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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Ungefrohrn
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über mich und küsste meine Stirn, ehe er mir in die Augen blickte. Seine Augen verrieten seine tiefen Gefühle für mich, doch sie waren traurig. „Warum nur kannst du mich nicht so lieben, wie du Emrys Caughleigh geliebt hast?“ fragte er leise.
    Dieser Name verursachte immer noch einen Schmerz in mir, und dafür war ich dankbar, denn er kitzelte ein wenig an meiner geistigen Lähmung.
      „Ich werde dir meine Welt zu Füßen legen, wenn du mich lässt, Carys“, flüsterte Nathaniel und stieß dabei seinen Atem in mein Gesicht. „Du bist immer noch so schweigsam wie vor deiner Wandlung, aber jetzt und hier bist du stumm wie zu der Zeit deines Nervenfiebers.“ Er streichelte über mein Haar. „Dieser Emrys Norrington… ich habe ihn heute beobachtet. Er hat es zweimal geschafft, dich zum Lachen zu bringen. Und ich weiß, dass er dies auch nur deiner Fürsorge verdankt.“
    Er sollte keinen von uns beobachten! Sah er dann nicht auch, wie sehr ich diesen anderen Mann liebte?
      „Ich will, dass du zu der Unbeschwertheit zurückkehrst, die dir kurz nach deiner Wandlung innewohnte.“
    Kurz nach meiner Wandlung hatte ich Nathaniel angeschmachtet wie eine läufige Katze – verständlich, dass ihm das gefiel.
      „Ich möchte, dass wir nächsten Monat heiraten, Carys.“ Seine Augen sahen mich flehend an.
    Nächsten Monat schon? Dann war Emrys auf ewig für mich verloren und tabu.
      „Carys, du hast Vorbehalte… hast du Bedingungen? Bitte… rede mit mir!“ Seine Stimme war so sanft, seine Augen voll von Zärtlichkeit. Nie war der Zeitpunkt, um mit ihm zu verhandeln, günstiger.
      „Nate“, hauchte ich und nahm seine Hand, hielt sie warm fest. „Ich werde dich nächsten Monat heiraten, wenn du es wünschst. Aber du musst dir im Klaren darüber sein, dass ich dich nicht so liebe, wie du mich liebst, Nate! Ich habe dich unheimlich gern und bewundere dich, aber das ist nicht annähernd das, was ich mir für dich gewünscht hätte!“
      „Es ist okay“, erwiderte er schmunzelnd.
    Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. „Nein, für mich nicht! Versprich mir – bei Rosewood Hall – dass du mich niemals dafür verurteilen wirst, dass du mich immer achten wirst… denn nur dann kann meine Liebe wachsen!“
    Sein Blick wurde noch liebevoller. „Ich werde jeden Tag unseres Lebens dafür sorgen, dass du dich immer ein klein wenig mehr in mich verliebst, Carys!“
    Nathaniel sah sehr liebenswert aus, doch ich kannte auch die andere, blutrünstige Seite an ihm – und die stieß mich ab.
      „Nate… da ist noch etwas… Ich möchte dich niemals beißen!“
    Ungläubig sah er mich an. „Nein?“
    Ich schüttelte fest den Kopf. „Nein, ich möchte mich nicht vom Licht nähren müssen! Ich möchte auch nicht, dass du dich von mir nährst. Das Hochzeitsritual ist okay.“ Bei diesem Gedanken schauderte es mich. „Aber darüber hinaus würde es mich schwächen, wenn ich selbst nichts zu mir nehme.“
    Nathaniel nahm mein Gesicht in seine Hände und lächelte. „Wenn das deine Bedingungen sind, so akzeptiere ich sie gerne.“
      „Welche Bedingungen hast du?“ fragte ich und hielt ängstlich den Atem an.
    Er schüttelte bestimmt den Kopf. „Ich stelle keine Bedingungen. Ich verlange von uns beiden, dass wir die Geduld haben, auf deine Liebe zu warten. Mehr will ich nicht.“
    Seine Worte zerrissen mir das Herz, denn er meinte sie so, wie er sie sagte. Und ich ging einen Bund ein, den ich niemals so sehr nicht gewollt hatte wie in diesem Augenblick, als ich sein Herz mit Füßen trat, weil ich das zusagte, was ich ihm nie würde geben können.
     
    ∞∞∞

Gwydion saß im Schneidersitz auf dem Boden meines Zimmers, während er Emrys und mich dabei beobachtete, wie wir vergeblich versuchten nicht zu leuchten, sobald unsere Fingerspitzen sich berührten. Entnervt sprang er schließlich auf und schnaubte:
      „Versucht ihr auch wirklich mit eurem Geist, den anderen abzuschirmen?“
    Über meiner Oberlippe hatte sich schon Schweiß gebildet, und auch Emrys‘ Stirn glänzte vor Anstrengung. Ich war ebenfalls genervt, weil ich jedes Mal, sobald sich mehr als unsere Fingerspitzen berührten und wir leuchteten, Gwydions Seufzen hörte.
      „Gwyn, hör mal!“ sagte Emrys schroff. „Wir brauchen eine Pause, okay? Außerdem hab ich Durst.“
      „Ich hol uns Fruchtlimonade“, murmelte Gwydion. „Und dann machen wir weiter!“
    Ich hatte mich ans Fenster gestellt und sah hinunter zum Innenhof,

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