Erwachen
lange voneinander getrennt wären.
Es war töricht gewesen. Und unbeschreiblich schön.
Ich hatte Emrys das gegeben, was Nathaniel sich sehnlichst für sich von mir gewünscht hatte.
Ich hatte mich dem Willen Patricias widersetzt und wusste immer noch nicht, ob die Vereinigung dieser großen, unsterblichen Liebe Rosewood Hall in ein sagenhaftes oder gar infernales Unglück gestürzt hatte.
Ich tauchte meinen Kopf unter Wasser und ließ dabei meine Beine aus der Wanne baumeln.
Gwydion sah mich überrascht an, als ich ihm mit noch nassen Haaren die Zimmertür öffnete.
„Hast du verschlafen?“ fragte er ungläubig.
Ich zuckte die Achseln. „Ich hab kaum geschlafen.“
Besorgt fragte er:
„Hattest du einen Alptraum?“
Ich nickte und schritt neben ihm den Flur entlang. „Ich hatte gestern Abend eine Begegnung der besonderen Art“, murmelte ich dumpf.
„Nate?“
Ich nickte.
„Er wird in nicht einmal einem Monat dein Mann sein, Carys. Du solltest ihm eine Chance geben. Ich denke, er verdient dein Vertrauen.“
Ich stockte in meiner Bewegung und versuchte, all die unangenehmen Gedanken abzuschütteln.
Gwydion wollte nicht mehr mein Bestes. Er wollte lediglich das, was er als das Beste für Rosewood Hall erachtete – was immer das in seinen Augen auch sein mochte. Aber er war, was Nathaniel betraf, nicht mehr auf meiner Seite.
Ich konnte ihm nicht böse sein, denn in seinen Augen tat er das Richtige. Er wusste schließlich nicht, dass Emrys und ich uns wahrlich liebten.
Endlich erreichten wir den Speisesaal.
Suchend sah ich mich nach einem Platz um, der weit genug von Emrys entfernt war, um ihn nicht anstarren oder gar berühren zu wollen. Neben Ceridwen war noch ein Stuhl frei – allerdings saß ich dann ebenfalls neben Isobel.
Ich nahm dennoch neben meiner besten Freundin Platz und ignorierte Isobel geflissentlich.
„O Schatz!“ flötete Ceridwen aufgeregt und griff nach meiner Hand. „Schön, dass du da bist!“ Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange und kicherte. Ich zwinkerte ihr zu. „Carys“, begann Ceridwen in ihrem gewohnten Plauderton, „ich wollte nach dem Frühstück in unseren kleinen Garten gehen. Den habe ich wohl ein wenig vernachlässigt, seitdem ich Dougal kenne. Magst du mir helfen?“
Ich wusste sofort, dass sie dringend mit mir sprechen wollte, denn diese Bitte war absolut unnötig, da ich mich stets direkt nach dem Frühstück in den Garten zurückzog. „Obwohl ich mich in deiner Abwesenheit gut um den Garten gekümmert habe, scheint das Unkraut mich zu verhöhnen, indem es einfach nicht zu stoppen ist“, bemerkte ich.
Isobel sah uns mit hochgezogenen Augenbrauen an, schüttelte den Kopf und wandte sich der anderen Seite des Tisches zu.
Nach dem Essen hakte sich Ceridwen bei mir unter und wir eilten so unaufgeregt wie möglich in unseren Garten. Ich war zu neugierig, was Ceridwen mir erzählen wollte und konnte es nicht erwarten, endlich mit ihr allein zu sein.
Meine Freundin drückte mich neben sich auf die Steinbank nieder und kam mit ihrem Gesicht ganz nah. „Ich habe dich gestern zusammen mit Nate gesehen, Carys. Er ist ja total vernarrt in dich!“ gluckste sie.
Mein Herz wurde mir bei dem Gedanken an Nathaniel und den schrecklichen Betrug, den ich an ihm begangen hatte, ganz schwer. „Ich bin mit ihm verlobt worden, als du dich mit Dougal verbunden hast“, bemerkte ich tonlos.
Ceridwen versteifte sich und betrachtete mich genau. „Aber, Carys-Liebes, findest du das nicht gut? Du hast dein Emrys-Fieber wundervoll überstanden und ich dachte, du würdest dich über Nates Avancen freuen… oder zumindest ein wenig stolz sein.“
„Stolz?“ Fragend sah ich sie an. Was fanden alle nur an ihm? War ich vielleicht zu stolz , um mich Nathaniel anzunehmen? Sah ich ihn nicht im rechten Licht? Tat ich ihm und seinem Charakter Unrecht? Gewiss, hätte es Emrys niemals gegeben, wäre ich wahrscheinlich ebenso von Nathaniel angetan gewesen wie alle anderen weiblichen Mitglieder Rosewood Halls. Ich war von ihm angetan gewesen, doch dann hatte ich seine wahre Gestalt gesehen und wozu er fähig war – das hatte mich krank gemacht, das würde ich niemals vergessen können.
Ceridwen nickte zaghaft. „Nate ist mächtig, sehr gutaussehend und attraktiv. Und er scheint dir absolut ergeben.“
Meine Schultern sanken nach vorn. „Ich liebe ihn nicht. Ich liebe einen anderen.“
Meine Freundin nahm meine Hände in ihre und lächelte. „Du liebst
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