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Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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offensichtlich, dass ich Erfolg haben muss, wo andere gescheitert sind.« Er hob das Schwert vom Boden auf, wobei er es immer noch nach unten hielt. Blut tropfte langsam von seiner Spitze.
    Angst durchzuckte meinen Körper, zusammen mit allen fünf Sinneswahrnehmungen, wenn auch irgendwie gedämpft.
    Sein Körper verzerrte sich, Augen erschienen überall auf ihm und Flügel sprossen aus seinem Rücken. Drei Flügel auf jeder Seite. Mir stockte der Atem. Sie waren prachtvoll. Dann gingen sie in Flammen auf – tobendes rotes und blaues Feuer – und er stand einfach nur vor mir, die Arme leicht ausgestreckt, während er brannte. Dann war er weg.
    Vor mir stand Onyx, seine Gefolgsleute schwebten im Hintergrund unter einer Wolke der Düsternis. Er blickte mich an, lächelte, legte den Kopf schief wie das letzte Mal, als wir uns gesehen hatten. Er schaute mich an, als würde er alle meine Geheimnisse kennen.
    »Für einen, der einst aus dem Licht kam, hat er einen erstaunlichen Sinn fürs Dramatische«, sagte er; Joels Auftritt schien ihn amüsiert zu haben. »Wer einmal auf den Weg zur Sünde gelangt ist, gerät immer tiefer hinein. Selbst diejenigen mit den edelsten Absichten können ihre Notwendigkeit rechtfertigen. Großartig, nicht wahr? Er glaubt tatsächlich an seinen Kreuzzug, auch wenn er das, was von seiner Seele noch übrig ist, damit befleckt.«
    Onyx glitt auf mich zu. Ich kämpfte darum, meinen unwilligen Körper zu bewegen. Das schien ihm große Freude zu bereiten.
    »Das ist das Schöne an verbannten Engeln, denn wir alle müssen die Erbsünde im Fleisch erben. Man nennt es Begierde«, er rollte das Wort auf der Zunge, »und es hat die verblüffendsten Auswirkungen auf unsere Art. Es macht alles so viel … unterhaltsamer.« Er lachte und ging weg, hinein in die pulsierende Dunkelheit, die ihn umgab.
    Ich stand in der Leere, noch immer unfähig, mich zu bewegen, gefangen. Ich konnte Onyx’ grelles Gegacker hören. Selbst im Traum war dieser Typ schrill.
    Ich konnte das schaffen. Ich konnte mich selbst davon befreien. Es war nur ein Traum. Ich holte tief Luft und versuchte, meine Mitte zu finden und von der Macht zu zehren, die mir gegeben war. Ich benutzte sie, um die Dunkelheit wegzuschieben, Schichten davon abzuziehen und langsam aufzutauchen, bis der Traum mich allmählich aus seinen Fängen ließ und ich fähig war, mich selbst zurück zu bringen in …
     
    … e ine Straße. Nein, eine Art Gasse. Mein Gehirn brauchte einen Moment, bis es zu meinen Augen aufgeholt hatte, aber Stück für Stück wurde die Welt um mich herum deutlicher. Es war immer noch dunkel, aber es war nicht dieselbe Dunkelheit. Es war Nacht und ich war nicht mehr in meinem Bett.
    Die Sinneswahrnehmungen umgaben mich jetzt, waren ein Teil von mir, sie summten und brummten. Apfel und Blumen umgaben mich, warnten mich, überwältigten mich aber nicht. Sie informierten mich und verließen mich wieder.
    Ich stand dort allein, außer der Leiche, die zu meinen Füßen lag. Ein Auto fuhr am Ende der Gasse vorbei und tauchte mich vorübergehend in einen Lichtstrahl, genug, um den Körper und das Gesicht zu erkennen. In einer Blutlache, in Jeans und einem ehemals weißen Hemd lag da Marcus.
    Was hatte ich getan? Ich wusste nicht, wo ich war, aber ich war angezogen und es war mitten in der Nacht. War ich geschlafwandelt? Panisch tastete ich die Taschen meiner Jeans ab und spürte die vertraute Beule, die bedeutete, dass ich mein Handy dabeihatte. Als ich es herauszog, sah ich, dass Blut von meiner Hand tropfte, das überall auf meinen Kleidern verteilt war.
    Ich rief Griffin an. Ich beschrieb die Gegend und fand ein paar Straßenschilder am Ende der Gasse. Griffin sagte, er wäre in zehn Minuten da. Nachdem ich in totale Panik ausgebrochen war, versprach er, in fünf da zu sein.
    Ich ging zurück in die Sackgasse, in der ich aus meinem Albtraum erwacht war und den blutigen Leichnam gefunden hatte. Ich wappnete mich für den schrecklichen Anblick. Gedanken an Steph wirbelten mir durch den Kopf.
    Aber … es war nicht Marcus.
    Der Typ hier war groß und schlank und trug einen dunklen Anzug. Er war vielleicht um die dreißig. Er sah überhaupt nicht aus wie Marcus.
    Ich rief Steph an. Schlaftrunken ging sie ans Telefon. »Das ist jetzt hoffentlich ein Notfall epischen Ausmaßes. Ich meine mindestens so etwas wie die Auferstehung von den Toten, oder Ähnliches. Es ist drei Uhr morgens.«
    »Steph, wann hast du zum letzten Mal mit Marcus

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