Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
dort, wo ihre Fänge sich ausgefahren hatten. Sie leckte sich die trockenen Lippen und sah mit halb geschlossenen Augen zu ihm auf.
Er verstand, was sie brauchte. Seine bernsteinfarbenen Augen glühten heller auf, die Pupillen zogen sich zu dünnen Schlitzen zusammen.
»Jesus«, flüsterte er, Fluch und Gebet zugleich.
Sie setzte sich auf dem Bett auf, legte ihm die Hand auf die Brust und stieß ihn auf den Rücken. Sein Atem ging heftig, als sie ihn bestieg, sein Körper heiß und mächtig unter ihr. Sie beugte sich nach vorne und leckte langsam seinen angespannten Hals hinauf, umspielte mit der Zungenspitze die dicke Ader, die so köstlich unter seiner glatten Haut pulsierte.
Sie neckte sie mit den scharfen Spitzen ihrer Fänge, und ihm entfuhr ein ersticktes Stöhnen. Dann schlug sie ihm die Zähne in den Hals.
Sie stöhnte auf, als sein Blut über ihre Zunge schoss, heiß, prickelnd und düster. Sie schluckte es gierig, genoss seinen würzigen, exotischen Geschmack. Als sie sich nährte, lag er steif unter ihr und streichelte ihren Rücken und ihr offenes Haar. Sie wusste nicht, ob ihre Nahrungsaufnahme ihm dieselbe Befriedigung brachte wie ihr. Alles, was sie spürte, war sein dröhnender Pulsschlag an ihren Lippen und in ihren Ohren, das donnernde Tosen seines Blutes, als es in ihre eigenen Muskeln, Knochen und Zellen floss. Es unterdrückte das wilde Dröhnen ihrer Sinne und nährte sie, als wäre sie ihr ganzes Leben lang am Verhungern gewesen.
Als sie satt war, leckte sie widerwillig über die Bisswunden und versiegelte sie.
Sie erkannte seine Qualen nicht, bis sie ihm wieder ins Gesicht sah. Seine Lippen waren blutleer, und in einer wilden Grimasse hatte er Zähne und Fänge gebleckt. Mit einem wilden Fluch rollte er sich von ihr fort, er zitterte heftig am ganzen Körper, als er die Beine über die Bettkante schwang und mit schwachen Fingern durch sein feuchtes Haar fuhr.
Sein Hunger hatte ihn gepackt. Jetzt spürte sie ihn auch, die Wildheit seiner Blutgier überlagerte schlagartig all die Lust in ihr, die sie sich eben so selbstsüchtig aus seinen Adern genommen hatte. Er zerriss sie innerlich und ließ in den Tiefen ihrer Seele einen kalten, leeren Schmerz zurück.
Gott, wie er litt.
Sie wusste nicht, wie er solche Qualen aushalten konnte. Allein das Echo davon in ihrem eigenen Blut reichte schon aus, um ihr die Luft aus den Lungen zu saugen.
Sie keuchte auf, umklammerte ihren Bauch, als sein Schmerz sie aufs Bett warf. Sie wand sich in Qualen, ihr Körper krümmte sich heftig zusammen, als sein Hunger sie innerlich wie schwarze, ätzende Säure zerfraß.
Er tat ihr weh.
Der Gedanke schlug wie ein Blitz in seinen ausgehungerten Verstand ein, noch bevor er sich umdrehte und Tavia vor Schmerzen zusammengekrümmt auf dem Bett liegen sah.
Um Gottes willen.
»Tavia?«
Es brachte ihn fast um, sie so leiden zu sehen, zu wissen, dass es seine Schmerzen waren, die sie litt, dass seine Krankheit durch ihre Blutsverbindung auf sie übertragen wurde. Wegen dieser Blutsverbindung waren seine Schmerzen jetzt auch ihre.
Und das tat ihm unendlich leid.
»Tavia, schau mich an«, murmelte er und stieg zu ihr ins Bett. Er strich ihr mit der Hand über ihre schweißbedeckte Stirn und zischte auf, als er spürte, wie heiß ihre Haut war. »Sag mir, dass du in Ordnung bist.«
Sie stöhnte, als eine weitere Hungerwelle in ihm aufflammte wie ein Waldbrand. Als sie die Augen öffnete, sah er reines Elend in ihren bernsteinfarbenen Augen. Ihre Dermaglyphen pulsierten wild, in denselben wütenden Farben wie seine eigenen.
Er stieß einen erstickten Fluch aus, seine Kehle war ausgedörrt. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt, so voller Selbsthass und voll Hass auf die Krankheit, von der er wusste, dass sie ihn eines Tages zerstören würde. Aber selbst die Blutgier war nichts im Vergleich zu den Qualen, Tavia leiden zu sehen und zu wissen, dass er es war, der das verursachte.
Er musste Nahrung zu sich nehmen.
Die Erkenntnis traf ihn kalt.
Er brauchte Blut, um ihre Schmerzen zu lindern – für sie. Seine eigenen Schmerzen bedeuteten nichts, außer was er damit dieser Frau antat, die ihm wichtiger war als sein Leben.
Die Frau, die er liebte.
Tavias Wangen waren tränenüberströmt, als sie von ihrer Embryonalhaltung auf dem Bett zu ihm aufsah. Ihr Atem ging keuchend, und sie zuckte heftig am ganzen Körper.
Gottverdammt.
Er konnte sie nicht so hierlassen und draußen auf die Jagd gehen. Es war nicht
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