Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
sich ihr Puls.
Sie war es nicht gewohnt, solche Gefühle zu haben, aber es war unmöglich für sie, nicht zu bemerken, wie nahe er jetzt bei ihr stand. Wie sie ihn atmen hören, das stetige, rhythmische Dröhnen seines Herzschlags praktisch spüren konnte. Jedes Mal, wenn sein mächtiger, muskulöser Bizeps ihre Schulter streifte, schoss die Berührung wie ein Stromstoß in ihren Blutstrom.
Tavia rief das Login-Fenster für die Patientendatenbank der Klinik auf. Wieder erschien die Aufforderung, ein Passwort einzugeben, und hier vertippte sie sich zuerst, zu sehr damit beschäftigt, Chases warmen Körper neben sich und seinen heißen, aufmerksamen Blick zu ignorieren. Sie versuchte es noch einmal. »Wir sind drin. Das ist die Patientendatenbank. Ich habe mindestens tausendmal zugesehen, wie sie benutzt wird.«
Chase nickte. »Dann suchen wir deine Akte.«
Sie tippte ihren Namen in das Suchfeld und hielt den Atem an, als der Bildschirm begann, sich mit Daten und der Dokumentation ihrer Behandlungen zu füllen. Die Einträge erstreckten sich über einen Zeitraum von siebenundzwanzig Jahren. Ihr ganzes Leben, von Anfang an, in mehrere Tausend Einträge kondensiert und als Bits und Bytes auf einer alten Computerfestplatte gespeichert.
All die Lügen und all der Verrat warteten darauf, mit nur einem Mausklick von ihr entdeckt zu werden.
»Hey.« Seine tiefe Stimme neben ihr war ruhig. Er legte seine riesige Handfläche auf ihre zur Faust geballte Hand, eine Geste, die sie gleichzeitig tröstete und beunruhigte. »Packst du das?«
Sie schluckte. Nickte ihm zittrig zu. »Ja. Mir geht’s gut. Ich will das wissen.«
Bevor sie es sich doch noch anders überlegen konnte, klickte Tavia den aktuellsten Eintrag an, ihr Besuch vom Anfang dieser Woche. »Ich hatte einen Termin mit Dr. Lewis wegen wiederkehrender Migräneanfälle. Er hat mich ein paar Stunden hier in der Klinik behandelt und dann mit neuen Tabletten nach Hause geschickt.«
Chase beäugte den Eintrag auf dem Monitor. »Das war erst vor ein paar Tagen.«
Tavia nickte. »Und später am Abend wurde ich aufs Polizeirevier gebracht, um dich als den Schützen von Senator Clarences Weihnachtsfeier zu identifizieren.« Es schien unmöglich, dass vor nicht einmal einer Woche ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt worden war. Es war keine Woche her, dass dieser Mann, der neben ihr stand, so abrupt in ihr Leben getreten war. So seltsam und unerwartet. »Seit dieser Nacht hat sich alles für mich verändert. Mein Leben wird nie wieder sein wie früher.«
Chases stürmische blaue Augen sahen sie lange an, ernst und reumütig. Erst da wurde ihr bewusst, dass seine Hand immer noch auf ihrer lag. Sein Puls schlug in seinen Fingerspitzen und seiner starken, warmen Handfläche. »Du wünschst dir, mich nie getroffen zu haben. Glaub mir, ich kann das verstehen. Ich wünschte dir das auch, Tavia.«
»Nein, das wünsche ich mir gar nicht«, sagte sie, überrascht, wie ernst es ihr war. Zugegeben, ihr Leben war ins Chaos gestürzt worden vom Augenblick an, als sie ihn zuerst gesehen hatte – als er auf der Empore im Haus des Senators stand, eine Waffe auf den Saal voller unschuldiger Partygäste gerichtet. Sie hatte ihn für gestört und gefährlich gehalten, und vielleicht war er beides, auch jetzt noch, aber sie konnte ihn nicht verantwortlich machen für die Katastrophe, die ihr Leben derzeit war.
Seinetwegen hatte sie ihre eigene Wirklichkeit hinterfragen müssen. Er hatte ihr die Augen geöffnet, und wenn sie den Dingen nicht ins Gesicht sehen wollte, war das nicht seine Schuld. Im Gegenteil, dieser tödliche, entsetzlich brutale Mann hatte ihr das Leben gerettet.
Sie sah ihn an, nahm sein kantiges, gut aussehendes Gesicht und die Lebensmüdigkeit in seinen rücksichtslosen, schönen Augen in sich auf. »Ich bin froh, dass ich dich getroffen habe, Sterling Chase. Du bist der einzige Freund, den ich gerade habe.«
Er starrte sie an. Dann lachte er auf, leise und zynisch. Er zog die Hand zurück und hinterließ Kälte auf ihrer Haut. »Du solltest etwas über mich wissen, Tavia. Ich habe keine Freunde. Was ich habe, ist die schlechte Angewohnheit, alle um mich herum zu enttäuschen. Besser, du weißt es jetzt, als zu denken, dass du später mit mir rechnen kannst.« Es war keine Verärgerung in seiner Stimme, er stellte nur eine Tatsache fest. Es tat ihr irgendwie leid für ihn, als sie zusah, wie er sich jetzt subtil von ihr distanzierte. Zuerst die zurückgezogene
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