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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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auf Mona und den ganzen Schwachsinn. Sie waren ihm doch alle so was von scheißegal. Hauptsache, sie ließen ihn in Ruhe.
    Da spürte er im Zwerchfell plötzlich ein Zittern, das sich zu den Seiten hin fortpflanzte. Es war nicht unbedingt unangenehm, aber verhältnismäßig unheimlich. Als ob sich sämtliche Blutgefäße simultan zusammenzogen und wieder weiteten und gar nicht daran dachten, damit aufzuhören.
    Als Carl gerade meinte, sich an dieses Zittern gewöhnt zu haben, kroch ein eisiger Schauer an seinen Schulterblättern entlang bis in die Achselhöhlen, und kalter und heißer Schweiß verteilte sich über unterschiedliche Hautpartien.
    Hätte er noch nie einen Angstanfall gehabt, dann hätte er geglaubt, es wäre gerade einer im Anmarsch. Vielleicht war es ja auch einer. Oder spukte da wieder Mona herum?
    Mit bebenden Fingern langte er nach Roses Kaffeetasse und kippte die lauwarme Plörre in einem Zug runter. Wie nach einem Biss in eine unreife Zitrone zogen sich seine Gesichtsmuskeln zusammen. Er schnappte nach Luft – und dann wardas Gefühl aus seinem Körper verschwunden. Verdattert starrte er an die Decke. Dann seufzte er tief.
    Assad brach das Schweigen. »Ich bin übrigens schon oben bei Lars Bjørn gewesen, wie du gesagt hast, und er hat geantwortet, dass sie den Anweiler-Fall unter Kontrolle hätten. Roses Kritik sei kompletter Blödsinn.«
    Carl räusperte sich, seine Stimme fühlte sich wie eingerostet an. »Na, das ist ja ’ne Überraschung. Das hat Bjørn also wirklich gesagt?«
    »Ja. Er sagte, dass sie den Fall noch auf dem Tisch hätten und dass sie Anweiler schon zu fassen bekämen. Sie haben alles im Griff, Carl.«
    Sie sahen sich einen Moment an, dann prustete Assad los.
    »Alles Blödsinn, Carl. Er hat keinen feuchten Schimmer.«
    Carl lächelte. »Blassen Schimmer, Assad. Keinen blassen Schimmer. Aber okay. Da werde ich mal Marcus Jacobsen heimsuchen. Könntest du währenddessen so lieb sein und den Exmann der Toten anrufen und ihn bitten, schnellstmöglich herzukommen? Kannst ihn ja selbst wählen lassen: Streifenwagen oder Taxi.«

12
    Im Büro des Chefs der Mordkommission herrschte eine seltsame Atmosphäre. Was neulich noch wie eine harmlose Konfettihölle ausgesehen hatte, erinnerte jetzt an das Chaos eines Tatorts: aussortierte und durchgerissene Papiere, Berichte von Technikern, überall Fotos, die der Durchschnittsbürger nicht ohne Weiteres verkraften würde, Inhalte von ausgeleerten Schreibtischschubladen. Marcus Jacobsen war vermutlich bloß mit Aufräumen und Sortieren beschäftigt, aber es wirkte eher wie eine Reminiszenz an jahrhundertelange kämpferische Auseinandersetzungen.
    »Wer hat die Handgranate geworfen?«, versuchte Carl es mit einem Scherz und suchte dabei vergeblich nach einer Fläche, die sich als Sitzgelegenheit eignete.
    »Lis kommt gleich und bringt mir ein paar Müllsäcke. Kannst du nicht noch eine halbe Stunde warten, Carl?«
    »Ich wollte dir nur sagen, dass das Sonderdezernat Q den Fall Anweiler übernimmt.«
    Marcus Jacobsen, dessen Hand gerade zwischen den alten Radiergummis, abgebrochenen Bleistiften, ausgetrockneten Kugelschreibern und jahrzehntealten Krümeln einer Schublade abgetaucht war, blickte abrupt auf. »Nein, Carl, das wird das Sonderdezernat Q nicht tun. Der Fall gehört nach hier oben. Das war kein Geschenk, sondern nur eine Übungsaufgabe für Rose, schon vergessen? Du müsstest doch inzwischen gelernt haben, dass eure Fälle diejenigen sind, die wir zu euch nach unten schicken. Ihr habt nicht die freie Wahl – ihr könnt nur die Reihenfolge bestimmen.«
    »Marcus, ich habe dich informiert, und das soll mein Abschiedsgeschenkfür dich sein. Wir werden den Fall ruckzuck aufklären, und du kannst dir ein weiteres Leistungsabzeichen an die Brust heften. Das hast du dir in deinen letzten Tagen redlich verdient. Wie geht es dir im Übrigen, alles okay?«
    Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, lagen Marcus’ Nerven blank. Wenn ihm die Pension schon jetzt so zusetzte, wie würde sie dann in einer Woche oder einem Jahr an ihm nagen? Warum ließ er es denn nicht einfach bleiben, verdammt noch mal? Wie alt war er überhaupt? Sechzig?
    »Carl, ich kenne deine Einstellung zu Lars Bjørn. Dabei ist er ein guter Mann, es gibt wirklich keinen Grund, sich mit ihm anzulegen.«
    »Wenn er meine Einstellung nicht verkraftet, kann er mich ja feuern, jederzeit gerne. Dann muss er sich nur überlegen, was er mit dem Sonderdezernat Q anstellen will.

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