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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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und
    unüberlegt: "Komm, wollen wir nicht lieber auf einen Augen-
    blick noch ins Wohnzimmer zurückgehen?" Die Absicht Gretes
    war für Gregor klar, sie wollte die Mutter in Sicherheit bringen und dann ihn von der Wand hinunterjagen. Nun, sie konnte es
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    ja immerhin versuchen! Er saß auf seinem Bild und gab es
    nicht her. Lieber würde er Grete ins Gesicht springen.
    Aber Gretes Worte hatten die Mutter erst recht beunruhigt, sie
    trat zur Seite, erblickte den riesigen braunen Fleck auf der
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    geblümten Tapete, rief, ehe ihr eigentlich zum Bewußtsein
    kam, daß das Gregor war, was sie sah, mit schreiender, rauher
    Stimme: "Ach Gott, ach Gott!" und fiel mit ausgebreiteten Armen, als gebe sie alles auf, über das Kanapee hin und rührte
    sich nicht. "Du, Gregor!" rief die Schwester mit erhobener 40
    Faust und eindringlichen Blicken. Es waren seit der Verwand-
    lung die ersten Worte, die sie unmittelbar an ihn gerichtet
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    hatte. Sie lief ins Nebenzimmer, um irgendeine Essenz zu
    holen, mit der sie die Mutter aus ihrer Ohnmacht wecken
    könnte; Gregor wollte auch helfen - zur Rettung des Bildes war
    noch Zeit - , er klebte aber fest an dem Glas und mußte sich
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    mit Gewalt losreißen; er lief dann auch ins Nebenzimmer, als
    könne er der Schwester irgendeinen Rat geben, wie in früherer
    Zeit; mußte dann aber untätig hinter ihr stehen; während sie
    in verschiedenen Fläschchen kramte, erschreckte sie noch, als
    sie sich umdrehte; eine Flasche fiel auf den Boden und zer-
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    brach; ein Splitter verletzte Gregor im Gesicht, irgendeine
    ätzende Medizin umfloß ihn; Grete nahm nun, ohne sich länger
    aufzuhalten, soviel Fläschchen, als sie nur halten konnte, und
    rannte mit ihnen zur Mutter hinein; die Tür schlug sie mit dem
    Fuße zu. Gregor war nun von der Mutter abgeschlossen, die
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    durch seine Schuld vielleicht dem Tod nahe war; die Tür durfte
    er nicht öffnen, wollte er die Schwester, die bei der Mutter
    bleiben mußte, nicht verjagen; er hatte jetzt nichts zu tun, als zu warten; und von Selbstvorwürfen und Besorgnis bedrängt,
    begann er zu kriechen, überkroch alles, Wände, Möbel und
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    Zimmerdecke und fiel endlich in seiner Verzweiflung, als sich
    das ganze Zimmer schon um ihn zu drehen anfing, mitten auf
    den großen Tisch.
    Es verging eine kleine Weile, Gregor lag matt da, ringsher-
    um war es still, vielleicht war das ein gutes Zeichen. Da läute-
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    te es. Das Mädchen war natürlich in ihrer Küche eingesperrt
    und Grete mußte daher öffnen gehen. Der Vater war gekom-
    men. "Was ist geschehen?" waren seine ersten Worte; Gretes Aussehen hatte ihm wohl alles verraten. Grete antwortete mit
    dumpfer Stimme, offenbar drückte sie ihr Gesicht an des Va-
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    ters Brust: "Die Mutter war ohnmächtig, aber es geht ihr schon besser. Gregor ist ausgebrochen." "Ich habe es ja erwartet", sagte der Vater, "ich habe es euch ja immer gesagt, aber ihr Frauen wollt nicht hören."
    Gregor war es klar, daß der Vater Gretes allzu kurze Mittei-
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    lung schlecht gedeutet hatte und annahm, daß Gregor sich
    irgendeine Gewalttat habe zuschulden kommen lassen. Des-
    halb mußte Gregor den Vater jetzt zu besänftigen suchen,
    denn ihn aufzuklären hatte er weder Zeit noch Möglichkeit.
    Und so flüchtete er sich zur Tür seines Zimmers und drückte
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    sich an sie, damit der Vater beim Eintritt vom Vorzimmer her
    gleich sehen könne, daß Gregor die beste Absicht habe, sofort
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    Franz Kafka: Erzählungen

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    in sein Zimmer zurückzukehren, und daß es nicht nötig sei, ihn
    zurückzutreiben, sondern daß man nur die Tür zu öffnen brau-
    che, und gleich werde er verschwinden.
    Aber der Vater war nicht in der Stimmung, solche Feinheiten
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    zu bemerken; "Ah!" rief er gleich beim Eintritt in einem Tone, als sei er gleichzeitig wütend und froh. Gregor zog den Kopf
    von der Tür zurück und hob ihn gegen den Vater. So hatte er
    sich den Vater wirklich nicht vorgestellt, wie er jetzt dastand; allerdings hatte er in der letzten Zeit über dem neuartigen
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    Herumkriechen versäumt, sich so wie früher um die Vorgänge
    in der übrigen Wohnung zu kümmern, und hätte eigentlich
    darauf gefaßt sein müssen, veränderte Verhältnisse anzutref-
    fen. Trotzdem, trotzdem, war das noch der Vater? Der gleiche
    Mann, der müde im Bett vergraben

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