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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Ungefrohrn
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stellten.
    Warum nur erkannte niemand, wie böse ich war?
    Wo Licht ist, da ist auch Schatten – das hatte Nannette immer gesagt.
    Ich warf mich auf das Bett und begann ausgiebig zu weinen.
    Ich weinte um Nathaniel, der es verdiente aufrichtig und unsterblich geliebt zu werden.
    Ich weinte um Ceridwen und Gwydion, denen ich schon lange nicht mehr alle meine Geheimnisse anvertrauen konnte.
    Ich weinte um Patricia, die mir mehr Mutter gewesen war, als es jede leibliche Mutter hätte sein können. Sie war stets das Sinnbild für Rosewood Hall gewesen, beides hatte ich vergöttert, doch der Glanz war verflogen, der Lack abgeplatzt.
    Ein Rosewood Hall, wie die anderen es sahen und lebten, ein Rosewood Hall, für das ich tausend Tode gestorben wäre, gab es nicht mehr.
    Meine Träumereien waren zerplatzt wie Seifenblasen, mein Bild hatte Risse bekommen. Ich war nicht die, die ich ein Leben lang glaubte zu sein. Ich war nicht tadellos. Ich war sowohl Schatten als auch Licht.
    Und ich war wahrlich unsterblich in Emrys verliebt.

Graue Affenhände griffen nach mir, berührten die nackte Haut meiner Beine, schoben mir das Nachthemd hinauf, betatschten gierig meinen Bauch, glitten höher und kneteten meine Brüste.
    Ich wand mich unter dem schweren Körper des Hellprints, der auf mir saß und mich lüstern betrachtete, während die Fangzähne in seinem Mund immer größer wurden.
    Ich blickte nicht in das Gesicht meines Vaters, sondern auf Nathaniels Antlitz, das sich vor unstillbarem Hunger nach meinem besonderen Blut verzerrt hatte und ganz abscheulich aussah.
    Ich erstarrte, holte Atem und schrie gellend auf.
    Senkrecht und schwer atmend saß ich in meinem Bett und zitterte am ganzen Körper.
    Ich schwang mich aus meinem Bett und tapste zu meiner Zimmertür, welche ich entriegelte. Ich zog den Schlüssel ab und schlüpfte hinaus. Nachdem ich die Tür wieder abgeschlossen hatte, lief ich auf Zehenspitzen zu Emrys‘ Zimmer und hielt inne.
    Sollte ich ihn wecken und meine Alpträume von ihm verscheuchen lassen?
    Ich legte meine Hand auf die Türklinke und öffnete leise die glücklicherweise nicht verschlossene Zimmertür. Hastig huschte ich in den dunklen Raum und lauschte seinem tiefen Atem und leisen Schnarchen.
    Darauf konzentriert, kein Geräusch zu verursachen, drehte ich den Schlüssel im Schloss herum. Als ich an sein Bett trat, fiel das Mondlicht auf sein friedliches Gesicht, kleine Locken kringelten sich an seiner Schläfe. Mein Herz schmolz bei dem Anblick dieses Mannes dahin.
    Zaghaft setzte ich mich auf die Bettkante und fragte mich kurz, ob ich nicht besser wieder in mein eigenes Bett verschwand. Doch der Traum war so schrecklich, so real gewesen und hallte noch in mir nach. Ich wollte nicht allein sein.
    Vorsichtig schlüpfte ich unter die Bettdecke und legte mich steif auf den Rücken, lauschte Emrys‘ regelmäßigem Atmen. In unserer Kindheit hatte er Hemden getragen, doch nun schlief er nackt. Diese Tatsache machte es mir unmöglich, mich einfach an ihn zu schmiegen und seine Nähe, seinen betörenden Körpergeruch in mich aufzusaugen.
    Er lag mit dem Rücken zu mir, und der Drang, ihm mit meiner Hand durch sein Haar zu fahren, wurde fast übermächtig.
    Ich drehte mich auf die Seite und schmiegte mich an seinen vom Schlaf ganz warmen Körper. Emrys seufzte. Ich streckte meine Hand aus und ließ meine gespreizten Finger in sein dichtes, weiches Haar gleiten.
      „Carys“, nuschelte er im Schlaf, griff nach meiner Hand und gab mir einen Kuss auf den Daumen. Dann zog er die Hand an seine Brust und schlief weiter.
    Diese Geste war so tröstlich für mich, so beruhigend, dass ich mich traute, meine Augen zu schließen, mein Gesicht an ihm zu vergraben und einzuschlafen.

Als ich die Augen öffnete, war es noch dunkel, der Mond schien nicht mehr in Emrys‘ Zimmer.
    Er lag mir zugewandt, hielt mich in seinen Armen und schlief mit dem Gesicht in meinem Haar vergraben.
    Meine Hand lag an seiner Brust, auf der sich weiche Haare kringelten. Fast schüchtern bewegte ich mich und glitt mit den Fingern durch Emrys‘ Brusthaar.
    Er seufzte und zog mich ganz eng in seine Arme. Plötzlich hielt er inne und versteifte sich für einen kleinen Augenblick. „Carys?“ nuschelte er verschlafen.
      „Hmm“, war alles, was ich von mir gab, während ich meinen Körper an seinen schmiegte und mich sanft an ihm rieb.
      „Was machst du in meinem Bett?“ raunte er und ließ seine Hand sanft über meinem Nachthemd über

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