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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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die beiden?
    Zögernd und voll banger Ahnungen näherte er sich dem kleinen Gegenstand. War das etwas, das sie Tilde abgeschnitten hatten?
    Da hörte er einen Klingelton. Es war ein Handy.
    »Ja?«, sagte er zögernd.
    »Wir bringen sie um, wenn du dich uns nicht selbst auslieferst«, sagte die Frauenstimme auf Englisch.
    Marco lief es eiskalt über den Rücken. »Zola ist tot, was wollt ihr jetzt noch von mir?«
    »Der hat uns nicht bezahlt.«
    Marcos Schultern sackten nach unten. »Ich wollte mich doch ergeben. Warum habt ihr das nicht akzeptiert?«
    »Wir haben jetzt andere Sorgen, und das ist deine Schuld.«
    »Lass mich mit Tilde sprechen.«
    »Du siehst sie, wenn wir euch austauschen. Wir rufen wieder an und sagen, wo. Wenn du die Polizei einschaltest, bringen wir sie um. Wenn wir beim Austausch das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt, bringen wir sie um.«
    »Ja, aber ich …«
    »Wir rufen an.« Damit legte sie auf.
    Marco rief sofort zurück, bekam aber keine Verbindung mehr.
    Die einzelnen Elemente einer Katastrophe erkennt man meist erst dann als solche, wenn die Welt in Millionen kleine Stücke zerbricht, während die Katastrophe ins Unermessliche wächst. So ähnlich musste es den Menschen in den Türmen am elften September ergangen sein und denen, die alles mitansehenmussten. In diesem Moment, als Marco machtlos mitten auf der Straße stand, begriff er, dass die jüngsten Ereignisse nur ein weiteres Glied in der langen Kette von Unglücksfällen waren, die sein Leben ausmachten. Und dass das finale Glied sich sehr bald einreihen würde.
    Marco wusste, dass er sich opfern musste. Er hatte schlicht keine andere Wahl. Eine Schusswaffe konnte er sich jedenfalls nicht beschaffen. Woher sollte er sie nehmen, wer würde ihm eine verkaufen? Außerdem würde er Tildes Leben aufs Spiel setzen, wenn er Gegenwehr leistete.
    Da bog ein Auto um die Ecke und kam direkt auf ihn zu. Nur unwillig trat er von der Straße.
    »Sag mal, bist du wahnsinnig!«, schrie die Fahrerin, nachdem sie auf seiner Höhe gehalten und das Fenster heruntergekurbelt hatte. Es war Tildes Mutter. Die letzte Person, mit der er jetzt reden wollte, aber zugleich auch die wichtigste.
    »Sie haben Tilde entführt«, war das Erste, was er sagte.
    Sofort wich alle Farbe aus Malene Kristoffersens Gesicht, und für einen Moment schien sie in eine Art Schockstarre zu verfallen. »Los, steig ein!«, rief sie schließlich, die Stimme schrill vor Sorge. »Wir fahren zur Polizei.«

41
    »Kannst du mal kurz zur Vernehmung dazukommen, Carl?« Assad war am Telefon. »Ich hab was Spannendes für dich.«
    »Na gut. Obwohl ich heute eigentlich nichts Spannendes mehr verkrafte …«, stöhnte Carl und schob die vielen Ausdrucke von Brage-Schmidts Banktransaktionen zur Seite, die Rose für ihn zusammengestellt hatte.
    »In zwei Minuten bin ich da.« Er legte auf und rief dann zum zweiten Mal nach Rose.
    Wo zum Teufel steckte die Frau?
    Auch wenn sie ihm noch nicht sämtliche Papiere beschaffen konnte, um die er sie gebeten hatte, zeichnete sich doch schon recht deutlich ab, was hinter den Ereignissen der letzten Tage steckte: eine Betrugsaffäre nicht unbeträchtlichen Ausmaßes. Es schien dabei um dänische Entwicklungshilfegelder zu gehen, die umgeleitet worden waren in die Taschen genau der Personen, die in den letzten Tagen ums Leben gekommen waren. Kurz gesagt: Es zeichnete sich ein waschechter Fall für die Kollegen vom Dezernat für Wirtschaftskriminalität ab. Es gab ja reichlich Material, um tiefer zu bohren.
    Weder die Morde an Teis Snap und seiner Frau in Karrebæksminde noch die mögliche Brandstiftung in Rungsted waren Fälle für das Sonderdezernat Q. Allerdings drängte sich doch der Verdacht auf, dass sie in irgendeiner Weise in Zusammenhang standen mit dem, was William Stark damals zugestoßen war.
    So wie Carl es einschätzte, hatte Stark entweder zu viel gewusst, oder er war ebenfalls tief in die Schiebereien verstrickt gewesen. Jedenfalls war Stark tot, das wussten sie jetzt definitiv.
    Und was er auf dem Kerbholz gehabt hatte, war zunächst einmal zweitrangig.
    Was ihn, Carl, anging, war der Fall Stark abgeschlossen. Früher oder später würde es für William Stark eine Todeserklärung geben, und es war gut möglich, dass dann eines schönen Tages ein Hund oder ein Pfadfinder irgendwelche Knochenreste fand, die Malene Kristoffersen vorschriftsmäßig unter die Erde bringen und mit einem Grabstein versehen konnte. Dann könnte sie

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