Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
Weihnachtsmann.« Lucan lachte leise und ging vor ihr in die Hocke. »Nur … mich … «
Als er ihr das zerzauste Haar aus dem Gesicht strich, sah Mira ihm in die Augen. Er hatte erwartet, ihre violetten Kontaktlinsen zu sehen, die speziell für sie angefertigt waren, um die Sehergabe der kleinen Stammesgefährtin zu dämpfen. Stattdessen starrte Lucan in die klaren, spiegelartigen Augen der kleinen Seherin.
Eine Vision traf ihn wie eine Kugel ins Gehirn.
Blutig.
Entsetzlich.
»Oh nein!«, rief Mira. Sie erkannte ihren Fehler sofort, hob die Hände und schirmte ihre Augen ab. »Meine Linsen. Ich hab sie vergessen. Tut mir leid, Lucan!«
»Ist ja gut«, beruhigte Lucan sie, als sie in Tränen ausbrach. Das kleine Mädchen schluchzte vor Reue, und er zog sie an sich und umarmte sie tröstend. »Ist schon gut, Mira. Du hast nichts falsch gemacht.«
Sie zog sich zurück und achtete nun sehr darauf, sich den Arm über die Augen zu halten. »Was hast du gesehen, Lucan? War es was Schlimmes?«
»Nein«, log er. »Es war gar nichts weiter. Mach dir keine Sorgen, ist alles in Ordnung.« Aber noch während er sprach, klaffte ein schwarzer, grausiger Abgrund der Angst in ihm auf. Miras Gabe hatte ihm gerade einen Blick in die Zukunft gezeigt, und sie war trostloser als alles, was er sich in seinen schlimmsten Albträumen vorgestellt hatte.
31
»Das ist die Letzte, dann sollte es reichen, Tavia«, sagte Gideon auf der anderen Seite seines improvisierten Techniklabors. »Alles klar da drüben, Harvard?«
Chase knurrte nur; das war die einzige Antwort, zu der er fähig war, als er zusah, wie der andere Krieger die letzte von sechs Blutproben aus Tavias Arm entnahm. Chase kam sich wie ein Weichei vor, weil er während der Prozedur auf der anderen Raumseite sitzen musste, und nahm sich beim Anblick dieser Plastikröhrchen, die sich mit ihrem Blut füllten, schwer zusammen. Seine Fänge waren sofort aus dem Zahnfleisch geschossen, als die Nadel ihre Vene gefunden hatte, und durch den exotischen Duft ihres Blutes wurde sein Hunger zu einem fiebrigen Pulsieren.
So schwer es für ihn war, hier zu sein, während sein ganzer Körper angespannt und unruhig vor Durst war – draußen in der Halle zu warten, während Gideon zahlreiche Untersuchungen mit Tavia machte und ihr Gewebeproben entnahm, kam überhaupt nicht infrage.
Zum Glück arbeitete Gideon schnell und effizient. »Das war’s«, verkündete er einen Augenblick später.
Chase stapfte hinüber, als der blonde Krieger die Plastikröhrchen mit den Blut- und DNA -Proben einsammelte und damit in den Nebenraum ging, um sie für die Analyse zu präparieren. »Alles okay?«, fragte er Tavia, all seine Gedanken um sein eigenes Wohlbefinden hatten sich vor Sorge um sie schlagartig verdunkelt.
»Das war ein Klacks«, sagte sie und rollte sich den langen Ärmel wieder über ihren glyphen bedeckten Unterarm. »Ich habe die ersten siebenundzwanzig Jahre meines Lebens als Versuchskaninchen von Privatkliniken verbracht. Ich bin daran gewöhnt, gepiekst zu werden.«
In Chases Grinsen lag jetzt ein Hunger der anderen Art. »Ich will nicht, dass du dich daran gewöhnst, gepiekst zu werden, höchstens von mir.«
Es war besitzergreifend, das zu sagen, und obwohl er kein Recht hatte, so etwas auch nur zu denken, geschweige denn zu sagen, konnte und wollte er es nicht zurücknehmen. Die letzten Stunden, die er mit Tavia verbracht hatte – ihr seine Seele entblößt, mit ihr gelacht, sie geliebt und dann wieder geliebt hatte – hatten einen so tiefen Widerhaken in ihn geschlagen, dass er sich fragte, ob er ihn je wieder abschütteln konnte.
Nicht dass er das wollte.
Und genau das war seine Hölle.
Er begehrte diese Frau, sie bedeutete ihm mehr als jeder und alles andere je zuvor, und ein verzweifelter, hoffnungsvoller Teil von ihm fragte sich, ob das Loch in seinem Herzen, das sie füllte, vielleicht eines Tages zuwachsen und das andere, Hungrigere in ihm füllen konnte, das ihn zu verschlingen drohte.
»Okay, Kinder«, verkündete Gideon, als er wieder zu ihnen in den Raum kam. »Ich lasse die Blut- und Gewebeproben heute noch durchlaufen. In ein paar Tagen dürften wir die vollständige Analyse haben, aber nach dem, was ich hier schon gesehen habe, zusammen mit den Daten, die ihr in Dr. Lakais Patientenakten gefunden habt, ist für mich ziemlich klar, was dabei herauskommen wird.« Er fuhr sich mit den Fingern durch seinen stacheligen blonden Haarschopf und stieß ein
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