Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
über Kontinente hinweg. Und sie konnten nur durch Köpfen getötet werden.«
»Hallo, Tavia.« Mira war aus einem Zimmer in den Korridor gekommen und stapfte mit einem Winken direkt an ihr vorbei. »Frühstückst du mit uns?«
»Oh. Ich … « Sie sah auf und fand mehrere Augenpaare auf sich gerichtet. Elise, Dylan und Gabrielle waren auf den Gang gekommen und sahen sie fragend an. »Ich … wollte mir eben nur etwas die Beine vertreten.«
Mira zuckte mit den Schultern. »Okay. Aber du willst doch keine Blaubeerpfannkuchen mit Schlagsahne verpassen.«
Das kleine Mädchen wanderte mit den anderen Stammesgefährtinnen in die Küche, und nur Elise blieb bei ihr auf dem Gang. Ihr Blick war mitfühlend. Viel wissender, als Tavia lieb war. »Es war etwas mit Sterling.« Es war keine Frage, sie stellte nur eine Tatsache fest. »Ist er wieder verschwunden?«
Tavia nickte, sah keinen Sinn darin, es zu leugnen. »Vor ein paar Stunden. Ich weiß nicht, ob er zurückkommen wird.«
Elise stieß einen kleinen Seufzer aus. »Das tut mir leid. Ich habe gesehen, wie er ist, wenn er mit dir zusammen ist. Wenn er jetzt verschwunden ist, frag dich nicht, ob ihm etwas an dir liegt oder nicht. Für mich und alle anderen war offensichtlich, dass du ihm viel bedeutest.«
Tavia zuckte mit den Schultern, und ihr gelang ein schwaches Lächeln. »Ich kann jetzt auch nicht mehr bleiben.«
Jetzt wurde Elises Miene wachsam. »Vielleicht solltest du zuerst mit Lucan reden.«
»Ist das eine höfliche Art, mir zu sagen, dass ich das Grundstück nicht verlassen darf?« Sie stammelte eine leise Entschuldigung. »Wenn Chase zurückkommt – wenn er zurückkommt – , will ich ihm bloß nicht alles noch schwerer machen. Er braucht den Orden.«
»Das tut er«, stimmte Elise zu. »Aber ich glaube, dich braucht er auch.«
Tavia schüttelte den Kopf und wünschte sich, es wäre so. »Ich muss gehen.«
»Bleib doch wenigstens zum Frühstück«, sagte Elise. »Die Krieger und Renata kommen zu Sonnenuntergang zurück. Vielleicht ist auch Sterling bis dann wieder da.«
»Das kann ich nicht«, antwortete Tavia. Sie sah an Elise vorbei, als Dylan ihren feuerroten Kopf aus der Esszimmertür streckte.
»Noch ein Gedeck mehr?«
»Das war gerade die Frage – « Elise beendete den Satz nicht. Denn in der Zeit, in der die blonde Stammesgefährtin sich zu Dylan umdrehte, hatte Tavia die übernatürliche Geschwindigkeit ihrer Stammesgene abgerufen und war durch die Haustür verschwunden.
Er war ein Vollidiot.
Um zu diesem Schluss zu kommen, hatte er mehrere Stunden gebraucht. Wie ein wildes Tier war er mehrere Dutzend Meilen durch die eisige, dunkle Wildnis gerannt, bis er verstand, dass er nie weit genug vor seinem Problem davonlaufen konnte: sich selbst.
Er musste sich seinen Dämonen stellen, statt vor ihnen davonzulaufen oder sie zu verleugnen. Das hatte ihn Tavia durch ihr Beispiel gelehrt, vom Augenblick an, als er sie zuerst gesehen hatte. Er war nur zu bescheuert gewesen, um das zu kapieren.
Er hatte ihr vorhin wehgetan, ihr Angst gemacht, und diesen Schaden musste er wiedergutmachen – wenn sie ihn ließ.
Er wusste nicht, wie man mit jemand anderem zusammenlebte, jemand anderen so liebte, wie eine so besondere Frau wie Tavia es verdiente, aber er wollte es versuchen. So unsicher er war, ob er sich ihrer jemals würdig erweisen konnte – ein Leben ohne sie war für ihn unvorstellbar geworden.
Er liebte sie, und wenn er sich in eine Zelle im Keller des neuen Hauptquartiers des Ordens einsperren musste, um seine Blutgier auszuhungern, dann war er verdammt noch mal bereit dazu.
Seine nackten Füße flogen über den schneebedeckten Waldboden. Er spürte die Kälte nicht, nur das warme Versprechen einer Zukunft, von der er hoffte, Tavia überzeugen zu können – einem Leben mit ihr als seiner Gefährtin.
Aber als in der Ferne das mächtige Anwesen vor ihm auftauchte, erkannte Chase, dass sie fort war.
Er spürte ihre Abwesenheit, noch bevor er wieder durch das Fenster ins Schlafzimmer einstieg, das sie offen gelassen hatte.
Wo sie sich geliebt hatten.
Wo er sie angefallen hatte wie das Tier, das er war, und ihr Blut getrunken hatte, bis sie vor Entsetzen geweint hatte. Sein Blut sagte ihm, dass sie jetzt nicht mehr hier war.
Der kalten Leere in seinen Adern nach musste sie meilenweit fort sein. Er hatte sie verloren, wahrscheinlich für immer.
Er sollte erleichtert sein, wenn schon nicht für sich selbst, dann wenigstens für sie. Sie
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