Erwachende Leidenschaft
kannst?«
Sie fragte sich, worauf in Gottes Namen er hinauswollte. Ihr Mann benahm sich höchst seltsam – so als würde er sich unbehaglich fühlen. Und sie konnte sich nicht vorstellen, warum.
»Ja«, sagte sie. »Dem würde ich zustimmen.«
»Und warum zum Teufel warst du dann nicht in der Lage, eins und eins zusammenzuzählen und zu begreifen, wie sehr ich dich liebe?«
Alesandra riß die Augen auf und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch im gleichen Moment wußte sie nicht mehr, was es gewesen war.
»Ich liebe dich, Alesandra.«
Es war schwierig gewesen, ihr zu erklären, was sein Herz empfand, doch nun, da er die Worte einmal ausgesprochen hatte, fühlte er sich unglaublich befreit. Er lächelte seine Frau an und sagte es noch einmal.
Sie sprang vom Bett und runzelte die Stirn. »Du liebst mich nicht«, sagte sie.
»Und ob ich das, verdammt noch mal, tue«, erwiderte er. »Wenn du nur ein bißchen logisch darüber nachdenkst …«
»Genau das habe ich getan«, unterbrach sie ihn.
»Und da bin ich exakt zu einem anderen Schluß gekommen.«
»Liebling …«
»Hör auf mit deinem Liebling!« schrie sie.
Colin streckte die Hand nach ihr aus, aber sie wich seiner Berührung aus, indem sie sich wieder setzte. »Oh, ich habe so oft vernünftig und logisch darüber nachgedacht. Soll ich dir sagen, was dabei herausgekommen ist?«
Sie ließ ihm erst gar keine Zeit zu antworten. »Du hast alles abgelehnt, was ich dir zu geben hatte. Es wäre höchst unlogisch, daraus zu schließen, daß du mich liebst.«
»Ich habe was?« sagte er, verblüfft über die Vehemenz, mit der sie das sagte.
»Du hast alles zurückgewiesen«, flüsterte sie.
»Was genau habe ich zurückgewiesen?«
»Meinen Titel, meine Stellung, mein Schloß, mein Erbe … ja, sogar meine Hilfe für deine Gesellschaft.«
Endlich begriff er. Er zog sie auf die Füße und schlang die Arme um sie. Sie versuchte, ihn weg von sich zu stoßen, und sie plumpsten beide aufs Bett. Colin hielt ihren Körper mit seinem Gewicht fest und stützte sich auf die Ellenbogen, um sie nicht zu erdrücken.
Ihr Haar ergoß sich über die Kissen, und ihre Augen, die von ungeweinten Tränen verschleiert waren, ließen sie nur noch empfindsamer und verletzlicher erscheinen. Lieber Himmel, sie war wunderschön – selbst dann, wenn sie ihn so wütend ansah wie jetzt. »Ich liebe dich, Alesandra«, flüsterte er. »Und ich habe alles genommen, was du mir zu geben hattest.«
Sie begann zu protestieren, doch er legte ihr die Hand auf den Mund, damit sie ihn nicht unterbrechen konnte. »Ich habe nichts von Wert zurückgewiesen. Du hast mir alles angeboten, was sich ein Mann nur wünschen kann. Du hast mir deine Liebe gegeben, dein Vertrauen und deine Treue, deinen Geist, dein Herz und deinen Körper. Nichts davon ist faßbar, Liebling, und wenn du all die finanziellen Güter verlieren würdest, die du mitgebracht hast, dann würde es keinen Unterschied machen. Du bist alles, was ich mir je gewünscht habe. Verstehst du jetzt?«
Seine wundervollen Worte überwältigten sie. Seine Augen schienen zu schwimmen, und sie wußte, wie schwer es für ihn gewesen sein mußte, ihr seine Gefühle zu erklären. Colin liebte sie! Sie war so glücklich, daß sie in Tränen ausbrach.
»Liebes, weine nicht«, bat er. »Ich fühle mich miserabel, wenn ich dich so traurig sehe.«
Sie versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten, um ihm zu erklären, daß sie ganz und gar nicht traurig war. Colin nahm die Hand von ihrem Mund und wischte ihr zärtlich die Wangen ab.
»Als wir geheiratet hatten, gab es nichts, was ich dir geben konnte«, sagte er. »Und dennoch … in unserer Hochzeitsnacht erkannte ich, daß du mich liebst. Ich konnte es zuerst einfach nicht akzeptieren. Es schien mir so … so unfair dir gegenüber. Aber ich hätte an eine Bemerkung denken sollen, die du über den Prinzregenten gemacht hast. Das hätte uns beiden ziemlich viel Kummer ersparen können.«
»Was für eine Bemerkung denn?«
»Ich sagte, ich hätte gehört, der Prinzregent wäre begeistert von dir«, antwortete er. »Weißt du noch, was du darauf gesagt hast?«
Sie wußte es noch. »Ich sagte, daß er von dem fasziniert ist, was ich bin, nicht wer ich bin.«
»Nun?« fragte er in einem rauhen Flüstern.
»Nun was?«
Doch dann strahlte sie ihn an. Sie hatte verstanden, was er sagen wollte.
»Ich sagte doch, daß du einigermaßen intelligent bist«, sagte er gedehnt.
»Du liebst mich.«
»Ja.«
Er
Weitere Kostenlose Bücher