesicht und lächelte vergnügt, so dass ich begriff, dass es mein Fluch war, meine gesprochenen Worte, die Lisa und Nathaniel verdammten. Ich musste ein Kichern unterdrücken.
    Ceridwen zog prüfend eine Augenbraue hoch. „Warst du das?“
    Ich presste meine Lippen fest aufeinander und blickte in ihre schelmisch aufblitzenden Augen und nickte schließlich.
    Meine Freundin knuffte mich und zog mich ganz nah. „Wenn Nate jemals spitz kriegt, was du gemacht hat, dann Gnade dir Gott!“ Dabei grinste sie.
      „Ich hab ihm nichts angetan!“ verteidigte ich mich flüsternd. „Ich habe lediglich Lisas Blut verflucht. Er kann sich doch von anderen nähren. Ich wollte sie strafen!“
    Ceridwen schnalzte anerkennend die Zunge. „Das ist genau die richtige Lektion für dieses Miststück!“
    Gwydion kam zu uns und legte die Arme um unsere Schultern. „Mädels, wir sollten jetzt gehen. Das Portal wird gleich geöffnet.“
    Plötzlich brach Gebrüll aus und wir wurden angerempelt, als eine Rangelei losbrach.
    Da wir das Geschehen nicht weiter verfolgt hatten, dauerte es einige Augenblicke, bis unsere Hirne verstanden, was unsere Augen sahen.
    Nathaniel hatte

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