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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bemerkt zu werden, nach der Kirche Santa-Anna, überließ ihr Maulthier dem Neger und trat in das katholische Gotteshaus ein, wo sie den Pater Joachim rufen ließ. Dann sank sie auf den Steinquadern in die Kniee und verrichtete ein Gebet für Martin Paz’ erlöste Seele.
IV.
    Jeder Andere, als Martin Paz, wäre wohl in den Fluthen der Rimac umgekommen. Um dem Tode zu entgehen, bedurfte es seiner ganz außergewöhnlichen Körperkraft, seines unbesiegbaren Willens und vorzüglich des kalten Blutes, das ein Privilegium der freien Indianer der Neuen Welt zu sein scheint.
    Martin Paz wußte recht gut, daß die Soldaten Alles aufbieten würden, um ihn unterhalb der Brücke, wo der Strom fast nicht zu passiren war, abzufangen, doch es gelang ihm, alle Hindernisse siegreich zu überwinden. Weiter stromaufwärts bot ihm das Wasser weniger Schwierigkeiten, und er vermochte, noch bevor Jemand dahin kam, das Ufer zu erreichen, wo er sich zunächst hinter einem Magnolienbusche verbarg.
    Doch was nun beginnen? Die Soldaten konnten sich ja wohl anders besinnen und auch am Flusse stromaufwärts nachsuchen Martin Paz wäre dann ganz sicher ergriffen worden. Schnell entschlossen, kam ihm der Gedanke, nach der Stadt zurückzukehren und sich dort irgendwo zu verbergen.
    Um etwaigen Eingebornen, die sich verspätet hatten, ausweichen zu können, wählte er eine der breitesten Straßen. Doch überall schien es ihm, als ob man ihm auflauere. Er durfte nicht zaudern. Da zeigte sich seinen Blicken ein glänzend erleuchtetes Haus; noch stand der Thorweg desselben weit offen, durch den die Equipagen rasselten, welche die Spitzen der spanischen Aristokratie wieder nach Hause führten.
    Ungesehen schlüpfte Martin Paz in das Haus hinein, dessen Pforten sich sehr bald hinter ihm schlossen. Ohne weiter zu überlegen, eilte er eine Treppe von Cedernholz, deren Wände mit kostbaren Tapeten geschmückt waren, hinauf; die Salons des Hauses glänzten noch in einem Lichtmeere, waren aber vollkommen menschenleer; mit der Schnelligkeit eines Blitzes durchlief er dieselben und verbarg sich endlich in einem dunkleren Zimmer.
    Bald erloschen die letzten Lichter, und ein tiefes Schweigen senkte sich über das Haus.
    Martin Paz bemühte sich nun, seine Umgebung kennen zu lernen. Die Fenster dieses Zimmers öffneten sich nach einem inneren Garten, von hier aus erschien ihm eine Flucht ausführbar, und eben wollte er sich hinaus schwingen, als er hinter sich die Worte hörte:
    »Señor, Ihr habt vergessen, die Diamanten zu stehlen, die ich auf diesem Tische zurückgelassen hatte!«
    Martin Paz wendete sich um. Ein Mann von stolzem Aussehen wies mit dem Finger nach einem Schmuckkästchen.
    Tief gekränkt, näherte sich der Indianer dem Spanier, der eine unerschütterliche Ruhe bewahrte, zog seinen Dolch, den er gegen sich selber kehrte, und erwiderte:
    »Señor, wenn Sie diese Worte wiederholen, so tödte ich mich vor Ihren Augen!«
     

    »Pack Dich!« erwiderte ihr streng der Greis. (S. 228.)
     
    Der erstaunte Spanier betrachtete den Eindringling genauer und fühlte in seinem Herzen eine Art Sympathie für Jenen erwachen. Er ging nach dem Fenster, schloß dieses geräuschlos und wendete sich wieder zu dem Indianer, dessen Dolch zur Erde gefallen war.
    »Wer sind Sie? fragte er.
     

    Sie verrichtete ein Gebet für Martin Paz’ erlöste Seele. (S. 230)
     
    – Der Indianer Martin Paz … Ich bin von Soldaten verfolgt, weil ich mich gegen einen Mestizen, der mich angriff, wehrte und ihn mit einem Dolchstoße niederwarf. Jener Mestize ist der Verlobte eines Mädchens, das ich liebe. Und jetzt, Señor, können Sie mich meinen Feinden ausliefern, wenn es Ihnen gut dünkt!
    – Herr, erwiderte einfach der Spanier, morgen reife ich nach den Bädern von Chorillos. Ist es Ihnen recht, mich zu begleiten, so werden Sie augenblicklich vor jeder Verfolgung gesichert sein und sich niemals über die Gastfreundschaft des Marquis Don Vegal zu beklagen haben!«
    Martin Paz verbeugte sich kühl.
    »Bis morgen können Sie wohl auf diesem Ruhebette übernachten, fuhr Don Vegal fort. Kein Mensch wird Ihre Zuflucht verrathen.«
    Der Spanier verließ das Gemach und den Indianer in seiner Erregung über solch edelmüthiges Zutrauen; dann aber legte sich Martin Paz im Vertrauen auf den Schutz des Marquis nieder und schlief sorgenlos ein.
    Am andern Tage traf der Marquis mit Sonnenaufgang die letzten Anordnungen zu seiner Abreise und ließ den Juden Samuel zu sich rufen; vorher

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