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Erzaehlungen

Erzaehlungen

Titel: Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Schnitzler
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heiteres und neugieriges Gefallen fanden, hatten ihm Geld gegeben, damit er weiterspielen könnte, und – nun begann das Glück, das unerhörte, rätselhafte Glück.
    ...Weldein erhob sich vom Bettrande und begann im Zimmer hin und her zu gehen. Seine Augen glühten, wie er nun sein Erlebnis in Gedanken ein zweitesmal durchlebte ... Er sah sich mit den beiden Fremden die dumpfe Wirtsstube verlassen, er hatte dort nichts mehr zu suchen; die anderen Spieler, denen er all ihr Geld abgewonnen, waren verdrossen aufgestanden.
    Und wie er nun in der engen Vorstadtgasse stand und die beiden Fremden näher betrachtete, die ihm erschienen waren wie die guten Geister im Märchen! ... Er mußte ihnen erzählen, wem sie eigentlich geholfen hatten. Ach ja, wem! Einem armen Anstreicher, der einmal Maler hatte werden sollen und dem alles fehlgeschlagen war, was er begonnen ... aber wahrhaftig auch alles! Nun hatte er für Weib und Kind zu sorgen, brachte sich auch mühselig und redlich durch die Welt. Nur zuweilen kam es wie ein böses Verhängnis über ihn; das war in jenen Wochen, in denen er spielen und trinken mußte, ja, mußte! ob er wollte oder nicht. Und auch im Spiel immer das alte Unglück! Heute wieder, wie jedesmal!
    Wer aber waren die Fremden? Er hatte sie einfach darum gefragt, und sie nannten sich vor ihm: der eine Graf Spaun, der andere Freiherr von Reutern, was ihm weiter nicht sonderbar vorkam; denn daß es junge Leute von Adel waren, das hatte er ihnen auf den ersten Blick angesehen.
    ...Und jetzt, während sie durch die abendlich stillen Gassen der Vorstadt schritten, entschied sich Weldeins Los! – Denn die beiden Männer an seiner Seite waren erfindungsreich, lustig und kühn. Wäre ihnen sonst ein so seltsamer Plan durch den Kopf geflogen? Hätten sie sonst den Streich ausgedacht, den sie mit ihm vollführten?
    Und nun zogen, der Reihe nach, die seltsamen Bilder der heutigen Nacht vor ihm vorüber. Er erblickte sich im Laden des Friseurs, wo sein wirres Haupt-und Barthaar sorglich hergerichtet wurde; er sah sich in dem Ankleidezimmer des Grafen, wo man ihn mit dem eleganten Gesellschaftsanzuge versah, den er jetzt noch am Leibe trug. Und dann – dann sah er sich mitten unter all jenen reichen und vornehmen Herren am grünen Tische sitzen, in dem großen, prächtigen Spielsaal des Klubs mit den vielen glänzenden Spiegeln, und er erinnerte sich, wie er, der Verabredung getreu, einen schweigsamen Amerikaner vorstellen mußte, den der Zufall der Reisen einmal auch hierher gebracht, die alten Freunde aufzusuchen, die er kennengelernt ... wo nur? ... in Moskau ... oder Paris. Die zwei Herren, die ihn heraufgebracht, hatten wohl nicht gedacht, wie ihr Karnevalsscherz enden würde ... Mit brennender Deutlichkeit sah Weldein alles wieder vor sich; ihm war, als fühlte er die glatten Karten in seiner Hand; er erblickte die Goldstücke, die Banknoten, die sich vor ihm häuften; er erinnerte sich, wie auf dem Stuhl neben ihm ein eisgefüllter Kübel mit einer Flasche Champagner stand, und wie er Glas auf Glas von dem berauschenden Getränke hinunterstürzte. Auch des eigentümlichen Ausdruckes in den Gesichtern der anderen Spieler entsann er sich völlig genau: wie sie zuerst erstaunt waren über sein nie versagendes Glück, und wie dann das Erstaunen in Bestürzung überging, als er mit jeder Karte gewann ... und endlich aufstand, leuchtenden Auges, aber wortlos starr ob seines Abenteuers – ein reicher Mann!
    Und nun hatte der Graf ihn über die breite mit Teppichen bedeckte Treppe hinabgeleitet, ohne ein Wort mit ihm zu sprechen. Sie standen unten beim offenen Tore. Die Straße vor ihnen war menschenleer. Die Laternen brannten hell, eine wunderbare milde Luft wehte durch die Nacht. »Gehen Sie ... Herr Weldein ... gehen Sie nach Hause ...«, sagte der Graf. Und Weldein stand auf der Straße, allein – mit einem Vermögen in der Tasche. Er wandte sich um, sein hochgeborener Freund verschwand eben im Stiegenhause, ohne sich noch einmal umzusehen ... Die Flammen in den Straßenlaternen tanzten, und Weldein schwankte davon ...
    Und wie er nun überdenken wollte, was in dieser Nacht weiter mit ihm geschehen, stauten sich seine Gedanken. Er besann sich kaum, wie er nach Hause gekommen. Aber alles hatte er erlebt, wahrhaftig erlebt, und er war reich, daran gab es keinen Zweifel mehr ... Und während er im Zimmer auf und ab ging, murmelte er vor sich hin:
    »Was nun? – Die heutige Nacht bleibt mein Geheimnis ... denn

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