Erwachen
Katheryne bei mir war, wenn sie Frisuren für die Hochzeit an mir versuchte oder einfach nur lustige Geschichten über Constance und sich erzählte.
Wenn Nathaniel bei mir war, schwelte in mir eine Ungeduld, die ich nicht erklären konnte. Ich wollte nah bei ihm sein, ihn ständig berühren, doch wenn ich es tat, fühlte es sich vollkommen falsch an. Es erfüllte mich allerdings mit Wärme, wenn ich in Nathaniels Augen sah, wie glücklich er wegen mir war.
Vielleicht hatte Emrys Recht. Er und ich sollten nicht zusammen sein, wenn dies so viele Opfer bedeutete. Einen Krieg zu beginnen lag ganz und gar nicht in meiner Absicht. Ich würde Nathaniel einfach irgendwann dazu bringen, dass er Gwydion als neuen König unterstützte, falls Patricia jemals von uns gehen sollte. Denn eines hatte sich nicht geändert: niemals wollte ich Königin des Zirkels von Rosewood Hall sein!
„Du verbringst viel Zeit mit Hamish und Gabriel“, bemerkte Nathaniel, als er im Garten neben mir auf der Steinbank saß.
Die Sonne versteckte sich hinter den Wolken, doch es war windstill und warm.
Ich lächelte ihn an und staunte immer wieder aufs Neue, wie leicht es mir fiel, Gefallen an Nathaniel zu finden. Den Zauber, den ich auf mich angewendet hatte, hatte ich mit einem Gegenzauber aufgehoben, weil ich das Gefühl nicht losgeworden war, ihn damit zu betrügen.
Ich hatte es Gwydion erzählt, doch ob er es Emrys gesteckt hatte, wusste ich nicht. Dieser verhielt sich immer noch abweisend und behandelte mich wie eine Aussätzige.
„Ich bin mit Hamish aufgewachsen. Ich hätte nie gedacht, dass aus dem sadistischen und gemeinen Jungen ein kluger, sehr lieber Mann werden würde“, gestand ich.
Nathaniel schmunzelte. „Geht mir genauso. Es gefällt mir, dass du Zeit mit ihm verbringst.“
Ich hob meinen Kopf und sah ihn offen an. „Weil er und Gabriel Hellprints sind“, stellte ich nüchtern fest.
Er nickte. „Du sollst niemals Angst vor uns haben! Außerdem bist du eh viel mächtiger als ein Hellprint.“
Ich schnaubte leise auf. „Ich lebe so gewöhnlich, wie es geht, Nate, das weißt du. Ich nehme zwar an den Treffen des Zirkels teil, aber ich bin lieber passiv und sehe nur zu.“
„Ich weiß, Carys, und das ist auch in Ordnung so, finde ich. Aber ich erinnere mich noch gut an den Tag deiner Wandlung, als du uns allen gezeigt hast, wer und was du bist. Du warst so wunderschön!“
Ich runzelte gespielt böse die Stirn. „Jetzt bin ich nicht wunderschön?“
Nathaniel schauderte und er verzog das Gesicht. „Du liebe Güte, nein! Jetzt bist du grottenhässlich! Schiefe Zähne, fettiges Haar, schielende Augen und diese fiese Warze auf der Nase… argh!“
Ich boxte ihm in den Bauch und lachte schallend.
Er setzte sofort in das Lachen ein und rieb sich den Bauch. „Aber schlagen kannst du sehr gut!“
Isobel stürzte tränenerstickt in den Garten, sah uns und hastete an uns vorbei zum Tor, durch welches sie hinausschlüpfte und fortrannte.
Ratlos sahen wir ihr hinterher, blickten zur Tür des Schlosses, doch ihr folgte niemand.
„Was war das denn?“ fragte Nathaniel überrascht.
Ich zuckte kopfschüttelnd die Achseln. „Ich weiß es nicht“, antwortete ich.
Nun kam Constance hinaus und sah uns verstört an. „Habt ihr Isobel gesehen?“
Ich zeigte zum Gartentor. „Was ist denn los?“
Die junge Frau rang mit sich, weil sie nicht wusste, ob sie mir Auskunft erteilen durfte, das sah man ihr an. Schließlich antwortete sie:
„Emrys hat ihr gerade gesagt, dass er sie nicht will und niemals wollte.“
Nathaniel erhob sich. „Ich werde besser nach ihr sehen. Wir können sie in diesem Zustand nicht sich selbst überlassen.“
Ich nickte und erhob mich ebenfalls. „Ich gehe hinein und schaue mal, was da los ist.“ Constance stand da, unschlüssig, was sie nun tun sollte. Ich nahm sie am Arm. „Komm mit, Conny. Nate kümmert sich um Isobel.“
Sie nickte verstört und begleitete mich in den dunklen Flur. „Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, warum Bella so ausflippt“, begann sie. „Emrys hat ihr doch niemals Hoffnungen durch ein besonderes Verhalten gemacht oder so. Ich hatte sogar das Gefühl, als möge er sie nicht einmal und bemühe sich redlich, einfach nur höflich zu sein.“
„Aber an der Tafel hat er den Platz an ihrer Seite gewählt“, warf ich ein und erinnerte mich schmerzhaft daran, dass es für mich ein Schlag in die Magengrube gewesen war, als ich das erste Mal auf den
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