Erwachen
laut.
Gwydion stieß mich grinsend an. „Ich bin neugierig, also redet bitte normal!“
Nannette kicherte. „Wir brauchen einen geheimen Treffpunkt, wo wir ungestört sind.“
Die Grotte, sendete ich an alle Anwesenden.
Katheryne lächelte, als sie mich zum ersten Mal in ihrem Kopf hörte. „Wow!“
„Hamish und Gabriel werden auch kommen müssen!“ sagte ich bestimmt.
„Auf jeden Fall!“ bemerkten alle einstimmig.
„Nach dem Lunch!“ Ich blickte Gwydion an. „Du gehst mit Kitty.“ Dann sah ich zu Emrys. „Du bringst Gabe und Hamish mit.“ Dann schaute ich Nannette an. „Und ich zeig dir den Weg.“
Nannette lächelte. „Wie schön!“ Sie nahm meine Hand. „Zeig mir das Schloss!“
Nach dem Lunch trafen wir uns alle in der Grotte.
Hamish starrte Nannette fasziniert an, als habe er niemals etwas Schöneres erblickt. Es belustigte mich ein wenig, doch dann bemerkte ich, wie meine Großmutter auf ihn reagierte, und mir blieb die Spucke weg.
Es war, als würden zwischen den beiden Funken sprühen. Als sie sich zur Begrüßung die Hand gaben, war es, als würden ihre Körper aufeinander zu schweben, bis sie unanständig nah beieinanderstanden.
Gabriel, der neben mir stand, griff meinen Arm. „Bei Gott, Carys, sieh nur!“
Ich nickte verstört und blickte mich unwillkürlich nach Emrys um. Dieser erwiderte meinen Blick traurig und ich hörte ihn in meinem Kopf. Auch wenn wir hier unter unseren Freunden sind, sollten wir uns voneinander fernhalten, Carys. Ich werde es kein weiteres Mal durchstehen, dich zu halten ohne dich mit Haut und Haaren zu verschlingen.
Ich wandte mich ab und sah Katheryne auf den See zusteuern, als würde sie von einer Schnur gezogen.
„Nein! Nicht!“ rief ich und hechtete hinter ihr her.
Der See war gefährlich. Falls Katheryne hineinfiel, so war sie verloren!
„Carys!“ rief Emrys, um mich aufzuhalten, und auch Gabriel setzte sich in Bewegung.
„Kitty! Geh nicht weiter!“ schrie ich, doch sie reagierte nicht, nahm nur den Gesang der verlorenen Seelen wahr, die sie, wie einst die Sirenen unzählige Seefahrer, ins Verderben lockten.
Sie stand am Seeufer und war drauf und dran hineinzufallen, als ich sie endlich erreichte. Ich riss sie herum und stieß sie vom Wasser fort, das seltsamerweise schon am Ufer ungewöhnlich tief war. Dabei verlor ich das Gleichgewicht und taumelte, versuchte, den Schwerpunkt meines Körpers zu verlagern, doch ich hatte zu viel Schwung und es ging so schnell, dass ich keine Zeit hatte, meine Flügel auszubreiten und davonzufliegen. Kopfüber fiel ich in das Wasser.
Wasserleichen mit aufgeschwemmten Körpern, zerschlissenen Kleidern und weitaufgerissenen, leeren Augen kamen sofort immer näher, kesselten mich ein.
„Carys Olwyn Parker“, sprach eine von diesen entsetzlichen Kreaturen. „Dies ist kein Ort für dich!“
Knochige Hände griffen nach mir, die scharfen Finger schnitten mich in die Haut, bereiteten mir qualvolle Schmerzen. Meine Knochen waren schwer wie Blei und ich konnte mich nicht bewegen, sah nur regungslos zu, wie sich das Wasser um mich herum rot verfärbte.
Dann griff eine Hand schmerzhaft in mein Haar und zog mich in Richtung der Wasseroberfläche. Die grässliche Kreatur, die zu mir gesprochen hatte, lachte hässlich und kalt. „Schnappt euch den Leckerbissen, meine Freunde!“
Knochenhände rissen an mir, doch mein Kopf durchstieß bereits die Oberfläche. Ich schrie gequält auf, jetzt, da ich mich wieder regen konnte.
Gabriel hatte mich an den Haaren gepackt, nun umfing Emrys mich und gemeinsam hievten sie mich aus dem See der verlorenen Seelen und aus den Klauen der Untoten.
Ich war klatschnass und blutüberströmt, als Emrys mich in seine Arme zog. Er kniete neben mir am Ufer und wiegte mich in seiner Umarmung.
„Kitty, verdammt!“ herrschte Gabriel sie erzürnt an.
Die junge Frau war vollkommen aufgelöst und weinte Sturzbäche. Gwydion zog Katheryne in seine Arme, nachdem er sich versichert hatte, dass meine Wunden bereits heilten.
„Lass es gut sein, Gabe“, hauchte ich mit geschlossenen Augen und sog Emrys‘ Duft tief in mich ein. „Kitty kann nichts dafür.“
Nannette kniete sich nun neben mich. „Wenn ich nicht so abgelenkt gewesen wäre, wäre das alles gar nicht erst geschehen!“
Ich öffnete meine Augen und blickte in das gramvolle Gesicht meiner schönen Großmutter, die sich augenblicklich in Hamish verliebt hatte. Dieser stand hinter
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