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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Ungefrohrn
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er bereits wieder.“
    Emrys erstarrte auf seinem Stuhl, als er sich schließlich räusperte und antwortete:
    „Ich mag es nicht angefasst zu werden.“
    Isobel wurde rot und vermied seinen Blick. Sie war peinlich berührt und erkannte die Abfuhr, die er ihr gerade gegeben hatte.
    Patricia kicherte. „Wie schön, dass ihr in so kurzer Zeit so große Fortschritte gemacht habt! Und nun widmen wir uns doch bitte dem köstlichen Essen.“

Nach dem Essen wollte ich auf mein Zimmer, mich in meine Decke kuscheln und sowohl Nathaniel als auch Isobel ausblenden und vergessen.
    Doch auf den Treppenstufen nach oben schreitend rief Nathaniel hinter mir meinen Namen. Mit einem künstlich nichtssagenden Gesichtsausdruck wandte ich mich herum und wartete, bis er einige Stufen in meine Richtung gestiegen war.
      „Ich bin müde und möchte mich zurückziehen“, bemerkte ich bemüht freundlich.
      „Ich wollte dich gerade bitten, mich bei einem Spaziergang im Mondschein zu begleiten“, meinte er und sah mich betrübt an. „Aber wenn du gestattest, dann bringe ich dich zu deinem Zimmer. Und vielleicht begleitest du mich morgen Abend?“
    Ich lächelte scheu, aber innerlich schrie ich ihn an, er solle mich endlich in Frieden lassen.   „Vielleicht, Nate. Die Tage sind ermüdend für mich, seit ich mich um Emrys‘ Gesundheit sorge und gleichzeitig Isobels Gemeinheiten versuche aus dem Weg zu gehen.“
      „Strengt dieser Emrys dich zu sehr an? Dann soll Ceridwen seine Pflege übernehmen, sie ist ebenfalls eine heilkundige Hexe!“
    Nathaniel schien wirklich besorgt, und ich war froh, dass wir den Flur zu meinem Zimmer erreicht hatten, doch die Zimmertür schien immer noch so fern.
      „Ich werde meine Aufgabe bis zum Ende erfüllen, lieber Nate“, entgegnete ich bestimmt.
    Er gluckste leise auf. „Es liegt wohl hauptsächlich daran, dass du es nicht leiden kannst, dass Isobel sich sehr für deinen Schützling interessiert.“
    Ich nickte widerwillig. „Da stimme ich dir zu. Diese Schabe biedert sich ihm an, als sei sie eine Hure. Er hat etwas Besseres verdient!“
    Wir standen nun vor meiner Zimmertür und er griff nach meinen Händen, während er mich schmunzelnd ansah. „Carys, es gefällt mir, dass du dich um Emrys und um Gwydion und um Ceridwen sorgst. Diese drei haben dir wieder auf die Beine geholfen oder zumindest wieder einen Sinn im Leben gegeben, dich aus diesem beängstigenden Nervenfieber gerissen. Aber bitte vergiss nicht, dass ich auch noch da bin! Ich will Teil deines Lebens sein, der wichtigste sogar!“ Er hob seine Hand an meine Wange und streichelte diese sanft. „Du umgibst dich mit Brüdern und einer Schwester – ich möchte, dass du auch wieder Liebe in dein Leben lässt! Meine Liebe.“
    Ich hielt den Atem an, als er sich zu mir beugte und zart meine Stirn küsste.
      „Nate“, hauchte ich. „Gib mir Zeit… bitte…“ Wir sahen uns in die Augen. „Sei mein Freund, sei mein Verbündeter… alles andere wird sich bald finden.“
      „Ich liebe dich, Carys, und ich werde dir sein, was immer du brauchst!“
    Ich fror innerlich, denn ich spürte, dass er die Wahrheit sprach. Ein kleiner Teil meines Gewissens regte sich und ekelte sich vor mir selbst, weil ich Nathaniel glauben machte, zwischen uns könne jemals Liebe sein.
    Doch diese Lüge war notwendig – nicht für Rosewood Hall, dem stets meine ganze Loyalität gegolten hatte. Sie war notwendig für mich – damit ich selbstsüchtig und zerstörerisch eine Liebe leben konnte, die noch ihresgleichen suchte.
    Ich liebte Emrys. Und für ihn und seine Liebe würde ich sogar Rosewood Hall aufgeben – wenn er mich denn ließe.
      „Gute Nacht, Nate“, sagte ich, machte mich von ihm los und verschwand eilig in meinem Zimmer.
    Schwer atmend lehnte ich mit dem Rücken gegen die Tür und war entsetzt über die Erkenntnis, wie ich wirklich war.
    Alle, selbst ich, hatten in mir bisher immer die reine, fast heilige Carys Olwyn gesehen, die sich für die Wesen, die ihr am Herzen lagen, mit aller Macht einsetzte, die stets nur Gutes tat und nie Böses dachte.
    Doch Isobel hatte mich von Anfang an erkannt und mich verachtet.
    Ich war nicht gut, ich war böse.
    Ich war getrieben von einer Selbstsucht und Eigenliebe, hatte mich in Selbstmitleid ergossen und strebte immer nur mein eigenes Glück und Wohlergehen an.
    Ich war dafür über die Leichen von Andrew und Lisa gegangen; ich würde über weitere Leichen gehen, wenn sie sich mir in den Weg

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