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Erzaehlungen

Erzaehlungen

Titel: Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bernhard
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Inständigkeit erwarten, als daß uns ein Mensch, und wie oft denken wir: gleichgültig, was für ein Mensch, sei er ein Un mensch!, aufsucht und unsere Hochgebirgsmarter unterbricht, unser lebenslängliches Exerzitium, unsere Einsamkeitshölle. Wir haben uns damit abgefunden, für uns zu sein, aber denken doch immer wieder, es könnte ein Mensch nach Stilfs kommen und wissen nicht, sucht uns einer auf, ist es unsinnig oder schädlich, oder schädlich und unsinnig, daß uns dieser Mensch aufsucht,wir fragen uns, ist es notwendig , daß dieser Mensch nach Stilfs herauf kommt, ist es nicht eine gemeine Verletzung unserer Einsamkeitsregel oder unsere Rettung. Tatsächlich empfinden wir die meisten, die noch herauf kommen, die wenigen, die sich überhaupt noch zu uns herauf getrauen, Erfahrungen und Gerüchte erschweren ja ihren Entschluß, machen sie unfähig, Stilfs aufzusuchen, als Schädlinge. Tagelang denken wir, ist ein solcher Mensch wieder fort, über den Grad der Zerstörung nach, den er in uns verursacht hat. Wir sprechen dann nichts und versuchen durch unser Schweigen und verdoppelte und verdreifachte Körperarbeit in den Ställen und in der Tenne und in den Wäldern den Lähmungszustand, den uns dieser Besucher verursacht hat, zuerst zu ertragen, dann herabzumildern und aufzuheben. Was für eine ungeheure Strafe Stilfs für uns ist, kommt uns dann, wenn wir von einem uns plötzlich überraschenden Besucher schon in kurzer Zeit auf das äußerste angegriffen sind, unseren Wirtschaftsdienst intensivieren, in körperlicher Arbeitsübertreibung uns gegenseitig erschöpfen, auf das entsetzlichste zu Bewußtsein. Die Wahrheit ist die: dem wir entkommen wollen, das uns aber mit immer noch größerer Rücksichtslosigkeit einkerkert, einfach zu einem unüberwindlichen Dauerzustand geworden ist, Stilfs, das wir zwar aus Gewohnheit lieben, aber aus Verstandesgründen zutiefst verabscheuen, ja mit geradezu erniedrigender Besessenheit hassen, Stilfs, das suchen diese Leute, die wir aus der frühesten, frühen und späteren Kindheit und Nachkindheit kennen, aus den verschiedensten Ferien- und Studienorten zu den verschiedensten Zwecken auf, zum Vergnügungs- oder zum Verleumdungs- oder zum Vernichtungszweck. Diese Leute sind sämtliche außerverwandtschaftliche, die Verwandtschaft kommt nicht mehr. Und in Zukunft nurmehr und auch das nur noch widerwillig zum Sterbe- und Erbezweck. Die Leute, die uns noch aufsuchen, sind mit uns nicht verwandt und wir fragen uns nach Berührungspunkten. Alle diese Leute sind nichts als Neugierund der Großteil redet laut und mißbraucht alles, aber, denken wir, zur Abwechslung einmal in Stilfs, andere, als unsere eigenen Redensarten, andere, als unsere eigenen Gedanken usf., und wir denken, der Mensch hat uns noch gefehlt, jetzt sind wir Verräter an uns, Tage, Wochen, warum wir diesen Menschen nicht in der ersten Stunde über die Mauer hinunter geworfen haben usf. Die Besucher, die herauf kommen, bedeuten uns Zeitraub und dadurch Unglück. Es gibt aber welche, die wenigsten, seltensten, die uns glücklich machen. Ein solcher Besucher ist uns der Engländer. Aber auch der sagt, ist er da, was Stilfs sei, daß wir nicht wüßten, was es ist, daß wir nicht zugeben, was es ist, daß wir Stilfs hassen, an Stilfs ununterbrochen das größte Verleumdungsverbrechen begehen usf., begreife er nicht, denn warum?, daß uns Stilfs Überdruß, Apathie sei, Verzweiflung. Die Ruhe und die Konzentrationsmöglichkeit sagt er, Wörter, die wir hier immer gehört haben, die uns von allen, denen Stilfs das entgegengesetzte ist, bekannt sind. Das Verbrechen der Geschwätzigkeit begehen alle diese Leute dazu, uns fortwährend, bei jeder Gelegenheit, zu sagen, was Stilfs wirklich sei, was wir nicht wüßten, das es ist, Stilfs, diese Leute, die das ganze Jahr über in einem stupiden Vertrauensverhältnis zur ganzen Welt stehen und ihre Bedürfnisse in den Großstädten befriedigen. Wie der Dummkopf als Laie dem Fachmann mit der Unverschämtheit der Gegenwart und voll Hochmut sein Fach erläutert, so erläutern uns unsere Besucher Stilfs. Alles aus ihrem ständig offenen Mund sagt, daß sie wissen, was wir nicht wissen. Fortwährend beantworten unsere Besucher Stilfs betreffende Fragen, die wir ihrer Meinung nach genauso fortwährend gestellt haben, obwohl wir unseren Besuchern niemals eine einzige Stilfs betreffende Frage gestellt haben. Weil wir über Stilfs alles wissen. Die Meinungen unserer Besucher über

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