Erwacht
verstanden, dass Lincoln auf deiner Abschussliste steht, aber heißt das dann gleich, dass Phoenix derjenige ist, mit dem du zusammen sein möchtest?«
Das war eine Frage, die ich mir vor der Prüfung auch gestellt hatte. Aber seit wir zurückgekommen waren, hatte sich etwas geändert. Ich zweifelte nicht mehr so schnell an ihm.
»Er ist gut zu mir, er kümmert sich um mich, wenn ich ihn brauche, er ist ehrlich und … wir…«Ich errötete.
» Jesus, Maria und Josef! Du hattest SEX mit ihm!« Ich hatte das Gefühl, sie genoss den neuen Hang zu biblischen Anspielungen.
»Es ist irgendwie einfach so passiert«, sagte ich mit gesenkter Stimme, um Steph daran zu erinnern, dass wir in der Öffentlichkeit waren; schließlich musste nicht die ganze Welt wissen, dass ich meine Unschuld an einen verbannten Engel verloren hatte.
»Es ist irgendwie einfach so passiert? Die Grippe bekommst du irgendwie einfach so – Sex benötigt einvernehmliche schmutzige Gedanken und das ausführliche Entfernen von Kleidung! Ich will Details, und wenn ich Details sage, dann meine ich die guten Details, nicht die unappetitlichen Details.« Sie verzog das Gesicht und wir lachten beide.
»Eigentlich war es seltsam. Versteh mich nicht falsch, Phoenix war fantastisch. Er hat offensichtlich, weißt du … Es war eindeutig nicht sein erstes Mal.«
»Ja, ja, er ist ein Sexgott. Ganz große Überraschung. Wo liegt dann das Problem?«
»Wahrscheinlich nirgends. Es ist nur … Er hat diese Fähigkeit, alles sehr viel intensiver erscheinen zu lassen. Er trägt mich davon … Es ist ein Rausch und … irgendwie Furcht einflößend. Es fühlt sich an, als würde ich mich an ihn verlieren.« Meine Gedanken drifteten zu dem Feuer, das uns umhüllt hatte, und zu den goldenen Strähnen, die sich um uns herumgewickelt hatten.
»Ist das gut oder schlecht?«
Das war eine logische Frage. Ich antwortete rasch, bevor sich irgendwelche Zweifel einschleichen konnten. »Gut. Es war gut, glaube ich.«
»Nun, ich schlage vor, du behältst das erst mal für dich. Ich wäre nicht gern in der Nähe, wenn Lincoln davon erfährt.«
Ich bedeckte das Gesicht mit den Händen und sank tiefer in meinen Stuhl.
»Nein!« Steph wäre vor Fassungslosigkeit fast vom Stuhl gefallen.
»Er hat es sich gedacht.« Ich wand mich und spähte zwischen zwei Fingern hindurch.
»Allmächtiger!« Sie lächelte über ihre eigenen Worte. Ich rollte mit den Augen.
»Okay, aber mal ganz im Ernst, was hat er gemacht? War Phoenix dabei? Hat er ihn geschlagen? Wer von beiden ist stärker? War es ein fairer Kampf?« Sie sprach so schnell, dass ich ihre Worte kaum verstehen konnte.
»Es war tatsächlich schrecklich. Er hat gesagt, dass er mich liebt und dass er davon geträumt hätte, wie es sein würde, wenn wir zusammen wären.« Ich erzählte ihr von den Kerzen und den Lilien. Ihr Blick bekam etwas Sehnsüchtiges.
»Oh. Mein. Gott! Das ist so … Was hast du gesagt?«
»Das weiß ich jetzt nicht mehr so genau, aber ich glaube, ich habe zu ihm gesagt … dass ich ihn hasse.«
Steph beugte sich vor und sah tatsächlich beunruhigt aus. »Wow, du stehst zurzeit nicht gerade auf Subtilität, was? Das würdest du normalerweise nicht einmal zu deinem schlimmsten Feind sagen, ganz zu schweigen zu Lincoln.«
Ich war selbst ein bisschen verwirrt. »Vielleicht nicht. Aber immer, wenn ich zurzeit an ihn denke oder bei ihm bin, kann ich diese Wut und diesen Hass nicht unterdrücken. Ich meine, es war schlimm, als ich herausgefunden habe, dass er mich angelogen hat, aber seit ich von der Prüfung zurück bin, hab ich das Gefühl, ich kann der Wut und dem Hass nicht mehr entkommen, als würde ich nur noch davon geleitet.«
»Hey, ich bin sehr dafür, dass man ab und zu ein wenig Dampf ablässt, aber vielleicht solltest du versuchen, etwas von diesem Hass loszuwerden. Du weißt schon – tief durchatmen oder so was in der Art. Ich meine, es klingt ja nicht danach, als könntet ihr euch ewig aus dem Weg gehen, wenn ihr gemeinsam dieses ganze Weltrettungs-Dings durchzieht.«
Da hatte sie nicht ganz unrecht und darüber hinaus stimmte ich ihr eigentlich zu … theoretisch.
Wir verbrachten fast den ganzen Nachmittag zusammen. Steph klärte mich über ihr eigenes Liebesleben auf, das auf Hochtouren lief. Sie und Marcus waren nun offiziell ein Paar. Er hatte nur noch Augen für sie und er betete sie geradezu an. Laut Steph war alles so, wie es sein sollte. Sie bot an, mir weiterhin Gesellschaft zu
Weitere Kostenlose Bücher