Erwachende Leidenschaft
konfiszieren.«
Alesandra zeigte kaum eine Reaktion, sie war nur leicht irritiert. »Soviel ich weiß ist das Geld doch längst auf die Bank in Österreich überwiesen worden. Ist das korrekt?«
»Ja, es ist überwiesen worden«, antwortete Dreyson.
»General Ivan hat dort keine Handlungsvollmacht.«
»Seine Tentakel reichen offenbar weit, Prinzessin.«
»Hat er tatsächlich das Geld von der Bank genommen oder das Konto nur gesperrt?«
»Welchen Unterschied macht das?«
»Bitte beantworten Sie meine Frage, dann erkläre ich es Ihnen.«
»Es ist gesperrt. Die Bank läßt Ivan nicht an das Geld heran, doch die Beamten sind eingeschüchtert worden, so daß sie die Gelder auch nicht nach England transferieren.«
»Das ist allerdings ein Problem«, stimmte Alesandra zu.
»Problem? Prinzessin, ich würde es eher als Katastrophe bezeichnen. Haben Sie eine Ahnung davon, wieviel Kapital dort auf der Bank festliegt? Lieber Himmel, es ist fast Ihr gesamtes Vermögen!«
Dreyson sah aus, als wollte er gleich in Tränen aufbrechen. Sie versuchte, ihn zu trösten. »Ich habe immer noch genug, um ein sorgenfreies Leben zu führen«, rief sie ihm in Erinnerung. »Dank Ihren fruchtbaren Investitionen muß ich niemals jemandem zu Last fallen, am wenigsten meinem Mann. Allerdings verwirren mich diese Nachrichten ein wenig, das gebe ich zu. Wenn der General gedacht hat, ich würde ihn heiraten, warum sollte er dann …«
»Er wußte, daß Sie das Kloster verlassen haben«, erklärte Dreyson. »Und vermutlich hat er sich denken können, daß Sie vor ihm weglaufen würden. Er möchte Sie bestrafen, Prinzessin. Sie haben sich ihm widersetzt.«
»Rache ist immer so ein nettes Motiv.«
Es war Colin, der diese Bemerkung gemacht hatte. Er stand im Türrahmen, und Alesandra und Dreyson drehten sich beide gleichzeitig zu ihm um. Der Agent stand auf, während Colin die Türen hinter sich schloß und seinen Platz neben Alesandra einnahm. Er bedeutete Dreyson, sich wieder zu setzen.
»An Rache ist überhaupt nichts nett, Colin«, tadelte Alesandra.
Sie wandte sich wieder an den Agenten. »Ich glaube, ich weiß, wie wir das Kapital freibekommen. Ich werde der Mutter Oberin schreiben und ihr einen Scheck über den vollen Betrag ausschreiben. Die Bankiers mögen ja von dem General eingeschüchtert worden sein, aber sie werden ziemlich erschrecken, wenn die Oberin ihren Willen nicht bekommt. O ja, ich glaube wirklich, das ist genau die richtige Lösung, Dreyson. Das Heilige Kreuz braucht das Geld, ich nicht!«
Colin schüttelte den Kopf. »Dein Vater hat hart für sein Vermögen gearbeitet. Ich will nicht, daß du es einfach weggibst.«
»Wozu brauche ich es denn?« entgegnete sie.
Dreyson erwähnte beiläufig die Summe, um die es ging. Colin würde sichtlich blaß. Alesandra zuckte die Schultern. »Es wird einem guten Zweck dienen. Mein Vater würde zustimmen. Die Mutter Oberin und die Nonnen haben sich um Mutter gekümmert, als sie krank war, und sie waren sehr liebevoll zu ihr. Ja, Vater würde froh sein. Ich schreibe den Brief und unterzeichne den Scheck, noch bevor Sie gehen, Matthew.«
Alesandra drehte sich zu ihrem Mann um. Er wirkte immer noch nicht glücklich, aber er begann nicht, mit ihr zu streiten, wofür sie dankbar war.
»Und wegen des Schiffes«, warf Dreyson ein. »Sie haben Ihren Bedingungen und dem Ankunftstermin zugestimmt.«
»Was für ein Schiff?« fragte Colin.
Alesandra wechselte hastig das Thema. »Sie haben gesagt, es gäbe noch mehr schlechte Nachrichten, Matthew. Worum geht es?«
»Zuerst will ich wissen, was es mit dem Schiff auf sich hat«, sagte Colin scharf.
»Es sollte eine Überraschung sein«, flüsterte sie.
»Alesandra?« Colin ließ sich nicht beirren.
»In der Bibliothek deines Vaters habe ich von einer phantastischen neuen Erfindung gelesen. Ein Dampfschiff, Colin, und es kann den Atlantik in nur sechsundzwanzig Tagen überqueren. Ist das nicht erstaunlich?« Schnell fügte sie hinzu: »Und mein Brief an die Mutter Oberin wird mindestens drei Monate, wenn nicht länger, unterwegs sein.«
Colin nickte. Natürlich hatte er auch schon viel von dieser neuen Erfindung gehört. Sein Partner und er hatten bereits überlegt, ob sie eines dieser Schiffe für ihre Flotte erwerben konnten, die Kosten lagen jedoch nicht im Bereich des Möglichen.
»Du hast also eines gekauft, ist es das?« Colins Stimme bebte vor Wut. Er ließ ihr nicht einmal Zeit zu antworten, sondern wandte sich mit zornigem
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