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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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auszuströmen. Und sie war genauso rasend wie meine.
    Ich musste ihn kriegen. Um dies hier zu beenden.
    Ich musste mich auf ihn stürzen. Mein Schwert ziehen. Es ihm tief ins Herz rammen.
    Er hatte Alice getötet. Er hatte mich betrogen.
    Schlimmer noch: Er hatte mit mir gespielt.
    Es musste so sein. Alles deutete in diese R ichtung.
    Alles außer dem Gefühl in meinem Bauch.
    Ich schob es beiseite und sagte mir, dass ich seinen Tod wollte.
    Aber ich setzte mich nicht in Bewegung,
    Schließlich hatte ich die Hunde dabei.
    Aber während ich dort mit verknotetem Magen und schweißnassen Händen verharrte, war ich mir nicht sicher, ob ich wegen der Hunde stehen blieb oder wegen mir

33
     
    Als ich am nächsten Morgen anrief, war Rose bereits auf dem Weg zur Schule. Aber Gracie hob beim zweiten Klingeln ab und war dermaßen erleichtert, dass ich mich vor unserer Mittagsschicht im Pub zu einem späten Frühstück im Dinos breitschlagen ließ.
    Sie saß in einer Nische und hatte sich bereits Kaffee bestellt. Ihre blauen Augen leuchteten auf, als sie mich sah, und sie winkte. Bevor ich mich dagegen wehren konnte, sprang sie auf und nahm mich in die Arme. Sie hielt mich so fest, dass ich mich schon ganz zerquetscht fühlte. Und geliebt.
    »Hallo«, sagte ich. »Ich lebe. Mir geht’s gut. Und es tut mir wirklich total leid.«
    »Was zum Teufel ist mit dir passiert? Ich meine - du warst tot. Die mussten dieses Schockteil einsetzen! Du hättest dich ins Krankenhaus fahren lassen sollen, Alice. Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
    »Ich habe nicht gedacht. Ich bin einfach davongerannt.«
    Sie ließ sich auf ihren Platz zurücksinken. »Und weswegen?«
    Die Bedienung kam an unseren Tisch und rettete mich vorm Antworten. Stattdessen bestellte ich eine kleine Portion Pfannkuchen mit Schokosplittern und literweise Kaffee. Nervennahrung. Gracie tat dasselbe, aber kaum war die Bedienung gegangen, fiel sie wieder über mich her. »Vor was bist du weggerannt?«
    »Ich bin nicht vor etwas weg-, sondern auf etwas zugerannt«, entgegnete ich. Diesem Verhör war nicht zu entkommen.
    »Na gut. Und was war das?«
    »Gracie.«
    »Nein!« Sie setzte sich sehr aufrecht hin, und für so ein kleines blondes Ding wirkte sie ganz schön entschlossen. »Irgendwas ist los mit dir. Du bist seit Tagen total komisch. Wag es ja nicht, das zu bestreiten!«
    »Tue ich ja gar nicht.« Ich war ganz schön erleichtert, etwas - irgendetwas - mit jemandem teilen zu können, der nichts mit dem Wahnsinn meines neuen Lebens zu tun hatte.
    »Nun sag schon, was es ist! Was ist los?«
    »Das kann ich dir nicht sagen.« Und als sie den Mund öffnete, um zu protestieren, fügte ich hinzu: »Wirklich nicht! Aber es hilft mir zu wissen, dass du für mich da bist.«
    »Das bin ich.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Ich werde nicht nachbohren, das schwöre ich dir. Aber sag mir eins: Steckst du in Schwierigkeiten?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ehrlich nicht. Aber man könnte wohl sagen, dass ich versuche, die Schwierigkeiten aufzuhalten.«
    Sie legte den Kopf auf die Seite, offensichtlich in dem Versuch, sich irgendwie einen Reim auf meine Worte zu machen. »Und Deacon? Gehört der auch zu den Schwierigkeiten?«
    Alles in mir spannte sich an, aber ich gab mir Mühe, es nicht zu zeigen. »Über ihn möchte ich lieber nicht reden.«
    »Alice …«
    »Nein! Das wars. Jetzt reden wir über dich. Hat sich gestern noch was mit dem Job getan?«
    Bei der Frage war sie sofort wie ausgewechselt, und statt ernst und argwöhnisch war sie plötzlich offenherzig und aufgeregt. »Ich hab ihn!« Sie lachte laut und ausgelassen. »Ich hab den Job!« Sie griff nach meinen Händen und blickte mir in die Augen. Und da ich gar nicht erst darüber nachdachte, erwiderte ich ihren Blick.
    Das war ein großer Fehler. Was mir aber erst auffiel, als die Welt um uns herum auf einmal wegzusinken schien. Ich hörte Gracie nach Luft schnappen, spürte, wie ihre Hände sich an meinen festkrallten, und obwohl ich wegsehen oder sie loslassen wollte, gelang es mir nicht. Ich steckte fest. Mitten in einer Vision. Ausgerechnet mit Gracie.
    Wir fielen. Schrien. Wurden in ein dunkles Loch geschleudert. Unter einer Reihe vertrauter Symbole stand ein hoher Kerzenleuchter, und in der Mitte des Raums lag eine weibliche Gestalt in einem weißen Seidenkleid, die an einen Steintisch gefesselt war.
    »Alice!«
    Ich blinzelte und riss meine Hände weg.
    »Oh mein Gott!«, rief sie mit weit

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