Erwachen
darf jemals davon erfahren, hörst du? Herrje, wie soll das alles ein gutes Ende nehmen?“
„Finde heraus, was Nan über Thrylien weiß, Ced!“ bat ich.
„Und wenn euch etwas passiert?“ Sie schob mich von sich und sah mich eindringlich an.
„Ced-Schatz, ich werde niemals mehr so leiden müssen wie in der Vergangenheit, als Emrys für immer verloren schien. Nun ist er für immer mein“, wisperte ich lächelnd.
Meine Freundin biss sich auf die Lippe, ehe sie entgegnete:
„Ihr werdet leiden – getrennt voneinander. Wovon du jedoch sprichst, ist der Tod.“
Wir lösten uns und machten uns ohne weitere Worte daran, dem Unkraut Herr zu werden.
Immer wieder hallte mir Ceridwens letzte Bemerkung durch den Kopf. Sie hatte Recht. Es war nicht der Tod, den es zu fürchten galt. Nein, zu sterben hatte mir nie Angst bereitet. Dennoch war ich noch nicht bereit, in der nahen Zukunft meinem Schöpfer entgegenzutreten. Ich wollte die Wonnen der Liebe, die mir zuteilwurde, noch möglichst lange genießen und auskosten können.
Was mir Kummer bereitete, war die Tatsache, dass man Emrys quälen oder foltern würde, wenn unsere Verbindung ans Licht kam. Ich konnte es einfach nicht ertragen, dass Emrys leiden könnte.
Meine Gedanken wanderten zu Gwydion und machten mich traurig. Er war mein steter Freund, er war mein Bruder – und doch musste ich ihn und seine lauteren Beweggründe hinter mir lassen. Fürs erste hatten wir keine gemeinsame Zukunft mehr – und das ließ Übelkeit in mir aufsteigen, denn ohne ihn wollte ich nicht sein.
„Carys, Liebste!“ hörte ich nun hinter mir und erhob mich rasch, als ich Nathaniels Stimme hörte.
Ceridwen grunzte nur für mich hörbar auf und rang mir damit ein Lächeln ab, welches Nathaniel wiederum falsch deutete und auf sich bezog. „Tu mir den Gefallen und begleite mich ein wenig bei meinem Spaziergang!“ bat er.
Ich nickte zustimmend, weil ich so dem Spaziergang im Mondschein heute Abend entgehen konnte, so hoffte ich.
Nathaniel schien selbst ein wenig erstaunt, dass ich ihn nicht abgewiesen hatte und nahm meinen Arm. Als wir ein paar Schritte in Richtung des Gartenzauns gegangen waren, sagte er:
„Du bist so schön, wenn deine Haare sich an deinem Gesicht kringeln.“
Ich lächelte verlegen und fühlte mich unbehaglich. Was sollte ich diesen Worten entgegnen? „Du bist auch sehr hübsch, Nate“, erwiderte ich deshalb ein wenig lieblos und hoffte, er würde dieses Süßholzraspeln unterlassen.
„Geht ihr spazieren?“ rief Gwydion hinter uns mit Isobel, Katheryne und Emrys im Schlepptau. „Ihr habt doch nichts dagegen, wenn wir uns euch anschließen?“ Gwydion küsste mich auf die Wange und griff Katherynes Hand.
Ich staunte über seinen Übermut und fragte mich, warum er, der die Verbindung zwischen Nathaniel und mir so sehr wollte, verhinderte, dass wir allein waren.
„Gehen wir zum Wald?“ fragte Isobel und hakte sich bei Emrys unter, ohne ihn an der bloßen Haut zu berühren. Ich sah es wohl, obgleich ich mich bemühte, beide nicht zu beachten.
Nathaniel lachte. „Ja, lasst uns in den Wald gehen!“
Gwydion verwickelte Nathaniel in ein Gespräch über Politik, das mich so langweilte, dass ich mich Katheryne zuwandte. Ich wusste, dass sie immer versucht hatte, es allen recht zu machen und Isobel eine gute Freundin war. Im Gegensatz zu Isobel fehlte es ihr jedoch an Verschlagenheit und Bosheit. „Du magst ihn sehr, nicht wahr?“ fragte ich leise und deutete auf Gwydion.
Sie kicherte verlegen, nickte dann aber verschämt.
„Er mag dich auch, Kitty.“
Ihre Augen wurden groß. „Meinst du das im Ernst?“
Nun kicherte ich und hakte mich bei ihr unter.
Gwydion und Nathaniel gingen allen voran, dahinter schritten Katheryne und ich, gefolgt von Isobel und Emrys.
Ich flüsterte:
„Mach ihm schöne Augen, aber sei nie verfügbar, wenn er in der Nähe ist. Versuche, ihn auf Abstand zu halten. Flirte mit jedem außer ihm. Glaub mir, er wird dann bald merken, dass er deine volle Aufmerksamkeit will, Kit.“
Sie biss sich auf die Lippe, als sie mich musterte, dann meinte sie:
„Isobel sagt, ich soll ihn mir aus dem Kopf schlagen. Er würde nur dich lieben.“
Isobel, du dumme Kuh! schrie es in meinem Kopf. „Er ist mein Bruder, Kit! Er will, dass ich Nate heirate. Er wollte mich nie so, wie es Isobel klingen lässt!“
Katheryne nickte. „Manchmal ist sie echt boshaft – selbst zu denen, die immer zu ihr
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