Erwachen
na, ihr wisst schon…“
Hamish kratzte sich am Kinn. „Wie kommst du darauf, dass sie mit Nate… äh… du weißt schon!“ Er sah seinen besten Freund bohrend an.
„Das ist die zweite entsetzliche Sache: ich habe gerade eben gesehen, wie die beiden sich geküsst haben, nachdem sie ins Schloss zurückgekehrt waren und sich unbeobachtet glaubten. Kann mir vorstellen, dass ihm das gar nicht gefällt, wie Bel Emrys hinterherhechelt. Wenn sie wüsste, dass es das Thryliablut in seinen Adern ist, dass ihn für sie anziehend macht…“ Gabriel drückte fest meine Hand und blickte mich an. „Hast du dich noch nie gefragt, warum Isobel trotz ihres Charakters kein Lichtsack ist? Wäre sie eine Lichtgestalt, wäre sie so strahlend hell und rein wie Emerson.“
„Sie hat keinerlei Anmut“, gestand ich.
Gabriel nickte und begann zu grinsen. „Schön, dass dir das aufgefallen ist. Nein, sie ist ein Hellprintabri. Ich verstehe nur nicht, warum seit ihrer Ankunft auf Rosewood Hall behauptet wurde, sie würde sich in eine Lichtgestalt wandeln.“
Wir sahen uns ratlos an, denn darauf wusste keiner die Antwort.
„Weiß einer von euch beiden, warum zwei Thrylien nicht zusammen sein dürfen?“ fragte ich.
Gabriel klatschte sich mit der Hand gegen die Stirn. „Aber natürlich! Das Gesetz von Rosewood Hall besagt, dass Thrylien sich ausschließlich mit reinen Hellprints oder Lichtgestalten zu verbinden haben. Patricia wollte Isobel für Emrys!“
Mein Herz raste. So viel Strippenzieherei – und ich selbst war auch nur eine Marionette in Patricia Caughleighs Theaterstück.
„Ceridwen wird hoffentlich bald zurück sein“, hauchte ich. „Sie wird von Nan erfahren haben, warum Thrylien nicht zusammen sein dürfen.“
Hamish lächelte aufmunternd. „Das wäre hilfreich. Dann wissen wir nämlich, warum wir für dich kämpfen!“
Mit großen Augen sah ich ihn an. „Ihr sollt nicht für mich in einen Krieg ziehen!“
„Dazu ist es bereits zu spät, Kleine“, bemerkte er. „Die, die dich lieben – und das tun wir – werden hinter dir stehen!“
Nun lächelte ich mit Tränen in den Augen. „Aber Hamish, es wird nicht zu einem offenen Kampf kommen!“
„Nein, das wird es nicht“, bestätigte Gabriel. „Es wird alles so schnell, vielleicht sogar subtil vonstattengehen, dass wir Fußvolk es nicht bemerken.“
„Fußvolk?“ schnaubte ich. „Ihr seid meine engsten Freunde!“
Gabriel kicherte. „Ach, Schätzchen…“
Ich knuffte ihn und herrschte Hamish an:
„Und du erzählst mir jetzt endlich von dem Streit zwischen Gwyn und Emrys, obwohl mich das so gar nicht interessiert!“
Da mussten wir drei lachen.
Ich glaube, jedem in diesem Raum war bewusst, wie schwierig und dunkel die Zukunft sein würde, wenn wir scheiterten. Wenn ich scheiterte.
Im Grunde ging es tatsächlich nur um mich und meine Macht über die Hexenmagie verbunden mit meiner mir ganz eigenen Thryliamacht, die immer von Liebe angetrieben war, niemals von Hass, Missgunst oder der Gier nach Macht.
Seitdem ich als Mädchen vor Patricia gestanden hatte, aber spätestens als ich ihrem Sohn seine Stimme gab, da hatte sie meine Kraft haben, wirklich besitzen wollen. Sie hätte mit Liebe alles erreicht, und es war sicher auch in ihrer Absicht gewesen, mich mit Zuneigung zu ködern, doch dann erkannte sie die Liebe zwischen Emrys und mir.
Was war so fürchterlich, so schrecklich, wenn zwei Thrylien sich liebten, dass Patricia keinen anderen Ausweg sah, als den, den sie schließlich wählte? Und hatte sie sich für mein Leben und gegen das Leben ihres Sohnes entschieden, weil sie wusste, dass Isobel und Emrys nicht zu lenken waren?
Würde Emrys weiterexistieren, wenn ich tot war? Immerhin hatte Tamarisk unsere Verbindung so verstärkt und mit ihrem Zauber versiegelt, dass wir ohne einander keinem körperlichen Schmerz ausgesetzt waren und auch ohne das regelmäßige Nähren weiterlebten. Ganz sicher würde Emrys nicht sterben, wenn ich starb, da war ich mir sicher. Das tröstete mich ein wenig.
Sollte Patricia ruhig kommen und mich verfüttern. Wenn Emrys mich nicht mehr liebte, dann war es mir nur recht.
Hamishs Stimme riss mich aus meinen dunklen Gedanken.
„Gabe und ich waren gerade auf dem Weg in unsere Zimmer. Ich wollte mich nach dem Fechttraining duschen, der Mistkerl hatte mich ganz schön fertig gemacht. Naja, und Gabe suchte nach seinen Spielkarten. Da hörten wir Geräusche von der Galerie. Gabe
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