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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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sein Zimmer huschte, um seine Sachen zu holen, und erleichtert feststellte, dass die Fußleiste unberührt war, kam Eivind hinterhergestürzt.
    Mit kreidebleichem, wutverzerrtem Gesicht schlug er nach Marco und schrie: »Gib mir deinen Schlüssel, du Zigeunerbalg. Auf der Stelle!«
    Marco bat darum, wenigstens seine Sachen mitnehmen zu dürfen, aber Eivind schlug blind vor Wut weiter auf ihn ein, griff schließlich in Marcos Hosentasche und nestelte darin herum, bis er den Wohnungsschlüssel gefunden hatte.
    Dann riss er das Fenster auf und warf Marcos Sachen hinaus. Alles bis auf die Bettdecke – und das, was hinter der Fußleiste klemmte.
    Das knutschende Paar drüben in der Toreinfahrt amüsierte sich prächtig über das Spektakel.

11
    An diesem Abend stand Carl vor seinem Haus und wartete, bis in der Küche kein Licht mehr brannte. Mortens mitfühlende Mönchsmiene und Mikas gestalttherapeutische Manöver hätten ihm jetzt gerade noch gefehlt. Er wollte nichts weiter als ins Bett, um es nie wieder zu verlassen und in Ruhe und Einsamkeit seine Wunden heilen zu lassen.
    Mona hatte ihm den Laufpass gegeben, und er begriff die Welt nicht mehr. Er verstand nicht, warum sie es getan hatte und warum ausgerechnet jetzt, und er verstand auch nicht, warum er nicht all seinen Charme aufgeboten hatte, um sie umzustimmen, ehe sie alle seine Hoffnungen mit wenigen Sätzen zunichte machte. So war es ihm früher mit Frauen nie gegangen. Oder lagen seine Erfahrungen schon so weit zurück, dass er vergessen hatte, wie widerborstig sie trotz ihrer weichen Körper werden konnten?
    Er schlich die Treppe hoch in den ersten Stock. Seine Stimmung war so weit unter null, dass man für eine ähnliche Temperatur schon weit hinaus in den Weltraum musste. In voller Montur schmiss er sich aufs Bett. Dort lag er und versuchte zu begreifen. Die Konsequenzen zu überblicken. Normalerweise würde er, wenn sich solche gordischen Knoten um seinen Hals legten, nach dem Handy greifen und Mona konsultieren. Aber was sollte er jetzt machen? Was um alles in der Welt sollte er jetzt machen?
    Das Boheme war nicht seine Wahl gewesen. Aber als er sich schließlich in dem exklusiven Restaurant umschaute und durch die Fenster zur Esplanade hinübersah, fand er, dass es keinschlechtes Setting für eine Liebeserklärung war. Er hatte lange auf so eine Gelegenheit gewartet. Doch erst als er vor ein paar Tagen in einer kleinen Straße hinter dem Kaufhaus Magasin durch Zufall auf einen russischen Künstler gestoßen war, der wirklich göttliche Schmuckstücke fertigte, wusste er, dass es nun so weit war.
    Mit klopfendem Herzen saß er da, seine Hand in der Jackentasche knetete nervös den Seidenbeutel mit dem Ring. Mona sah ihm direkt in die Augen.
    »Carl, ich wollte heute mit dir sprechen. Wir sind nun so lange zusammen, dass es an der Zeit ist, sich zu fragen, was wir eigentlich füreinander sind.«
    Carl lächelte innerlich. Es war einfach perfekt. Einen besseren Auftakt für das, was er vorhatte, konnte man sich nicht wünschen.
    Er hielt das kleine Schmucksäckchen bereit, um es genau in dem Moment auf den Tisch zu werfen, in dem sie erklärte, es sei nun an der Zeit, ihrer Beziehung einen festeren Rahmen zu geben. Gemeinsame Wohnung, ein Ausflug zum Standesamt – was auch immer ihr einfiel, er war willens, alles mitzumachen. Natürlich würde es zu Hause einen kleinen Aufstand geben, aber es fände sich für alles eine Lösung. Solange Hardy für Mortens Pflegedienste dem Hausstand ein festes Einkommen sicherte und Mika mithalf, war im Magnolievej 73 kein Besitzerwechsel nötig.
    »Was wollen wir mit uns, Carl? Hast du darüber mal nachgedacht?«
    Er lächelte. »Ja, hab ich. Ich …«
    Da bekamen ihre Augen einen so milden Ausdruck, dass er sich gerührt unterbrach. Am liebsten hätte er ihr Gesicht vorsichtig zwischen seine Hände genommen. Die zarte Haut gespürt. Ihren weichen Mund geküsst. Doch da bemerkte er, wie sie energisch Luft holte, ein Reflex, der bei ihr für gewöhnlich tief greifende Erörterungen und folgenreiche Beschlüsseankündigte. Sie zögerte. Und das war okay. In entscheidenden Augenblicken soll man behutsam navigieren.
    »Carl, ich mag dich sehr«, sagte sie. »Du bist ein wunderbarer Mann. Aber führt das irgendwohin? Ich habe so oft darüber nachgedacht. Was würde sich eigentlich ändern, wenn das mit uns etwas Festeres würde? Wenn wir zusammenleben und morgens zusammen aufwachen würden?« Sie nahm seine Hand und presste

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