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Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Erwählte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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perfektionieren.
    Es folgten Dokumente über stunden- und tagelange Hypnosesitzungen, in denen man ihrem bewusstlosen Verstand Informationen abgezapft und sie gezwungen hatte, alles zu dokumentieren, was sie gesehen und gehört hatte, sie gezwungen hatte, ihnen Seite um Seite von Details aufzuschreiben, während ihr Verstand und ihr Körper unter Drogen standen. Das alles war ihre Ausbildung für die wahre Mission gewesen, die Dragos für sie vorgesehen hatte.
    Tavia rief einen weiteren Eintrag auf, nicht länger schockiert von dem, was sie da las. Die neuen Erkenntnisse legten sich über sie wie eine nasse, kalte Decke, erschütterten sie bis ins Mark, öffneten eine schmerzhafte Leere in ihr, die nie gefüllt werden konnte.
    »Er hat mich benutzt, Chase. Er hat mich erschaffen, um mich zu benutzen, von Anfang an, genau wie Tante Sarah – « Sie verstummte und schloss die Augen, als der Schmerz über den Verrat über sie hinwegrollte. »Genau wie die Lakaiin, die vorgab , meine Tante zu sein, gesagt hat. Dragos hat mich vom ersten Tag an kontrolliert. Er hat dafür gesorgt, dass ich die richtige Ausbildung bekam, die richtigen sozialen Kompetenzen und Kontakte. Dann hat er mir den Weg geebnet, einen Job bei einem aufstrebenden politischen Star wie Senator Clarence zu bekommen. All diese Zeit war ich nur seine Marionette.«
    »Für Dragos sind wir alle nur seine Marionetten. Jedes Lebewesen auf diesem Planeten ist entweder ein Werkzeug für ihn oder ein Hindernis, das aus dem Weg geschafft werden muss.«
    Der Ernst in Chases Stimme ließ Tavias Magen sich vor Angst verkrampfen. »Kann man ihn aufhalten?«
    Chase antwortete ihr nicht sofort, und ihr Angstknoten zog sich noch fester zusammen, wurde noch kälter. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Wenn du mich das vor einem Jahr gefragt hättest, hätte ich anders geantwortet. Damals habe ich noch geglaubt, dass das Gute immer über das Böse siegt. Alles war schwarz oder weiß, richtig oder falsch, und die bösen Jungs haben am Ende immer verloren.«
    »Und jetzt?«
    Er stieß einen scharfen Seufzer aus und schüttelte den Kopf. »Jetzt weiß ich manchmal selbst nicht mehr, auf welcher Seite ich bin.«
    Tavia hielt seinen gehetzten Blick. »Du bist einer von den guten Jungs. Vielleicht weißt du es nicht. Oder vielleicht hast du es nur vergessen. Vielleicht erzählst du mir eines Tages mal davon.«
    Lange sagte er nichts. Starrte sie nur auf eine Weise an, dass ihr das Herz ein wenig seinetwegen wehtat. In diesem Augenblick hatte sie den plötzlichen Drang, ihn fest in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen, dass er nicht alleine war. Ein verrückter Gedanke, der ihr nur eine prompte, schneidende Zurückweisung einbringen würde. Wenn Sterling Chase in seiner Welt alleine oder verloren war, dann war das seine eigene Entscheidung. Ihr Mitgefühl oder ihre Freundschaft hatte er weiß Gott nicht nötig.
    Vielleicht war sie diejenige, die Mitgefühl und Freundschaft brauchte.
    Und in diesem ernsten Gesicht und diesen gnadenlosen Augen, die jetzt auf sie gerichtet waren, würde sie beides nicht finden.
    Zu ihrer Erleichterung unterbrach Mathias Rowan das unbehagliche Schweigen, als er von der Halle nebenan hereintrat. »Verdammt, Chase, das musst du dir ansehen. Das ist eher ein Datenzentrum als eine Klinik. Am Ende dieses Korridors ist ein Serverraum mit mindestens dreißig aktiven Laufwerken. Das müssen ganze Warenhäuser von Gigabytes sein.«
    »Nehmen wir alles mit«, sagte Chase. »Zieh die Platinen raus, vielleicht kann Gideon was damit anfangen.«
    »Alles klar.« Rowan nickte und drehte sich schwungvoll um, um den Befehl auszuführen. Und dann erstarrte er und legte den Kopf schief.
    Tavia hörte es auch – eine vage Bewegung in der Luft draußen vor dem Klinikgebäude. Fast nicht wahrzunehmen und doch unverkennbar für ihre geschärften Sinne.
    »Scheiße.« Chase warf ihr und Rowan einen grimmigen Blick zu. Er sprach leise, kaum mehr als ein Flüstern. »Wir bekommen Besuch. Nichts wie raus hier.«
    »Und die Server?«, fragte Rowan.
    Chase schüttelte den Kopf. »Zu spät.«
    »Ein paar kann ich noch holen.«
    »Dann mach, aber schnell.«
    Als Rowan mit übernatürlicher Geschwindigkeit davonraste, zog Chase die Pistole aus seinem Schulterholster. Mit der anderen Hand nahm er Tavia am Arm und zog sie vom Bürostuhl hoch. »Du musst hier raus. Sofort.«
    Sie sah zum Drucker hinüber, der immer noch Papier ausspuckte. »Warte! Ich habe meine Akte nicht. Und was, wenn

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