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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mich!
    O welch ein Glück
    Dies Himmelswort aus Deinem Munde!«
     
    kann nur noch ein Vivace furioso genannt werden, und das Violoncell des Orchesters giebt sich keine Mühe mehr, der Stimme des Sängers in ihren Biegungen zu folgen, wie es in der Partitur angegeben ist. Raoul ruft zwar:
     
    »Du sprichst es und ich hör’ es gar zu gern
    Dies Geständniß Deiner Liebe«,
     
    aber Valentine kann nicht weiter sprechen; man fühlt, daß Raoul von einem ungewohnten Feuer verzehrt wird. Seine hohen Töne
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haben einen erschrecklichen Klang; er arbeitet sich ab, gesticulirt, steht förmlich in Flammen.
    Die Lärmglocke erschallt, aber wie merkwürdig keuchend. Der Läutende hat augenscheinlich keine Gewalt mehr über sich und zwingt den Ton zu einer Heftigkeit, die mit der Raserei des Orchesters rivalisirt.
    Endlich geht die Stretta :
     
    »Keine Rettung giebt es mehr!
    Duch die dunkle Nacht erschallen
    Rachestimmen zu uns her«,
     
    die den prächtigen Act endigen soll, und die der Componist Allegro con moto bezeichnet, in einem zügellosen Prestissimo , wie ein vorüberfahrender Courierzug, auf und davon. Die Sturmglocke ertönt von Neuem, Valentine sinkt ohnmächtig zusammen, und Raoul stürzt zum Fenster hinaus!
    Es war hohe Zeit zum Schluß der Vorstellung; das Orchester hätte vor unbegreiflicher Trunkenheit nicht weiter spielen können; der Stab des Dirigenten war zu einem Stück Holz geworden, mit dem er auf dem Souffleurkasten herumhämmerte; die Geigensaiten sind gesprungen, die Griffe verdreht, die Pauke platzte unter der wüthenden Bearbeitung des Paukenschlägers, und der Contrebassist thront oben auf seinem wohlklingenden Gebäude. Die erste Clarinette hat das Mundstück ihres Instruments hinuntergeschluckt, und der zweite Hautboist zerkaut seine Rohrzüngelchen zwischen den Zähnen.
     

    Fioravanti hatte sich ungeheure Erfolge errungen. (S. 43.)
     
    Die Coulisse an der Posaune ist verbogen, und der unglückliche Hornist endlich kann seine Hand nicht mehr zurückziehen; er hat sie im Eifer des Spiels zu tief in die Stürze seines Horns hineingesenkt.
    Und das Publicum? Das Publicum keucht, gesticulirt, heult! alle Gesichter erscheinen in einem sonderbaren, rothen Lichte, wie wenn die Körper innerlich von Brand verzehrt würden.
     

    Man drängt sich, streitet und schlägt auf einander los. (S. 50.)
     
    Man stößt einander, um hinauszukommen, die Männer vergessen ihre Hüte, die Frauen ihre Mäntel; man drängt sich in den Gängen, streitet sich und schlägt aufeinander los. Keine Autorität gilt mehr! Der Bürgermeister wird nicht mehr beachtet; nur eine wahrhaft infernalische Ueberaufregung allenthalben…
    Einige Augenblicke später, als das Publicum sich wieder auf der Straße befindet, gewinnt ein Jeder die gewohnte Ruhe wieder und kehrt friedlich in sein Haus zurück, nur eine verworrene Erinnerung an die Vorgänge im Schauspielhause ist zurückgeblieben.
    Der vierte Act der »Hugenotten«, der ehemals sechs ausgeschlagene Stunden zu seiner Aufführung in Anspruch nahm, war heute bereits zwölf Minuten vor fünf Uhr zu Ende.
    Er hatte genau achtzehn Minuten gedauert.
Fußnoten
    1 Plötzlicher Uebergang in ein eiligeres Tempo, namentlich im Finale der Opern.
Achtes Capitel, in dem der antike, feierliche, deutsche Walzer sich in einem raschen Wirbel umwandelt.
    Wenn die Theaterbesucher, nachdem sie zu Hause angekommen waren, ihre gewohnte Ruhe wieder erlangten und nur eine Art vorübergehender Abstumpfung fühlten, hatten sie nichtsdestoweniger eine enorme Aufregung durchgemacht, und vernichtet und zerschlagen, als hätten sie sich eine Ausschweifung bei Tafel zu Schulden kommen lassen, sanken sie auf ihr Lager nieder.
    Am folgenden Tage hatte natürlich Jeder eine gewisse traumhafte Rückerinnerung an die Ereignisse des vorhergehenden Abends. Dem Einen fehlte sein Hut, den er in dem allgemeinen Wirrwarr verloren hatte, dem Anderen ein Rockzipfel, der ihm in dem Gedränge abgerissen war; diese vermißte einen seinen prünellfarbenen Schuh, jene ihre Sonntagsmantille, und durch alle diese sichtbaren Erinnerungszeichen kam den ehrlichen Bürgern nach und nach das Gedächtniß zurück, und eine Art Scham über ihre nicht näher zu qualificirende Aufwallung ergriff sie. Sie gedachten des gestrigen Abends etwa wie einer Orgie, in der sie die unbewußten Helden gewesen waren; man sprach nicht weiter davon und zog es sogar vor, nicht mehr daran zu denken.
    Am meisten verdutzt und consternirt

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