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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Bürgermeister, und versetzte seinem Gegner einen wuchtigen Faustschlag unter die Nase.
    – So wie es Ihnen beliebt!« heulte Rath Niklausse, indem er mit seinem rechten Bein eine fast unglaubliche Schwenkung ausführte.
    Der Wächter war gerade selbst in erbitterter Stimmung; »warum«, wäre wohl schwer zu sagen gewesen, und fand deshalb diese stürmische Scene ganz in der Ordnung. Ich weiß nicht, welche persönliche Ueberaufregung ihn dazu trieb, sich in die Sache zu mischen, er wußte sich jedoch zu beherrschen, und begnügte sich im Stadtviertel die Nachricht zu verbreiten, daß zwischen dem Bürgermeister van Tricasse und dem Rath Niklausse nächstens ein Zweikampf statthaben würde.
Vierzehntes Capitel, in dem die Dinge so weit getrieben werden, daß die Einwohner von Quiquendone, die Leser und sogar der Verfasser auf sofortige Lösung dringen.
    Bis zu welchem Grade die Exaltation der quiquendonianischen Bevölkerung sich erheben konnte, ist wohl genugsam durch den zuletzt mitgetheilten Vorfall bewiesen. Die beiden ältesten Freunde der ganzen Stadt, sie, die vor Eindrang des Uebels die Sanftmuth selbst waren, hatten sich zu einem solchen Act der Gewalt hinreißen lassen, und zwar nur wenige Minuten, nachdem ihre alte Sympathie, ihre liebenswürdige Nonchalance, ihr beschauliches Temperament oben auf dem Thurme die Oberhand gewonnen hatten.
    Als Doctor Ox von diesem Vorgang erfuhr, konnte er seine Freude kaum beherrschen, und lehnte sich entschieden gegen die Ansicht seines Famulus auf, der ihn um Mäßigung bat und prophezeite, daß die Sache ein böses Ende nehmen würde.
    Uebrigens waren Doctor Ox und sein Famulus Ygen der allgemeinen Exaltation ebenso wohl unterworfen wie die ganze übrige Bevölkerung, und es kam bei ihnen zu einem Zank, wie heute Morgen zwischen dem Bürgermeister und Rath.
    Uebrigens müssen wir hier bemerken, daß sich gegenwärtig alle Interessen in einer Frage concentrirten, und so jede feindliche Begegnung, die nicht mit der virgamen’schen Angelegenheit zusammenhing, vorläufig in den Hintergrund geschoben wurde. Niemand durfte daran denken, sein Blut unnütz zu vergießen, so lange es bis auf den letzten Tropfen dem von Gefahr bedrohten Vaterland gehörte.
    Die Umstände waren wirklich bedenklich geworden; man konnte sich dem nicht mehr verschließen.
    Der Bürgermeister van Tricasse war, trotz all seiner kriegerischen Gluth, der Meinung gewesen, man dürfe den Feind nicht überfallen, ohne ihn vorher zu benachrichtigen. Er hatte also durch das Organ des Feldhüters, Herrn Hottering, die Virgamener feierlichst ersuchen lassen, ihm Genugthuung für die im Jahre 1195 am Territorium von Quiquendone begangene Rechtsübertretung zu gewähren.
    Die Behörden in Virgamen hatten jedoch nicht errathen können, um was es sich handle, und der Feldhüter war trotz seines officiellen Charakters auf sehr cavaliermäßige Weise an die Luft gesetzt worden.
    Vau Tricasse sandte nun den Adjutanten des Conditor-Generals, den Bürger Hildevert Shuman, ab, der ein Gerstenzuckerfabrikant und sehr fester, energischer Mann war; dieser sollte den Behörden Virgamens die genaue Urkunde nebst dem durch die Sorgfalt des Bürgermeisters Natalis van Tricasse im Jahre 1195 aufgenommenen Protokoll bringen
    Die Behörden von Virgamen aber brachen in ein schallendes Gelächter aus, und es erging dem Adjutanten nicht um ein Härchen besser als Herrn Hottering, dem Feldhüter.
    Nun setzte der Bürgermeister für die Notabeln der Stadt eine Versammlung an; ein kräftig redigirter Brief wurde in Gestalt eines Ultimatums abgefaßt, der
casus belli
darin klar dargelegt und gehörig beleuchtet, und schließlich der schuldigen Stadt eine Frist von vierundzwanzig Stunden gewährt, um die Quiquendone angethane Beleidigung wieder gut zu machen.
    Der Brief ging ab, kam aber nach wenigen Stunden wieder zurück, und zwar in lauter kleine Stücke zerrissen, die natürlich als eben so viel neue Beleidigungen anzusehen waren. Die Virgamener glaubten die liebenswürdige Geduld der Quiquendonianer zu gut zu kennen, um ihre Reclamation, ihren
casus belli
und ihr Ultimatum für baare Münze zu nehmen.
    Jetzt blieb nur noch Eins zu thun übrig: man mußte das Loos der Waffen entscheiden lassen, den Gott der Schlachten anrufen und sich, nach dem Beispiel der Preußen, auf die Virgamener stürzen, ehe diese sich vollends gerüstet hatten.
    Solches wurde in einer feierlichen Rathssitzung beschlossen, die von Zank-und Scheltworten und

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