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Erwachende Leidenschaft

Erwachende Leidenschaft

Titel: Erwachende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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nicht zu. Als sie in das Foyer trat, stand Neil schon im Salon, entdeckte sie durch die offene Tür und verbeugte sich höflich zur Begrüßung.
    »Ich danke Ihnen, daß Sie so bald kommen konnten«, begann sie, nachdem sie ihren Knicks gemacht hatte.
    »Sie erwähnten, daß es um eine sehr wichtige Sache ginge, Prinzessin. Haben wir uns schon einmal gesehen? Ich denke nämlich, ich könnte mich gewiß an Sie erinnern, sollten wir uns bereits getroffen haben.«
    Victorias Bruder wollte offenbar charmant sein, doch das Lächeln, mit dem er sie bedachte, sah eher nach einem schmierigen Grinsen aus. Der Earl of Hargrave war nur wenige Zentimeter größer als sie und hielt sich so steif, daß man glauben konnte, seine Kleider wären ein wenig zu sehr gestärkt worden. Alesandra konnte in seinem schmalen Gesicht keine Ähnlichkeit mit Victoria feststellen. Nur die Augen waren vom gleichen Braun. Ansonsten hatte Victoria offenbar alle angenehmen Familienmerkmale allein bekommen. Während ihre Nase kurz und gerade war, war Neils lang und gekrümmt wie ein Adlerschnabel. Er war ein ziemlich unattraktiver Mann, und seine nasale Stimme klang unangenehm.
    Die äußere Erscheinung, rief sie sich in Erinnerung, hat nichts zu bedeuten. Sie betete, daß Neil wie seine Schwester eine gutherzige Natur besaß. Er wirkte leider blasiert und kleinlich.
    »Bitte setzen Sie sich doch. Ich wollte mit Ihnen über ein paar Dinge sprechen, die mich sehr beschäftigen, und ich bitte Sie, mir ein paar Fragen zu beantworten.«
    Neil nickte und wartete, bis sie auf dem Sofa Platz genommen hatte, dann setzte er sich auf einen Stuhl daneben. Er schlug die Beine übereinander und legte die Hände affektiert auf das Knie. Sie bemerkte, daß seine Nägel für einen Mann recht lang und makellos manikürt waren.
    »Ich bin noch nie in diesem Haus gewesen«, sagte er und blickte sich um. In seiner Stimme lag ein Hauch von Verachtung, als er hinzufügte, »es ist traumhaft, aber wie ich gehört habe, nur gemietet.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und schrecklich klein, nicht wahr? Man sollte annehmen, daß eine Prinzessin geeignetere Räume wählen würde.«
    Neil war ein Snob. Alesandra bemühte sich, dem Mann gegenüber nicht zuviel Antipathie zu empfinden, aber seine Bemerkungen machten es nicht gerade leicht. Dennoch war er Victorias Bruder, und Alesandra brauchte seine Hilfe, um ihre Freundin zu finden.
    »Mir gefällt es hier sehr«, erwiderte sie also in gezwungenem heiterem Tonfall. »Also, Sir, ich wollte mit Ihnen über Ihre Schwester sprechen.«
    Das schien ihm gar nicht zu gefallen. Sein Lächeln schwand augenblicklich. »Meine Schwester ist kein Thema für Gespräche, Prinzessin Alesandra.«
    »Ich hoffe, ich kann Ihre Meinung ändern«, entgegnete sie. »Ich habe Victoria letztes Jahr kennengelernt. Wir waren zusammen im Kloster zum Heiligen Kreuz, als sie während ihrer Reise krank wurde. Hat sie Ihnen gegenüber meinen Namen vielleicht erwähnt?«
    Neil schüttelte den Kopf. »Meine Schwester und ich haben nur selten miteinander gesprochen.«
    »Tatsächlich?« Alesandra konnte ihr Überraschung kaum verbergen.
    Neil stieß einen lauten, übertriebenen Seufzer aus. »Victoria lebte bei unserer Mutter. Ich habe mein eigenes Anwesen.« Sein Tonfall war prahlerisch und hochnäsig. »Natürlich wohnt Mutter jetzt bei mir, da sie weiß der Himmel wohin verschwunden ist.«
    Er begann, mit den Fingern auf sein Knie zu trommeln, um seine Ungeduld auch deutlich zu machen.
    »Ich bitte um Verzeihung, wenn es schwer für Sie ist, über diese Sache zu sprechen. Aber ich mache mir Sorgen um Victoria. Ich kann einfach nicht glauben, daß sie einfach ausreißen und heiraten würde.«
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, wandte er ein. »Das ist sie wirklich nicht wert. Sie hat ihr Bettchen gemacht …«
    »Ich begreife nicht, wie Sie so reden können! Victoria könnte in ernsthaften Schwierigkeiten stecken.«
    »Und ich begreife nicht, was Sie wollen, Prinzessin«, warf er ihr im Gegenzug vor. »Sie sind noch nicht lange in England, und Sie wissen nicht, was ein Skandal für die gesellschaftliche Position bedeuten kann. Victorias gedankenlose Tat hat meine Mutter fast vernichtet. Tja, zum ersten Mal in fünfzehn Jahren ist sie nicht zur Ashford Party eingeladen worden. Durch diese Demütigung hat sie einen Monat lang im Bett liegen müssen. Meine Schwester hat alles kaputtgemacht. Sie ist eine Närrin und wird es immer bleiben. Sie hätte jeden

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