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Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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wiederauferstande Lizard King“, rief Etienne in gespielter Begeisterung und zupfte an meinen Haaren herum. „Alain ist ja so raffiniert.“  
    „Ich habe keine Ahnung, von was du sprichst.“  
    „Macht nichts, solange es seinen Zweck erfüllt. Alain weiß ganz sicher, was er tut.“  
    Alain beachtete mich kaum, als ich zu ihm trat, so wie sonst auch. Er stieg in das wartende Taxi, und ich musste mich beeilen, ihm zu folgen.  
    „82 Boulevard de Clichy, s'il vous plait.“ Er lehnte sich zurück und setzte seine getönte Brille auf.  
    Gespannt wartete ich darauf, wo es hingehen würde. Vor einem flachen Gebäude, auf dessen Dach sich eine rote Mühle befand, hielt das Taxi an. Alain zahlte mit einem Schein und verzichtete auf das Wechselgeld.  
    „Ich hasse diese Touristenattraktionen“, sagte er, als wir durch das große Foyer an der Schlange wartender Gäste vorbeigingen. Ein Bediensteter im schwarzen Anzug hatte uns empfangen und führte uns in einen großen Saal, der in mehrere Ebenen aufgeteilt war.  
    „Wieso sind wir dann hier?“, fragte ich und sah mich um.  
    „Sehen und gesehen werden, ist die Devise. Außerdem möchte ich, dass du Paris kennenlernst. Toulouse-Lautrec hat sich hier schon die Nächte um die Ohren geschlagen, da solltest du es wenigstens einmal erlebt haben.“  
    Wir liefen an dicht stehenden Tischen vorbei, an denen Menschen saßen, tranken und bei unserem Anblick zu tuscheln begannen. Wir steuerten auf die Bühne zu, die den gesamten vorderen Teil des großen Saales einnahm. An einem kleinen Tisch für zwei, direkt vor der Bühne, nahmen wir Platz.  
    „Es ist uns eine Ehre, Monsieur Serafon, Sie in unserem Haus begrüßen zu dürfen. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Begleitung viel Vergnügen.“ Der Mann im schwarzen Anzug winkte einen Kellner heran. „Pierre steht Ihnen heute Abend zur Verfügung und wird sich um Ihr Wohlergehen kümmern.“ Sofort wurde eine Flasche Champagner geöffnet.  
    „Bitte, spar dir deine Begeisterung“, erstickte Alain jeglichen Versuch meinerseits, ihm zu danken, im Keim. „Champagner gehört zum Moulin Rouge, wie Lippenstift zu einer Hure. Nur die Japaner im oberen Drittel trinken Orangensaft.“ Er wies mit einer kleinen Geste auf die hinteren Ebenen, in denen sich die Menschen an den engen Tischen drängten. „Ich war schon eine Ewigkeit nicht mehr hier. Bin auf die Show gespannt.“  
    Und diese begann auch kurze Zeit später. Das Licht wurde gedimmt. Männer und Frauen in phantastischen Kostümen, alle mit bloßem Oberkörper, begannen auf der Bühne herumzuwirbeln. Ungläubig starrte ich auf die blanken Brüste der Tänzerinnen. So etwas hatte ich noch nie gesehen.  
    Alain bemerkte meine Faszination. „Die Tänzerinnen durchlaufen im Moulin Rouge ein besonderes Auswahlverfahren. Sie müssen nicht nur gut aussehen und tanzen können. Sie dürfen auch nicht mehr als Körbchengröße A aufweisen. Rumgewippe ist hier unerwünscht und wäre unästhetisch und vulgär.“  
    Ich war mir nicht sicher, ob ich die Darbietung auf der Bühne, gegen Alains Auffassung, nicht trotzdem vulgär finden sollte. Von diesen Überlegungen wurde ich jedoch schnell wieder abgelenkt. Atemlos betrachtete ich die Kunststücke eines Zauberers, lachte über die Scherze eines Bauchredners und träumte bei den tollen Gesangseinlagen. Alain indessen ignorierte die Show auf der Bühne fast völlig und beobachtete stattdessen das Publikum oder mich.  
    „Welchen Tänzer würdest du bevorzugen?“ Gelangweilt stellte er diese Frage. „Oder liebst du, wider Erwartung, doch eher Frauen?“, ergänzte er, als ich ihn überrascht ansah.  
    Auf eine Antwort wartend, zog er die Augenbrauen hoch.  
    „Ähm, der da, mit dem Pferdeschwanz, sieht ganz nett aus“, antwortete ich und wies auf einen jungen Mann, der mich entfernt an Piero erinnerte.  
    „Pferdeschwanz“, wiederholte Alain zweideutig und lächelte.  
    Ich wollte etwas entgegnen, die Aussage gerade rücken, wurde aber erneut abgelenkt. Aus den Tiefen der Bühne erhob sich ein gläsernes Bassin, auf dessen Rand eine Frau saß. Wasser schwappte über, als sie sich hineingleiten ließ. Elegant begann sie sich in der Schwerelosigkeit des Wassers zu bewegen. Ich war so fasziniert, dass ich nicht mitbekam, wie Alain den Kellner heranwinkte und leise mit ihm sprach.  
    Ich klatschte lange, als die Vorstellung zu Ende war.  
    „Begeistert?“, fragte Alain.  
    „Und wie! So etwas habe ich noch

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