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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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wie sie stolpernd über die Röcke auf den
    Vater eindrang und ihn umarmend, in gänzlicher Vereinigung
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    mit ihm - nun versagte aber Gregors Sehkraft schon - die
    Hände an des Vaters Hinterkopf um Schonung von Gregors
    Leben bat.
    Die schwere Verwundung Gregors, an der er über einen Monat
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    litt - der Apfel blieb, da ihn niemand zu entfernen wagte, als
    sichtbares Andenken im Fleische sitzen - , schien selbst den
    Vater daran erinnert zu haben, daß Gregor trotz seiner gegen-
    wärtigen traurigen und ekelhaften Gestalt ein Familienmitglied
    war, das man nicht wie einen Feind behandeln durfte, sondern
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    dem gegenüber es das Gebot der Familienpflicht war, den
    Widerwillen hinunterzuschlucken und zu dulden, nichts als zu
    dulden. Und wenn nun auch Gregor durch seine Wunde an
    Beweglichkeit wahrscheinlich für immer verloren hatte und
    vorläufig zur Durchquerung seines Zimmers wie ein alter Inva-
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    lide lange, lange Minuten brauchte - an das Kriechen in der
    Höhe war nicht zu denken - , so bekam er für diese Ver-
    schlimmerung seines Zustandes einen seiner Meinung nach
    vollständig genügenden Ersatz dadurch, daß immer gegen
    Abend die Wohnzimmertür, die er schon ein bis zwei Stunden
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    vorher scharf zu beobachten pflegte, geöffnet wurde, so daß
    er, im Dunkel seines Zimmers liegend, vom Wohnzimmer aus
    unsichtbar, die ganze Familie beim beleuchteten Tische sehen
    und ihre Reden, gewissermaßen mit allgemeiner Erlaubnis,
    also ganz anders als früher, anhören durfte.
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    Freilich waren es nicht mehr die lebhaften Unterhaltungen
    der früheren Zeiten, an die Gregor in den kleinen Hotelzim-
    mern stets mit einigem Verlangen gedacht hatte, wenn er sich
    müde in das feuchte Bettzeug hatte werfen müssen. Es ging
    jetzt meist nur sehr still zu. Der Vater schlief bald nach dem
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    Nachtessen in seinem Sessel ein; die Mutter und Schwester
    ermahnten einander zur Stille; die Mutter nähte, weit unter
    das Licht vorgebeugt, feine Wäsche für ein Modengeschäft; die
    Schwester, die eine Stellung als Verkäuferin angenommen
    hatte, lernte am Abend Stenographie und Französisch, um
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    vielleicht später einmal einen besseren Posten zu erreichen.
    Manchmal wachte der Vater auf, und als wisse er gar nicht,
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    Franz Kafka: Erzählungen

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    daß er geschlafen habe, sagte er zur Mutter: "Wie lange du
    heute schon wieder nähst!" und schlief sofort wieder ein, während Mutter und Schwester einander müde zulächelten.
    Mit einer Art Eigensinn weigerte sich der Vater, auch zu
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    Hause seine Dieneruniform abzulegen; und während der
    Schlafrock nutzlos am Kleiderhaken hing, schlummerte der
    Vater vollständig angezogen auf seinem Platz, als sei er immer
    zu seinem Dienste bereit und warte auch hier auf die Stimme
    des Vorgesetzten. Infolgedessen verlor die gleich anfangs nicht
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    neue Uniform trotz aller Sorgfalt von Mutter und Schwester an
    Reinlichkeit, und Gregor sah oft ganze Abende lang auf dieses
    über und über fleckige, mit seinen stets geputzte Goldknöpfen
    leuchtende Kleid, in dem der alte Mann höchst unbequem und
    doch ruhig schlief.
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    Sobald die Uhr zehn schlug, suchte die Mutter durch leise
    Zusprache den Vater zu wecken und dann zu überreden, ins
    Bett zu gehen, denn hier war es doch kein richtiger Schlaf und
    diesen hatte der Vater, der um sechs Uhr seinen Dienst antre-
    ten mußte, äußerst nötig. Aber in dem Eigensinn, der ihn,
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    seitdem er Diener war, ergriffen hatte, bestand er immer dar-
    auf noch länger bei Tisch zu bleiben, trotzdem er regelmäßig
    einschlief, und war dann überdies nur mit der größten Mühe zu
    bewegen, den Sessel mit dem Bett zu vertauschen. Da moch-
    ten Mutter und Schwester mit kleinen Ermahnungen noch so
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    sehr auf ihn eindringen, viertelstundenlang schüttelte er lang-
    sam den Kopf hielt, die Augen geschlossen und stand nicht
    auf. Die Mutter zupfte ihn am Ärmel, sagte ihm Schmeichel-
    worte ins Ohr, die Schwester verließ ihre Aufgabe, um der
    Mutter zu helfen, aber beim Vater verfing das nicht. Er versank
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    nur noch tiefer in seinen Sessel. Erst bis ihn die Frauen unter
    den Achseln faßten, schlug er die Augen auf, sah abwechselnd
    die Mutter und die Schwester an und pflegte zu sagen: "Das ist ein Leben. Das ist die Ruhe meiner alten Tage." Und auf die beiden Frauen gestützt, erhob er sich, umständlich, als sei er
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    für sich selbst die größte Last, ließ

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