Erwachen
dunklen Augen zeigte. Sie würde ihn sofort als ihren leibhaftigen Sohn erkennen.
Vielleicht brauchten wir die Gebärdensprache ja gar nicht, kam es mir aufgeregt in den Sinn. Er war eine Thrylia, also sollte auch er eine Affinität zu allen fünf Elementen haben, den Geist eingeschlossen.
Kannst du mich hören? fragte ich leise.
Carys… ja, ich kann dich hören , entgegnete er sanft und mit der Stimme, die mich in meinen grauenvollen Nächten mit wenigen Worten auf so unnachahmliche Weise getröstet hatte.
Emrys, ich weiß, du erinnerst dich nicht an mich, aber du erinnerst dich an Gwyn.
Er schmunzelte. Ja, an Gwyn und an seine tiefe Freundschaft habe ich mich sofort erinnert. Sein Blick wurde wieder traurig. Jetzt, da ich dich spüre, empfinde ich eine tiefe Traurigkeit. Ich glaube, ich habe versucht, dich zu beschützen… und habe kläglich versagt!
Ich schnaubte auf, ohne aber nach außen dieses Geräusch zu machen. Ich habe gesehen, wie Patricia dich getötet hat. Träume haben es mir gezeigt.
Warum hat sie mich getötet? Hat sie mich nicht geliebt?
Sie wollte verhindern, dass du und ich zusammenkommen, gestand ich dumpf und gab damit mehr von mir Preis, als mir lieb war. Ich wusste nichts über diese junge Thrylia, denn ich hatte immer nur den menschlichen Emrys gekannt und geliebt.
Wer war er nun?
Würde ich ihn jemals wieder lieben und zulassen, dass ich ihn damit in große Gefahr brachte? Wenn ja, und dieser Gedanke machte mich wahnsinnig, was war, wenn er meine Gefühle einfach nicht erwidern konnte?
Ich ließ ihn los, und das Leuchten unserer Körper verblasste. Ich sah zu Gwydion, der mit großen Augen von mir zu Emrys und wieder zurückblickte.
„Gwyn, was machen wir nun?“ fragte ich ratlos.
„Emrys ist nun ein Teil des Zirkels von Rosewood Hall, Carys. Aber ihr dürft euch in Zukunft nicht mehr berühren! Ihr gebt einander so viel Licht… das war atemberaubend, ehrlich!“
Ich wollte und konnte Emrys nicht ansehen, ich war total verwirrt und verunsichert. Ich war so weit davon entfernt, eine mächtige Thrylia-Hexe zu sein, wie noch niemals zuvor als Mensch.
Carys! rief Emrys sanft in meinem Kopf. Bitte, sieh mich an!
Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht“, seufzte ich und zuckte zusammen, als ich merkte, dass ich es laut ausgesprochen hatte.
Gwydion runzelte die Stirn. „Was kannst du nicht? Du musst dich von Emrys fernhalten!“
Emrys schüttelte den Kopf. Bitte, sag ihm nicht, dass wir miteinandersprechen können, Carys! Noch nicht…
Ich hatte noch nie Geheimnisse vor Gwyn, bemerkte ich traurig, erkannte aber, dass es jetzt wohl notwendig war.
Ich streckte die Schultern durch und machte den Rücken gerade, als ich Gwydion ansah. „Du hast wohl Recht, mein Lieber. Wir dürfen Emrys nicht in Gefahr bringen.“
Er sorgt sich um dich, nicht um mich, murmelte Emrys und wendete sich ab, ging zum Fenster und blickte hinaus. Neben Dougal seid ihr meine einzigen Vertrauten. Ich spreche mit Dougal auch immer in Gedanken, nur dass er mir laut antworten muss, damit ich ihn höre. Es ist schön, dass es bei dir anders ist, Carys. Ich spüre, dass du mir näher bist als jedes andere Wesen in meinem Leben.
Als wir noch Kinder waren, hast du mich beschützt. Nun werde ich dich beschützen, Emrys, sagte ich mit fester Stimme.
Wie? Er klang unwirsch, weil er die Antwort bereits kannte, und diese schien ihm nicht sehr zu gefallen.
Indem ich mich von dir fernhalte, antwortete ich dennoch und unerbittlich.
Tat ich es für Rosewood Hall oder für Patricia, die mir nie verraten hatte, warum zwei Thrylien sich nicht vereinen durften?
Rosewood Hall war mir ohne Emrys nie genug erschienen, und jetzt – mit ihm, aber nicht an meiner Seite – erschien es mir zu viel.
D ougal wurde mit der Vermählung mit Ceridwen in den Zirkel von Rosewood Hall aufgenommen.
Wir alle erkannten die innige Liebe und tiefe Macht, die diese beiden magischen Geschöpfe miteinander verband.
Als die Tochter der Königin war ich allerdings an dem Geschehen näher dran, als mir lieb war.
Ceridwen war mir die liebste und beste Freundin, und ich freute mich aufrichtig für die wahre Liebe, die Seelenverwandtschaft, die sie gefunden hatte.
Bei der Vereinigung der beiden zeigten sie ihre wahren Gestalten als Saphirabris, die eine starke Affinität zur Luft hatten. Mir raubte ihr Anblick den Atem und ich spürte eine unstillbare Sehnsucht in meinem Herzen
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